Wir tun es für Geld
Versprochen.«
An der Straßenbahnhaltestelle treffe ich die dicke Wachtel mit ihrer Tochter wieder. Sie haben auch eine Katzentransportbox dabei. Ich kann nicht genau sehen, was darin herumhüpft, aber wenn man nach den Strähnen geht, die dauernd durch die Luftlöcher staksen, muss es unglaublich lange, drahtige, cremefarbene Haare haben.
* * *
Ich kenne diesen Blick. Da ist so ein Leuchten in ihren Augen. Eigentlich ist es unsichtbar, aber es leuchtet trotzdem, keine Ahnung, wie sie das macht. Jedenfalls, so schaut Ines nur, wenn sie schwer verliebt ist. Das weiß ich inzwischen.
Tigerchen interessiert sich aber im Moment vor allem für die Hifi-Anlage. Sie beschnüffelt die weißen Regler und überlegt, ob sie vielleicht auch mal auf die Kisten raufspringen soll.
»Lukas, sie ist so wunderschön.«
»Da bin ich ja froh, dass sie dir auch gefällt.«
»Also, du kommst manchmal auf Ideen.«
»Ich dachte halt, das hilft Ekkehart gleich doppelt. Einerseits ist er nicht mehr so allein, andererseits lernt er Verantwortung zu übernehmen.«
Ines hört mir gar nicht zu.
»Tigerchen! Schätzchen! Du mit deinen großen Augen, hm?«
»Rahmauz.«
»Guck mal, sie stupst mir mit der Nase an die Hand!«
Ich lasse mich aufs Sofa sinken. Wunderbar, Ines glücklich zu sehen. Hätte sie nur nicht diese verflixte Katzenallergie. Ich würde ihr jede Katze der Welt schenken.
»He, Tigerchen, bleib doch hier.«
Keine Chance. Kaum habe ich es mir gemütlich gemacht, schleicht Tigerchen wie an einer Schnur gezogen unter unserem Couchtisch durch auf mich zu, hopst auf meinen Schoß und macht es sich gemütlich.
»Rahmauz.«
Schön warm fühlt sich das an. Wann habe ich eigentlich zum letzten Mal eine Katze auf dem Schoß gehabt? Meine Hand beginnt wie von selbst durch ihr Fell zu gleiten, sie schließt die Augen und schnurrt so heftig los, dass mein Körper mitvibriert.
»Oh, ich bin eifersüchtig.«
»Setz dich doch auch, Ines. Dann kommt sie vielleicht zu dir.«
»Ich versuchs mal… Und du hast wirklich alles beisammen, was Ekkehart für so eine Katze braucht?«
»Alles. Ich habe mich eine geschlagene Stunde in der Zoohandlung volltexten lassen. Ich weiß jetzt sogar, dass es wichtig ist, dass Katzen ab und zu die Fellhaare, die sie sich beim Putzen vom Pelz runterlecken, wieder auskotzen und…«
»Beeindruckend, Herr Fink.«
»Aber wo steckt der Stöckelmann bloß? Der soll sich mal beeilen. Ich hab ihm gesagt, dass du Katzenallergie hast.«
»Ach, kein Problem. Ein Stündchen halte ich das locker aus. Komm, Tigerchen, komm zu mir. Na los, hopp!«
»Rrrrrrrrrr.«
Ich will Tigerchen auf Ines’ Schoß rüberheben, aber sie wehrt ab.
»Lass sie. Sie muss von alleine kommen.«
Ob das noch was wird? Ich sage, dass ich was zu trinken holen will, und stehe langsam auf. Mein Schoß verwandelt sich in einen Steilhang. Tigerchen rahmauzt kurz und bringt sich mit einem Sprung in Sicherheit. In der Küche lasse ich mir viel Zeit. Erst als ich »Gell, das magst du? Kleine Genießerin« aus dem Wohnzimmer höre, gehe ich wieder zurück. Ines strahlt vor Glück über das feiste Schnurrpaket, das jetzt endlich auf ihrem Schoß herumlümmelt und, so wie es aussieht, die nächsten hundert Jahre wohl nicht mehr runtergehen wird.
Von mir aus, dann warten wir halt noch ein bisschen. Natürlich lande ich mit meinen Gedanken jetzt doch dauernd bei gestern Nacht. Ich brauche nicht so zu tun, als wäre nichts gewesen. Wer beim Sex mit Vanessa an andere Frauen denkt, mit dem ist etwas nicht in Ordnung. Ich bin aus dem inneren Gleichgewicht. Alles gerät aus den Fugen. Keine Frage.
»Warum starrst du mich eigentlich die ganze Zeit so seltsam an, Lukas?«
»Ähm, ich hab nur Tigerchen…«
»Nein, du hast mich angestarrt. Nicht, dass es mich etwas anginge. Ist ja nur mein Kopf und mein Körper.«
»Also, ehrlich gesagt, es ist nur… ich habe gestern von dir…… geträumt.«
Ihr ganzes Gesicht wird mit einem Schlag zu Stein.
»Wirklich, Ines.«
»Hör zu: Ich verbiete dir, von mir zu träumen! Hast du verstanden?«
Brrrrrring!
»Und was ist, wenn ich aus Versehen doch wieder von dir träume?«
»Dann wachst du gefälligst sofort auf. Und jetzt lass den Ekkehart rein.«
* * *
»Und der tut auch sicher nichts?«
»Noch mal: Tigerchen ist eine Sie, Ekkehart. Ich weiß, ist ein bisschen komisch, ein Mädchen, das Tigerchen heißt. Aber da gewöhnst du dich schnell dran, wirst du sehen.«
Ekkehart geht
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