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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wir die ab. Oder habt ihr heute etwa Lust auf noch mehr Schwierigkeiten?«
    Niemand hatte das und so rannten sie los und verschwanden in den Trümmern der Stadt.

SICHERHEIT
    GIBT ES
    NICHT. Nur die Hoffnung, dass sie ein guter Mensch ist, hatte Franzi über Frau Osmann gesagt. Paul seufzte.
    Jetzt ist es so weit, dachte er, als der schwarze Opel gemächlich in die verschneite Widdersdorfer Straße tuckerte. Paul bemerkte den Wagen, noch bevor er auf den Hof der Gärtnerei fuhr. Die Gestapo kam seinetwegen, da war er sicher.
    Fieberhaft dachte er nach: Bis zu seiner Kammer waren es nicht mehr als hundert Meter. Dann durch das Loch und ab über den Zaun. Geduckt im Zickzack über die Wiese ... Und er wäre über alle Berge, bevor die beiden Männer ihre Hände aus den Manteltaschen genommen hatten, um bei Frau Rose an die Tür zu klopfen.
    Franzi sah ihn nicht an. Aber Paul spürte, dass sie alles wusste. Sie hatte längst begriffen, wer da auf den Hof gekommen war, und auch, was Paul gerade überlegt hatte. Ihr Mund war eine Spur schmaler geworden. Sie nagte an ihrer Unterlippe. Durch die Fensterscheiben sah Paul, wie sich die Gestapobeamten aus dem Wagen schälten. Sie standen im Schnee und sahen sich um. Paul blickte wieder zu Franzi, die am Packtisch in der Binderei stand.
    Lisa saß vor ihr auf dem Tisch, ließ die Beine baumeln und reichte Blumen für den Kranz an. Sie sagte einen Abzählreim auf. »Neun kleine Negerknaben, die gingen auf die Jagd; Einer schoss den anderen tot, da waren’s nur noch acht.« Lisa lachte und wedelte mit einem Zweig herum.
    »Lisa, wie geht es weiter?«, fragte Franzi, aber sie sah dabei Paul an.
    »Ich weiß«, krähte Lisa. »Acht kleine Negerknaben, die gingen und stahlen Rüben; den einen schlug der Bauer tot, da blieben nur noch ... Wie viel, Franzi. Wie viele sind es noch?«
    »Sieben, Lisa«, sagte Franzi geduldig. »Immer einer weniger. Da blieben nur noch sieben.«
    Im gleichen Moment hörte er Frau Roses aufgeregte Stimme. »Ich versteh nicht. Was wollen Sie von dem Jungen? Eine Vorladung? Das kann doch nur ein Missverständnis sein.«
    Die Antwort der Männer verstand Paul nicht, nur ein tiefes Raunen.
    »Jemand aus seiner Familie ist hier?«, erklang wieder Frau Roses Stimme. »Überprüfung? Wozu? Da hätten Sie sich doch nicht extra den Weg machen müssen. Das Meldeamt hat Peter doch mitgeteilt, dass seine Familie umgekommen ist. Ein furchtbarer Schock! Und nun ist da doch noch jemand? Das ist ja wunderbar. Peter? Peter!«
    Paul kam ihr in der Binderei entgegen.
    »Stell dir vor, jemand aus deiner Familie hat sich gemeldet. Ein Oberkommissar Ziegen hat eine Vorladung für dich.« Sie hielt einen Moment inne und trocknete aufgeregt ihre Hände in der Schürze. »Aber warum im EL-DE- Haus? Kann die Person nicht hierherkommen?«
    Paul spürte Franzis Blick in seinem Rücken. »Ist schon gut, Frau Rose. Die Männer machen nur ihre Arbeit. Wann soll ich kommen?« Paul erkannte seine eigene Stimme nicht wieder.
    Einer der Männer drängte Frau Rose beiseite und trat vor. »Jetzt«, sagte er, »wir nehmen dich jetzt mit. Hast du eine Jacke? Hol deine Papiere. Wo schläfst du?«
    Sie stapften mit ihm durch die Gärtnerei, vorbei an den Gewächshäusern, über den Hof, in den Stall.
    »Dein Mädchen?«, fragte einer auf dem Weg. »Nett, die Kleine.« Sie ließen ihn nicht aus den Augen. Hennes schnaubte und stellte die Ohren auf. Paul warf seine Arbeitsjoppe aufs Bett, griff seinen Mantel, nahm seine Papiere aus der Tischschublade.
    Einer sah sich um, schlug die Bettdecke zurück, hob das Kopfkissen, zog den Karl May aus dem Regal, blätterte in den Seiten und setzte sich aufs Bett.
    Paul merkte, dass er wütend wurde. Was würde ein Peter König tun? Doch wohl nicht kuschen, wie Paul ...
    »Soll ich es Ihnen leihen?«, fragte er und er gab seiner Stimme einen spöttischen Klang. »Können Sie denn lesen? Da sind keine Bilder drin.«
    Die beiden Männer warfen sich einen überraschten Blick zu.
    »Was fällt dir ein?« Der Kleinere mit dem Buch in der Hand nahm Paul ins Visier.
    »Stellen Sie das Buch zurück. Oder nehmen Sie es mit. Aber runter von meinem Bett, Herr Wachtmeister.«
    »Wachtmeister? Dir werd ich’s zeigen.«
    »Reg dich ab, Georg. Sein Vater war ein hohes Tier. Sturmführer. Das färbt auf den Bengel ab. Wir sollen ihn doch nur holen.«
    Paul schlüpfte in seinen Mantel und schenkte dem Kleineren einen eiskalten Blick. »Also, meine Herren. Von mir aus kann

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