Wir tun es für Geld
endlich in mir sieht, was ich wirklich bin, dass der Tango ein Feuer zwischen uns entzündet hat, dass sie endlich spitzgekriegt hat, dass sie mit den ganzen anderen Pfeifen nur ihre Zeit verschwendet…«
»… und sich danach verzehret, mit dir, o Freund, alsbald ein’ Familie zu gründen, ein trautes Heim zu erbauen, Kindlein auf dem Arm zu wiegen und ein Keuschheitsgelübde…«
»Arsch.«
»Nun, so verharre er in Torheit und reiche mir das Biotherm-Shampoo.«
»Also du glaubst nicht, dass wir jetzt endlich…?«
»Nein.«
* * *
»Warum bist du da auf einmal so sicher, Lukas?«
»Ich… höre auf meinen Instinkt.«
»Klar, verstehe.«
»Hör zu, ich will das ganz offen mit dir bereden, Ines.«
»Was gibts da zu bereden?«
»Ich weiß jetzt, dass ich dich einmal sehr verletzt habe, und ich möchte…«
»Du verletzt mich nicht, du Kasper. Ich bin sowieso verhei… vergeben.«
Sie sitzt mit verschränkten Armen neben mir auf dem Sofa und schaut die ganze Zeit nur geradeaus in die Hifi-Versammlung. In ihrer Stimme ist keine Regung. Dabei würde ich mich jetzt viel besser fühlen, wenn sie mich anschreien und mir was Hartes an den Kopf werfen würde.
»Hm, dann ist also… alles gut zwischen uns?«
»Alles bestens.«
»Wir bleiben zusammen wohnen und wir ziehen das weiter durch mit dem Steuerschummel?«
»Klar.«
»Also, ich könnt verstehen, wenn du…«
»Sonst noch was?«
»Äh, machen wir den Tangokurs weiter?«
»Klar.«
»Und, das ist mir ganz wichtig, kümmern uns weiter zusammen ein bisschen um Ekkehart? Also ich glaube, er ist auf einem guten Weg, aber…«
»Klar.«
»Hätte ihm auch sicher das Herz gebrochen, wenn wir uns jetzt auf einmal scheiden…«
»Klar.«
»Du, ehrlich, ich bin ganz froh, dass wir offen darüber geredet haben.«
»Klar.«
»Hm, gehen wir noch ins Blaubart? Bisschen auf andere Gedanken kommen?«
»Klar. Geh doch schon mal vor, ich muss noch eine Kleinigkeit erledigen.«
»Gut. Wenn das okay ist?«
»Klar.«
Ich stecke mein Geld ein und schlüpfe in meine Jacke. Während ich die Treppen runtergehe, höre ich irgendwas in unserer Wohnung ganz fürchterlich krachen.
* * *
Ekkehart sitzt auf dem gleichen Tresenstuhl wie neulich und redet auf Udo ein. Etwas weiter hinten unterhalten sich Viktor und Annemarie. Als die beiden mich sehen, passiert Folgendes: Viktor nickt mir zu, während sein Gesicht ein Fragezeichen ist, Annemarie schüttelt den Kopf, während ihr Gesicht ein Ausrufezeichen ist. Nicht schwer zu erraten, dass sie sich gerade über mich, Vanessa, Ines und meinen Instinkt unterhalten haben. Sollen sie ruhig noch ein wenig weitermachen, ich muss hier erst mal was regeln.
»… und wenn die Boxen nicht auf Ohrhöhe stehen, kommt der Schall gleich gar nicht optimal beim Hörer an, das heißt, wenn Ihre Gäste hier gut hören wollen, müssten sie sozusagen alle auf Leitern steigen, hehe, kleiner Scherz, und dann ist da noch die Frage der Abstrahlung…«
Udo stellt mir ein Bier hin und flüstert in mein Ohr.
»Der macht mich wahnsinnig.«
Ich flüstere zurück.
»Hifi ist bei Ekkehart nur immer das Einstiegsthema. Den muss man nur auf andere Gedanken bringen. Aber ich mach das schon.«
»Bitte!«
Ich lasse mich auf den Sitz nebenan fallen.
»Ekkehart, alte Hütte.«
»Lukas, äh, alter Meisterkoch – wenn ich das so sagen darf, hehe.«
Ich sehe ihn streng an.
»Anscheinend bist du noch nicht mit der wichtigsten aller Kneipenregeln vertraut?«
»Hm, nicht zu viel trinken?«
»Nein. Die Regel heißt: Nur Verlierer texten den Wirt zu.«
»Nun, aber bei dieser Anlage sehe ich wirklich großes Optimierungs…«
»Hast du dir heute Mittag Nudeln mit Pesto aus dem Glas gekocht, wie besprochen?«
»Nun ja, ich wollte, aber dann war der Hunger schon so stark und ich bin doch zu Burger King, hehe.«
»Ekkehart, Ekkehart, das haben wir doch so oft durchgekaut: Wer, wie du, die ganze Woche von Kantinenfraß lebt, der muss wenigstens am Wochenende mal was halbwegs Gesundes und Wohlschmeckendes in den Bauch kriegen.«
Während er mich kleinlaut ansieht, kommt Ines herein.
»Ines, stell dir vor, der Ekkehart hat schon wieder nur Hamburger zu Mittag gegessen.«
Ines’ Totengräbermiene verschwindet von einem Moment auf den anderen und macht dem Ausdruck großer Besorgnis Platz.
»Was? Ekkehart, im Ernst, das kann so nicht weitergehen.«
»Du bist richtig blass geworden, seit du hier eingezogen bist.«
»Udo, gib ihm ein
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