Wir tun es für Geld
zur nächsten Steuererklärung durch und bleibt solange hier zusammen wohnen. Danach lasst ihr euch scheiden.
Punkt 2: Nach der Scheidung zieht Ines zu Bernd, und Lukas bespricht mit Vanessa, ob sie hier einziehen will. Sprachregelung für Ekkehart: Ihr habt euch auseinandergelebt, aber es ist nicht so schlimm.
Punkt 3: In der Zeit bis zur Scheidung trainiert ihr Ekkehart so weit, dass er entweder:
a) alleine überleben kann oder
b) eine Freundin findet, die sich um ihn kümmert…«
»Und wenn wir das bis dahin nicht schaffen?«
»Manno, wir können ja notfalls auch nach der Scheidung noch ein bisschen nach ihm schauen.«
»Ich will, dass das in die schriftliche Vereinbarung reinkommt!«
»Von mir aus.«
»Schreib: Sollte Ekkehart bis zur Scheidung noch nicht fähig sein, alleine zu leben, werden beide Parteien das Training fortsetzen.«
»Ergänzung: bis zum Erfolg fortsetzen.«
»… bis zum Erfolg fortsetzen. Okay. Ich les dann weiter vor, ja?«
»Moment, wer entscheidet, ob Ekkehart überlebensfähig ist oder nicht?«
»Na, wieder ein neutraler Sachverständiger. Toni?«
Toni nickt ergeben wie ein Zwei-Meter-Hüne, der von zwei einbeinigen Liliputanern mit überreifen Bananen beworfen wird.
»Ich les aber jetzt weiter vor, weil ich hab heute auch noch Sachen, die wo ich erledigen muss.«
»Okay.«
»Also:
Punkt 4: Um Streit und Kompetenzgerangel wie in den vergangenen Tagen zu vermeiden, übernimmt Lukas bis auf weiteres das Ekkehart-Selbständigkeitstraining montags, mittwochs und freitags. Ines übernimmt bis auf weiteres das Ekkehart-Selbständigkeitstraining dienstags, donnerstags und samstags. Am Sonntag wird die Trainingsverantwortung nach individueller Absprache verteilt. Zusammentreffen zu dritt werden nach Möglichkeit vermieden.
So, beide zufrieden?«
Wir starren uns immer noch an.
»Zufrieden.«
»Zufrieden.«
Toni schiebt Ines den Zettel zum Unterschreiben hin. Sie löst endlich den Blick von mir und unterschreibt. Anschließend unterschreibe ich, während sie schon aufsteht und sich ihren Mantel anzieht.
»Okay, Toni, du bewahrst den Zettel auf. Noch ein Kaffee?«
»Nein, danke.«
* * *
07.02. / 19:31 Uhr
Musste mich auf dem Heimweg spontan übergeben, als ich bei Blaubarts Eck vorbeikam. Immer noch kein Liefertermin für Transrotor Tourbillon.
1000-Watt-Flex
Sex ist nicht alles.
Hohoho.
Ist es doch. Offensichtlich. Wir tun nichts anderes mehr. Ich komme von der Arbeit nach Hause, dusche mich, überlege, ob ich noch eine Onkel-Adalbert-Platte hören soll, lasse es aber jedes Mal sein und gehe schnurstracks im Bademantel runter zu Vanessa. Wir haben einen Sport daraus gemacht, kein Wort mehr miteinander zu reden. Und wir haben einen Sport daraus gemacht, es genau dort zu tun, wo Vanessa gerade ist, wenn ich hereinkomme. Einmal saß sie in einem Schaumbad, ein anderes Mal lackierte sie sich gerade die Fußnägel, und vorgestern hing sie an der Reckstange in ihrem Küchentürrahmen, die der Vormieter dagelassen hatte.
Das Einzige, worum ich mich neben Vanessa noch kümmere, ist der Tangokurs und Ekkeharts Sozial- und Lebenspraxistraining. Ein Mal in der Woche gehen wir auf ein Jazzkonzert im Flatted Fifth, und seit dem Kohlrouladen-Unglück sind wir mit der Kocherei auch ein gutes Stück vorangekommen. Einfache Nudelgerichte, Eintöpfe, Kurzgebratenes – wenn man ihn nicht überfordert und aufmerksam danebensteht, klappt es.
Und jeden Mittwoch kocht Ekkehart für Ines und mich in unserer Wohnung. Das lässt er sich nicht nehmen. Ich finde das gut, sonst würden wir beide uns gar nicht mehr sehen. Nachdem ich Ines das mit Vanessa und mir und dem Instinkt erklärt hatte, war sie zuerst dauernd auf Streit aus gewesen, aber in den letzten Tagen ist es schon besser geworden. Im Tangokurs kommen wir jetzt auch wieder ein bisschen voran. Nicht nur Gustavo, sogar der Streberscheitel hat uns in der letzten Stunde, die in einer nicht mehr genutzten Kirche stattfand, ausdrücklich gelobt.
»Noch Soße, Ines?«
»Die hast du aber nicht selbst gemacht, Ekkehart? Schwindel jetzt nicht.«
»Na ja, doch, schon. Es ist zwar nur eine Fertigsoße, aber Lukas hat mir noch einen Tipp gegeben, wie man sie verfeinern kann. Man muss nämlich etwas Butter…«
»Ach, der und seine Tricks schon wieder.«
»Im Gegensatz zu eurem Wie-herum-stecke-ich-das-Verstärker-Stromkabel-in-die-Steckdose?-Theater merkt man hier wenigstens den Unterschied.«
Vielleicht ist Vanessa zu Hause?
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