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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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sind wir uns doch einig, Herr Oberkommissar. Wir brauchen Ermittlungserfolge. Wir können nicht alle wegsperren. Wir brauchen die Rädelsführer und dann können wir meinetwegen ein Exempel statuieren.«
    Ziegen lehnte sich behaglich zurück.
    »Dann will ich Ihnen jetzt mal was erzählen, Herr Oberstaatsanwalt. Und das bleibt hier im Raum. Wir haben möglicherweise einen Zugang zur Gruppe der Edelweißpiraten gefunden, mit dem wir wahrscheinlich die ganze Bande hochnehmen können.«
    »Ach.« Erstaunt blickte Dr. Blömer über den Brillenrand. »Gibt es denn wirklich eine organisierte Gruppe? Ich dachte, wir haben es mit Jugendlichen zu tun, die nur ein paar wenige Gemeinsamkeiten haben: Asoziale, Arbeitsbummelanten, Schläger und HJ -Hasser.«
    »Ja, aber da sind inzwischen auch die, die aktiven Widerstand leisten: Überfälle auf die Reichsbahn, Lebensmitteldiebstähle, Herstellen und Verteilen zersetzender Flugblätter, illegaler Waffenbesitz, Sabotage in Betrieben und kriegswichtigen Fabriken, Verstecken von Juden, Deserteuren und flüchtigen Kriegsgefangenen. Wir vermuten, dass sie Anschläge planen. Dafür müssen sie Gruppen bilden. Das ist ein anderes Kaliber.«
    »Denen sind Sie auf der Spur?« Dr. Blömer machte große Augen.
    »Ja.«
    »Verraten Sie mir Einzelheiten?«
    »Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Vor ein paar Tagen wurde aus dem Wehrertüchtigungslager Vogelsang der Schlosserlehrling Sebastian Frei auf meine Veranlassung vorzeitig nach Hause geschickt. Ersparen wir uns biografische Einzelheiten. Nur so viel: Sein Vater war Gewerkschafter und saß in Eschwege. Strafkompanie bis vor einem Monat. Er flog beim Minenräumen in die Luft. Als Sebastian Frei von seinem Tod erfuhr, schlug er einen Bannführer zusammen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er zu einer dieser Gruppen gehört, möglicherweise ein Rädelsführer ist.«
    »Wie sind Sie ihm auf die Spur gekommen?«
    »Jeder macht Fehler, wenn man ihn unter Druck setzt. Vor ein paar Wochen stand ich morgens am Küchenfenster und sah einen Zug vorbeifahren. Auf die Lok war ein Spruch gepinselt: Naziköpfe rollen nach dem Krieg. Auf dem Kohletender stand: Tod für Ziegen. Da war mir plötzlich klar, dass da jemand etwas sehr persönlich genommen hatte. Bei einem Abgleich meiner Tätigkeiten in den Tagen davor mit gewissen früheren Ereignissen stieß ich auf einen Eisenbahnüberfall in der Nacht der Razzia gegen die Edelweißpiraten. Dabei gab es einen Toten. Einen Jungen mit dem Spitznamen Zack. Harald Ziegler. Der gehörte zu einer Gruppe, die sich am Takubunker trifft. Und von da zu Sebastian Frei war es eine Kleinigkeit. Aus derselben Gruppe haben wir gerade ein Mädchen in Zelle 6. Sie schweigt eisern. Noch.«
    Dr. Blömer schaute interessiert, und Ziegen redete einfach weiter: »Wir haben einen zweiten Jungen im Visier. Peter König. Lebt in Köln seit dem Peter-und-Paul-Angriff. Er gilt als fliegergeschädigt. War ein paar Tage verschüttet und tickt möglicherweise nicht mehr ganz richtig. Er kommt aus Oberhausen-Sterkrade. Sein Vater ist der Sturmführer Alfons König. Peter König war auf dem Weg zur Napola in Bensberg. Dort ist er nie angekommen. Jetzt arbeitet er in einer Gärtnerei, hat ein Pferd und läuft mit einem Blumenmädchen durch die Gegend. Ist doch merkwürdig, oder? Das Beste an der Sache ist, dass er sich mit Sebastian Frei herumtreibt.«
    »Und was sagt der Sturmführer?«
    »Tja, wie das so ist im Krieg: Er starb in seinem Haus bei einem Terrorangriff. Mit ihm seine Frau. Sie haben seinen Geburtstag gefeiert. Das Haus war voll. Und ein Volltreffer. Alle sind tot. Wir sind erst vor ein paar Tagen auf diesen Zusammenhang gestoßen. Ein Hitlerjunge und das Wehramt haben uns auf die Sprünge geholfen. Wir fanden das Ganze etwas mysteriös und haben jemanden ausfindig gemacht, der die Identität Peter Königs klären könnte, die alte Haushälterin. Die Gegenüberstellung wird bald stattfinden. Sie sehen also: Wir arbeiten. Möglicherweise ist er es wirklich und hat einen Dachschaden. Dann taugt er vielleicht gut für unsere Ermittlungen.«
    »Verstehe. Wenn Peter König echt ist, dann haben Sie einen Fuß in der Tür zu den Edelweißpiraten. Respekt.«
    »Herr Staatsanwalt, so langsam beginnen Sie mich zu verstehen.«
    »Dann können wir ja zum gemütlichen Teil übergehen. Cognac? Mir ist jetzt nach Cognac.«

    DER
    JANUARTAG
    WAR eiskalt und der rußige Mief der Dampflokomotiven hing schwer in der Luft. Von den Gesichtern der

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