Wir sind was wir haben - Die tiefere Bedeutung der Dinge fuer unser Leben
nicht lebensnotwendig, hat aber einen mittelbaren Nutzen. Er wirkt wie der prachtvolle Schwanz eines Pfaus, der Konkurrenten und weiblichen Artgenossen signalisiert: »Ich kann es mir leisten, in solch nutzlosen Luxus zu investieren.«
Heute kann man vom Auto sicherlich nicht mehr als »typisch männlichem« Objekt sprechen, schließlich sind weibliche Fahrer keine Besonderheit mehr. Zwischen den Empfindungen von Männern und Frauen gegenüber ihren vierrädrigen Gefährten liegen aber dennoch Welten. In einem kürzlich veröffentlichten psychologischen Report mit dem bezeichnenden Titel »Das geheime Leben von Autos und was sie über uns verraten« beschreibt ein interdisziplinäres Forscherteam von BMW Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Autobesitzern. Im Allgemeinen sei es Männer unangenehm, über ihre Emotionen zu Menschen, Erfahrungen und Dinge zu sprechen, heißt es dort. Aber wenn es um ihre Gefühle zu Autos geht, seien sie genauso gesprächig wie Frauen – wenn nicht sogar mehr. »Es ist wahrscheinlich schwierig«, schreiben die Wissenschaftler mit erfrischender Ironie, »ein anderes Thema zu finden, das Männern Antworten wie diese entlockt.« Und dann folgt ein Zitat, in dem ein 35 -Jähriger seine Sinnesempfindungen und Wohlgefühle beim Fahren so differenziert und detailreich beschreibt, wie es eine Autofahrerin wohl kaum täte.
Die ungewöhnliche Sensibilität und Offenheit der Männer in diesem Bereich begründen die Autoforscher paradoxerweise mit dem gering ausgeprägten männlichen Körpergefühl. Da sich Männer ihres Körpers weniger bewusst sind als Frauen, so die Argumentation, ist ihr Selbstgefühl weniger stark an die eigene Physis gebunden und kann leichter auf Objekte wie ein Auto übertragen werden. In der Tat haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass manche Männer ihr Auto als Verlängerung des eigenen Körpers erleben. »Dies mag auch erklären«, folgern die Forscher, »warum männliche Autobesitzer oft äußerst empfindlich reagieren, wenn andere ihr Fahrzeug berühren, und warum sie im Zuge von Auseinandersetzungen gerne den Wagen des Kontrahenten attackieren.« (Ich musste bei dieser Passage an die erstaunliche Putzleidenschaft denken, die manche Männer im Hinblick auf Autos entwickeln. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse erscheint sie in ganz neuem Licht. Ein Mann, der samstags seinen Wagen poliert, muss man wohl schließen, bringt eigentlich sich selbst zum Glänzen.)
Bei Frauen dagegen findet man eine stärkere Identifikation zwischen Körper und Selbst, heißt es im Report. Deshalb projizieren sie ihr Selbst weniger stark nach außen und sehen auch ihren Wagen als ein von ihnen getrenntes Wesen. Das heißt nicht, dass sie ihr Auto mit weniger liebevollen Augen betrachten. Sie sehen ihr Gefährt aber eher als einen Freund, mit dem man spricht und mit dem man Sorgen und Freuden teilt – als Gefährten eben. In der Tat zeigen Umfragen, dass jede vierte Frau ihrem Audi, Golf oder Smart einen (Kose-)Namen gibt; bei den Männern ist es nur jeder siebte.
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Das Auto ist aber nur ein Bereich, in dem sich die immer noch existierenden Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen. Auch was die eigenen vier Wände angeht, zeigen die Geschlechter verschiedene Muster bezüglich der Dinge, mit denen sie sich umgeben. Das belegt ein einfacher Test, den man auch für sich selbst einmal durchführen kann. Angenommen, man betritt ein fremdes Zimmer, über dessen Bewohner man rein gar nichts weiß. Man sieht eine große Hi-Fi-Anlagen und einen extra-großen Fernseher. Wer bewohnt eher ein solches Zimmer, Frau oder Mann? Oder das Zimmer, in dem der Kleiderschrank offen steht und getragene Kleider auf dem Boden verstreut liegen? Und wem würden Sie ein Wohnzimmer zuordnen, in dem zahlreiche Fotos von Freunden, Familienmitgliedern, Babys stehen? Wer hängt eher Spiegel, Kalender und farbenfrohe Vorhänge auf? Die Antworten lauten Mann, Mann, Frau, Frau – wie wohl die meisten richtig geraten haben werden.
Dieser Test ist mehr als ein Gedankenexperiment. Der Psychologieprofessor Sam Gosling hat ihn tatsächlich durchgeführt. Seinen Probanden fiel es außerordentlich leicht, anhand von Zimmern das Geschlecht der ihnen unbekannten Bewohner richtig zu bestimmen. Ganz offenbar gibt es typische Männer- und typische Frauenzimmer. Das bestätigte auch eine systematische Analyse der Räume: Da, wo ein Mann lebt, ist es tendenziell nicht so
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