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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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oder auf der Drei.«
    »Und die Reihe rechts außen hätte sowieso keinen Schritt nach rechts machen können, weil da die Spinning…«
    »Wenn ihr eh alles besser wisst als wie ich, dann stellt sich halt einer von euch nach vorne!«
    »Jetzt sei doch nicht gleich so gereizt, Toni.«
    »Und veracht’ er nicht den klugen Rat, wenn Bedrängnis bricht herein…«
    »Hallo! Der Ekkehart rührt sich nicht mehr!«
    »Was? Oh nein.«
    »EKKEHAAART! Sag doch was!«
    »Hat er noch Puls?«
    »Nein… doch. Aber ziemlich schwach.«
    »Ist einer von euch Arzt?«
     
    * * *
     
    »Soso. Der Ekkehart ist also kein Kneipentyp, nicht wahr? Mehr so ein Fitnesstyp, oder?«
    Klar, jetzt hat Ines mich bei den Eiern. Wir stapfen schnell über den Bürgersteig, obwohl es keiner von uns eilig hat, und stampfen dabei viel fester als nötig mit den Füßen auf. Unsere Sporttaschen pendeln wild hin und her, und die Dampfwolken vor unseren Mündern haben bei genauem Hinsehen Ähnlichkeit mit Gewitterwolken.
    »Deine sarkastischen Bemerkungen kannst du dir sparen, Ines. Das war immerhin ein Kreislaufkollaps. Seien wir einfach mal froh, dass er wieder auf den Beinen ist.«
    »Wird er nicht lange bleiben. Er will ja weitermachen.«
    »Ist doch gut, wenn er nicht gleich aufgibt. Außerdem geht es beim nächsten Mal bestimmt schon besser. Weißt du noch, als du neulich angefangen hast…«
    »Ja, ja.«
    »Und außerdem kriegt er dann endlich mal ein gutes Körperge…«
    »Tschüss, Lukas, ich treff mich noch mit Bernd.«
    »Viel Spaß. Äh, ich muss aber auch da lang.«
    Wir stapfen ein paar Straßen wortlos nebeneinander her. Unangenehm. Hätte ich lieber einen kleinen Umweg machen sollen. Aber irgendwie muss die ganze schlechte Stimmung auch nicht unbedingt sein. Wir wollen ja beide nur Ekkeharts Bestes.
    »Weißt du, ich sag ja nicht, dass er überhaupt nicht in Kneipen passt. Ich glaub nur, dass er…«
    »Ach nee, jetzt auf einmal?«
    »Ich wollte nicht dein Freunde-find-Programm kritisieren. Und so hin und wieder mal ein Hefeweizen im Blaubart oder anderswo ist sicher nicht schlecht, nur…«
    Ines geht jetzt etwas langsamer.
    »Okay, ich gebe ja zu, du hast recht. Neue Freunde findet der so nicht. Wir brauchen was anderes. Nur was?«
    »Ich weiß es ja auch nicht. Aber es ist wirklich wichtig. Dieser Umzugshelfer mit dem schwachen Rücken, wie heißt er noch mal? Karlchen, genau, der scheint tatsächlich sein einziger Freund zu sein. Und ich bin mir, ehrlich gesagt nicht mal sicher, ob es den überhaupt gibt oder ob er nur in seinem Kopf existiert.«
    »Lass uns das wann anders besprechen, ich muss jetzt da rein.«
    »Äh, ins Bollini? So ein Zufall, ich auch.«
    »Vanessa?«
    »Ja.«
     
    * * *
     
    Ich trinke jetzt schon meinen zweiten Softdrink an der Bar, aber Vanessa sitzt immer noch mit Juan an ihrem Stamm-Fenstertisch. Sie hat schon eine Ewigkeit gebraucht, nur um mich zu sehen, und dann noch mal eine Ewigkeit, um mir wenigstens mal zuzuzwinkern. In der Zwischenzeit konnte ich mich ausgiebig davon überzeugen, wie gut ihr der weiße Flauschepullover mit dem Riesenkragen steht, den sie heute anhat. Wahrscheinlich ist sie die einzige Frau der Stadt, die darin nicht wie ein pummeliger Kuschelhase aussieht. Und sicher weiß sie auch das wieder einmal ganz genau. Sie trägt den Pullover, um andere Frauen zu demütigen.
    In der anderen Ecke sitzen Ines und Bernd. Seit sie sich mit Kuss begrüßt haben, tun sie nichts anderes, als Termine abzukaspern. Ich schaue hin und wieder zu den beiden rüber, um nicht dauernd zu Vanessas Tisch zu stieren. Als Ines einmal ihren Kopf dreht und mich sieht, greift sie nach Bernds Hand. Bernd wollte eigentlich gerade etwas in seinen Palm eintippen, aber nach einem kurzen Moment beschließt er, es sein zu lassen. Ich kann sehen, wie es ihn anstrengt, sich das, was er eintippen wollte, zu merken. Ines hält seine Hand wie ein Cocktailglas, das man ja eigentlich nicht halten soll, weil es kalte Hände macht und die Hände wiederum den Drink erwärmen. Bernd versucht jetzt mit der linken Hand zu tippen und wirft dabei den Palm vom Tisch. Beide lachen. Ich drehe mich weg, aber über den Spiegel hinter der Bar tauchen die beiden sofort wieder in meinem Blickfeld auf. Von Bernd sehe ich nur den Rücken, weil er unter dem Tisch nach dem Termin-Helferlein angelt. Ines lacht nicht mehr, sondern guckt auf die schwarze Scheibe, hinter der das kleine Licht eines Radfahrers auftaucht und wieder verschwindet.
    Ha. Und

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