Wir tun es für Geld
Aber ich kriege sie! Alle! Und dabei hast du die Zähne gefletscht.«
»Echt jetzt? Mannomann. Ja, also, unter uns gesagt, an dem Tag hab ich mit meinem Kollegen tatsächlich ein ganz dickes Ding aufgedeckt. Aber habe ich das dann wirklich öffentlich rumposaunt? Ist mir ja peinlich.«
»Keim Problem.«
»Jeder prahlt mal gerne vor seinen Freunden.«
»Wisst ihr, Steuergelder sind meines Erachtens ein heiliges Gut, aber auf keinen Fall ein Thema für den Stammtisch.«
»Nein, echt nicht.«
»Und außerdem ist der ganze Zahlenkram, das sag ich ganz ehrlich, eigentlich todlangweilig.«
»Gemau, toblamgweimig… HUATSCHA!«
»Ines, du musst jetzt wirklich gehen.«
* * *
Wir stolpern mit letzter Kraft über unsere Schwelle, machen die Tür zu, lehnen uns schnaufend von innen dagegen und schließen die Augen. Wie konnte ich nur. Ein falsches Wort, und wir wären verratzt gewesen.
»Entschuldigung.«
»Das war kmapp.«
»Ich bin so ein Trottel, Ines.«
»Ach, hätt mir auch passierm kömm.«
Tja. Und plötzlich liegen wir uns in den Armen. Schwer zu erklären. Wahrscheinlich sucht jeder von uns in diesem Moment im jeweils anderen einen Tigerchen-Ersatz. Mein Puls, der, seit Ekkehart »Woher wisst ihr eigentlich, dass ich Beamter bin?« gesagt hat, nur noch verrückt gespielt hat, beruhigt sich langsam wieder. Ich fühle Ines’ warmen Atem an meinem Ohr. Wahnsinn. Um ein Haar…
»HUATSCHA!… Tschudigum.«
»Macht nichts.«
»Was für eime Sauerei.«
»Du, der muss eh in die Wäsche.«
Ines tastet nach ihrem bereits hoffnungslos durchweichten Tempo. Ich komme ihr zuvor und biete ihr eine frische Packung an, die ich so schnell wie einer der glorreichen Sieben seinen Colt aus unserem Flurregal geangelt habe.
»Damke.«
Ich sehe sie an. Das aufgequollene Gesicht, die Triefaugen, die Rotznase. Das letzte Steinchen, das die Lawine noch braucht, um loszurollen, löst sich.
»Du, Ines, ganz ehrlich, ich glaube… … … … … … … … … … … … … … … …ich habe einen Fehler gemacht.«
Hm, eine Lawine hört sich anders an.
»Kömm wir da viemmeichp wam ambers brüber rebem?«
»Ich liebe dich.«
»HUATSCHA!«
Ines schneuzt sich und holt dann tief Luft.
»Mukas, ich mag bich echp, somst häpp ich bir schom mängsp eim Tripp im bem Himterm gegebm, weim bu so eim blöber Kerm bist. Aber schmag bir bas ausm Kompf. Bas wirb nix mehr mip ums.«
»Bitte, Ines, es ist alles meine Schuld. Du hattest recht mit mir und Vanessa und allem, und ich wollte es einfach nicht sehen. Alles klar. Und ich schwöre, wenn du glücklich mit jemand anderem wärst, würde ich mich überhaupt nicht trauen, jetzt noch bei dir angekrochen zu kommen.«
»Aber ich bim gmückmich mit Bermb.«
»Nein! Du machst dir nur was vor.«
»Ber weiß wemigstems, was er wimm. Umd bas ist eime Eigemschafp, bie meim Traumamm umbebimt habem muss, so viem weiß ich imzwischem.«
»Alles klar, das geht an mich, verstanden. Aber, sei ehrlich, du kannst dir doch noch nicht mal vorstellen, mit Bernd zusammenzuwohnen.«
»Muss ich doch auch gar mich.«
»Wie jetzt?«
»Na schöm, ich sags dir epf, Bermb ziehp im zwei Momatem im die Schmeiz.«
»In die Schweiz? Aber dann…«
»Gemau, ich bmeib hier. Promlem gemösp.«
»Das heißt…«
»Gemau, wir habem dämm emdmich eime richtige Fermbeziehum.«
»Das ist verrückt.«
»Das ist Miebe im eimumzamzigstem Jahrhumberp.«
»Und…?«
Ines fasst meine Hand.
»Ich kamms mir zwar sember moch micht vorstemmen, aber ich werbe damm im Bermbs Wohmum ziehen, umd wir beibem massen ums damm emdmich scheiben.«
* * *
Nachdem Ines zu Bernd verschwunden ist, smse ich Vanessa kurz, dass ich k. o. bin, und falle aufs Sofa. Wie soll ich das, was ich fühle, beschreiben? Eine 1000-Watt-Flex mit 350er Diamanttrennscheibe, die mir von einem muskelbepackten Bauarbeiter in einem fort kreuz und quer über den Brustkorb gezogen wird – nur noch viel schlimmer? Eine Sekunde dauert für mich eine Ewigkeit. Und daran hängt sich unerbittlich die nächste Sekunde. Und dann schon wieder eine.
Nach ein paar Ewigkeitssekunden stehe ich auf und lege, ohne groß dabei hinzusehen, eine von Ekkeharts Wunderplatten auf, einfach um etwas zu tun. Die Musik will nicht in meinen Kopf, aber sie beruhigt mich ein wenig und macht die Sekunden kürzer. Der Bauarbeiter mit der Flex ist irgendwann verschwunden, aber ich habe es gar nicht bemerkt, denn in meinem Hals ist inzwischen ein
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