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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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schreiben Nachrichten an Wände. Zum Beispiel, wo und wann wir uns treffen. Aber alles verschlüsselt und streng geheim.« Zack zwinkerte Paul zu. »Dann habe ich gelegentlich Botschaften für die Kölner Bevölkerung. Nazis raus aus Deutschland oder so. Und ich führe eine Strichliste im Takubunker. Direkt über meinem Stammplatz im Vorraum. Jeder Bombenangriff ein Strich. Hoffentlich reicht der Platz. Könnte sein, dass die Strichliste das Einzige ist, was von mir übrig bleibt.« Zack lachte leise. »Na ja. Vielleicht macht uns dieser Scheißkrieg ja zu besseren Menschen. Wir lernen, die Dinge zu achten, die uns geblieben sind. Kreide zum Beispiel. Da, wo ich wohne, haben wir keine Nachbarn mehr. Dass ich die mal vermisse, hätte ich nie gedacht. Alles ist weg. Ein einziger Steinhaufen. Früher konntest du einen Wasserhahn aufdrehen und heute stolpern wir mit Eimern in den Händen über Trümmer und stehen uns an den Hydranten die Beine in den Bauch. Wir bestimmen unser Leben nicht mehr. Ich habe das Gefühl, mich mit allem beeilen zu müssen. Ich habe einfach zu wenig Zeit. Aber ich möchte noch ein paar verrückte Sachen machen, bevor die Nazis mich holen.«
    Paul sah hinüber zu Bastian und Hotte. Sie balgten sich. Bastian lag mit dem Gesicht im Gras und versuchte, sich zu befreien. Vor dem würde er auf der Hut sein. Bastians Augen verrieten, dass er ihn nicht wirklich mochte. Es war keine direkte Abneigung, vielleicht so etwas wie Misstrauen.
    Die Dämmerung zog über den Platz. Zack stieß ihn an und schnippte die Kippe an die Bunkerwand.
    Bastian klopfte sich den Staub aus den Klamotten und schulterte die Gitarre. »Genug gequatscht. Komm, Paul.«
    Fragend sah Paul ihn an.
    »Heute nehme ich dich auf einen Sprung mit zu mir. Was essen. Socken wechseln. Bisschen fein machen. Du weißt schon.«
    »Da wird deine Mutter sich aber freuen«, mischte Zack sich ein. »Und erst deine Oma.«
    »Lass das mal meine Sorge sein. Die werden das schon überleben.« Und an Paul gewandt: »Wenn es dunkel ist, bringe ich dich in deine Villa.«
    Paul rappelte sich auf, kroch in seinen Mantel und schulterte den Rucksack. Er war müde. Jeden Knochen spürte er im Leib. Ihm wurde flau. Das kommt von der Qualmerei, dachte er. Und vom Hunger. Er sehnte sich nach einem warmen Plätzchen und einer anständigen Mahlzeit.
    Bastian winkte zu Hotte hinüber. »Wir hauen ab«, rief er ihm zu.
    Hotte hob die Hand und nickte. Bis gleich, sollte das heißen.
    Als Paul an Franzi vorbeiging, flüsterte sie ihm zu: »Ich würde dich gerne wiedersehen. Tu alles, damit das klappt.«
    Paul nickte.
    »Gib mir dein Gepäck«, sagte Bastian. »Du bist auf einmal so merkwürdig blass um die Nase.« Er nahm ihm den Rucksack von den Schultern.
    »Danke«, murmelte Paul. »Von der Latscherei qualmen mir die Socken. Und mein Magen hängt mir in den Kniekehlen.«
    Bastian spuckte aufs Pflaster. »Eine Weile musst du noch durchhalten.« Er stieß ihn mit dem Ellenbogen an. »Versuch, dir den Weg einzuprägen. Wenn du hier alleine unterwegs bist, darfst du niemanden fragen. Bleib immer in Bewegung, auch wenn du dich verlaufen hast. Die Leute hier sind misstrauisch. Es sind überwiegend Kölner. Spaziergänger und Bummler leben hier gefährlich. Uniformen haben es leicht, auch Frauen und Kinder sind unverdächtig, aber jeder Fremde fällt auf. Und das willst du doch nicht?«
    Paul schüttelte den Kopf und versuchte ein Lächeln. Er straffte den Rücken und strengte sich an, mit Bastian Schritt zu halten.
    Ehrenfeld war Bastians Revier. Auch wenn die Straßen beinahe jeden Tag anders aussahen, weil die Bomben die Häuser wie Bauklötze purzeln ließen. Und das Feuer alles Übrige vernichtet hatte. Da, wo gestern ein Weg gewesen war, lagen heute verkohlte Leichen, Schutt und Steine. Räumkommandos und Suchtrupps waren dann unterwegs und versuchten zu retten, was nicht mehr zu retten war.
    »Also, Paul. Ich mach dann mal den Fremdenführer. Siehst du da drüben die Kneipe? Neben dem Kolonialwarenladen mit der Persil- Reklame über der Tür?«
    »Klar«, sagte Paul.
    »Die kannst du gleich wieder vergessen. Nach dem nächsten Bombenangriff gibt es die vielleicht nicht mehr. Orientiere dich am Dom und den anderen Kirchtürmen. Von denen bleiben wahrscheinlich immer Reste stehen. Merk dir die Straßen, in denen die Straßenbahn fährt. Wenn es bergab geht, kommst du zum Rhein.«
    Sie hörten das Kreischen der Bahn, die ihre Schleife um den Takuplatz zog und nach

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