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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Aber jetzt kann ich natürlich nicht weg…
     
    * * *
     
    Ines liegt in Ich-bin-satt-und-glücklich-Stellung auf dem Sofa. Eine von Ekkeharts audiophilen Kostbarkeiten dreht sich auf ihrem neuen Plattenspieler und verplätschert seine harmlosen Klänge im Raum. Unser Wohnzimmer fühlt sich dadurch an wie das Foyer eines Wellness-Hotels, was um diese Tageszeit auch ganz okay ist. Ekkehart haben wir inzwischen, nachdem ihm zweimal der Kopf auf den Tisch gefallen ist, nach unten ins Bett geschickt.
    »Respekt, Lukas, er lernt es wirklich. Hätte ich nach der Kohlrouladen-Explosion keine fünf Cent mehr drauf gewettet.«
    »War auch nicht einfach. Ich musste ihm erst mal die Ängste, die er aufgebaut hatte, wieder nehmen. Andererseits, seit er sich vor Schnellkochtöpfen fürchtet, ist das mit dem Alien überhaupt kein Thema mehr bei ihm. Ist dir das auch aufgefallen?«
    »Stimmt, jetzt, wo du es sagst.«
    »Und was macht dein Kneipen-Trainingsprogramm?«
    »Ich hab ihn auf jeden Fall schon mal davon überzeugt, dass das Blaubart nicht das richtige Umfeld für ihn ist. Udo hat mich aus lauter Dankbarkeit für zwei Wochen auf Freibier gesetzt, und Bernd kann jetzt auch wieder ganz entspannt sein. Ich hoffe nur, dass Fridolin und Mandy heil aus der Sache mit dem Ehe-Check rauskommen. Das macht ihn ganz schön nervös.«
    »Jetzt mal ehrlich. Sagen wir, Ekkehart kommt durch irgendeinen blöden Zufall doch dahinter, glaubst du wirklich, der würde uns hinhängen? Nach alldem, was wir für ihn getan haben?«
    »Hm, nicht wirklich. Der mag uns ja. Andererseits, könnte sein, dass die Welt für ihn zusammenbricht, wenn er erfährt, dass da nichts mit Liebe zwischen uns war.«
    »Das mit der Scheidung wird sowieso schon hart genug für ihn.«
    »Eben. Deswegen braucht er ja so dringend Freunde, die ihn wieder aufbauen können. Ich versuche mit ihm eine Stammkneipe zu finden, die zu ihm passt. Weißt du, so was Kleines, Unkompliziertes, Gemütliches mit einer alten Frau mit Brille hinter der Theke.«
    »Und da soll er Freunde finden?«
    »Na ja.«
    »Entschuldige, aber ich finde, du hast da einen falschen Ansatz.«
    »So.«
    »Ekkehart ist kein Kneipentyp.«
    »Schön, Ekkehart ist kein Kneipentyp, meint Herr Fink. Aber hast du vielleicht eine bessere Idee parat, wie wir sein Sozialleben in Gang bringen?«
    »Hab ich nicht gesagt.«
    »Ha!«
    »Oder… Wart mal, ich glaube, ich habe eine.«
     
    * * *
     
    »EINS – ZWO – DREI – VIER… und wenn alle noch ein bisschen mehr zusammenrücken, dann haben die, die wo jetzt neu dabei sind, auch noch Platz.«
    Ich hätte es eigentlich nicht für möglich gehalten, dass Toni den Trainingsraum noch mal kleiner macht, aber es ist wirklich wahr. Er hat sein Büro als Präsentationsraum für Karoline untervermietet, und deswegen stehen hier jetzt auch noch sein viel zu großer Schreibtisch und seine Akten im Weg herum.
    Ekkehart hat so natürlich einen denkbar schwierigen Einstieg in den Vital-Kompakt-Kurs. Ines und ich haben uns links und rechts von ihm aufgestellt und versuchen ihm mit dezentem Körpereinsatz Platz zu verschaffen. Das ist natürlich nicht so einfach, und wir ernten dauernd böse Blicke von unseren Turnnachbarn.
    »Puh… das ist… aber anstrengend… Lukas.«
    »Du machst das schon.«
    »EINS – ZWO – DREI – VIER… Viktor, geh von den Anmeldeformularen runter!«
    »Verzeiht, edler Sportbefehlshaber.«
    »Ich hab eine Idee. Toni müsste einfach nur zum Training seinen Schreibtisch freiräumen, dann könnten zwei Leute auf der Tischplatte…«
    »EINS – ZWO – DREI – VIER… Ruhe! Das sind Übungen, die wo Konzentration brauchen.«
    »Ich… puh… kann nicht mehr.«
    »Durchhalten, Ekkehart. Du wirst sehen, du kriegst ein viel besseres Körpergefühl.«
    Und Sozialkontakte. Hoffentlich.
    Jetzt schlängelt sich auch noch Karolines Praktikantin mit einem riesigen Stoffballen und zwei Kunden im Schlepptau durchs Gewühl.
    »EINS – ZWO – DREI – VIER… Gasse machen! Linke Hälfte einen Schritt nach rechts!«
    Toni merkt zwar noch im gleichen Moment, dass er das besser nicht gesagt hätte, aber es ist zu spät. Der halbe Kurs stolpert übereinander, fällt um und bleibt mit hoffnungslos ineinander verhedderten Armen und Beinen liegen. Die Praktikantin zieht die verschreckten Kunden schnell aus der Gefahrenzone und schiebt sie ins Atelier.
    »So geht das nicht, Toni. Wenn wir schon einen Schrittwechsel machen, dann musst du genau ansagen, ob auf der Eins

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