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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Riesenkloß aus Eisen gewachsen, der nun mein gesamtes Schmerzbewusstsein für sich beansprucht.
    Ich kann nicht weinen. Ich kann nicht über meine sagenhafte Dämlichkeit lachen. Ich fühle mich nicht einmal in der Lage, meinen Kopf kräftig auf die Tischplatte zu hauen. Ich kann gar nichts.
    Irgendwann, ich weiß nicht, wie spät es ist, stehe ich auf und gehe ins Bett. Nicht, weil ich müde bin, sondern einfach nur, um auszuprobieren, ob ich mich noch bewegen kann. Natürlich kann ich nicht einschlafen. Ich habe keine Gedanken. Mein Kopf zieht sich zusammen. Ich lasse nicht zu, dass er denkt. Ich habe Angst vor dem, was dabei herauskommen würde. Ich verliere das letzte bisschen Gefühl für die Zeit.
    Als ich endlich anfange zu überlegen, ob ich noch mal aufstehen und ins Blaubart gehen soll oder nicht, weiß ich nicht, wie spät es ist. Aber die Frage ist meine Rettung, denn über ihr gelingt es mir am Ende doch noch einzuschlafen.
    Als Erstes träume ich, dass Louis Armstrong seine Trompete von mir wiederhaben will. Hatte er mir wohl geliehen, aber ich habe sie irgendwie verbummelt. Ich durchsuche verzweifelt mein Zimmer. Dabei finde ich aber nur eine Mundharmonika. Als ich ihm die ersatzweise anbiete, zeigt er mir den Stinkefinger. Louis Armstrong zeigt mir den Stinkefinger! Ich wache schweißgebadet auf und bin wirklich froh, dass das nur ein Traum ist.
    Dann schlafe ich wieder ein und finde mich auf einem Beachvolleyballfeld wieder. Ich spiele im Team mit Vanessa. Sie sitzt auf meinen Schultern und erledigt das Bälleschlagen. Ich mache nur die Laufarbeit. Wir spielen phänomenal. Egal ob Viktor und Annemarie, Gustavo und Juan oder Toni und Ekkehart, Vanessa schmettert alle Gegner in Grund und Boden. Dann betritt Ines das gegnerische Feld. Ich will noch einwenden, dass das unfair ist, weil sie keinen Partner hat und sich in dem Brautkleid, das sie anhat, sowieso nicht vernünftig bewegen kann. Aber sie nimmt einfach den Ball und macht einen prachtvollen Aufschlag. Ich schleppe Vanessa in Position, sie holt, wie schon die ganze Zeit, lachend aus und schmettert, dass es nur so kracht. Ines fliegt aber im gleichen Moment schnell wie Zhang Ziyi in Tiger & Dragon in die Luft und blockt den Ball so ab, dass er mir mitten ins Gesicht klatscht. Ich verliere das Gleichgewicht und kippe langsam, aber sicher nach hinten. Erst jetzt bemerken wir, dass direkt hinter uns ein schrecklicher Abgrund gähnt, aber das Unglück ist nicht mehr abzuwenden. Ich hörte eine Stimme laut »Pass doch auuuuuuuuuuuuuuf!« rufen, aber bevor ich weiß, ob es Ines oder Vanessa war, die gerufen hat, wache ich schon wieder auf.
    Es ist immer noch mitten in der Nacht, aber es dauert ziemlich lang, bis ich wieder einschlafe. Jetzt träume ich fast nichts mehr. Nur einmal kurz von Tigerchen, der in unserem Wohnzimmer auf dem Boden kauert und »Rahmauz« macht, während Ekkehart auf dem Sofa sitzt und vorwurfsvoll auf mich einredet. Ich erkenne das aber nur an seinen Gesten. Seine Worte sind nicht zu hören.

Bescheuert
11.02. / 23:55 Uhr
 
Muskelkater ist noch stärker geworden, anstatt nachzulassen.
 
Jedes Mal, wenn ich die Wohnungstür aufmache, haut Tigerchen ab. Traut sich zum Glück nur bis zum nächsten Treppenabsatz. Außerdem setzt sie sich immer, wenn ich Tagebuchschreiben will, mitten auf das

»Autsch!«
    »Tschuldigung, Ines.«
    »Schon okay. Also noch mal.«
    In den letzten Tangostunden haben wir weiter Fortschritte gemacht, aber heute kommen wir gar nicht voran. Kein Wunder. Der unterirdische Atombunker, den sie diesmal als Ort ausgeguckt haben, ist viel zu eng, die Luft ist zum Schneiden, und sie haben zu wenige Lampen aufgestellt. Der Ocho mit Rechtsdrehung, den Gustavo uns vorhin gezeigt hat, ist zwar nicht schwer, aber für jemanden, der, wie ich, gerade mehr so als Geist existiert, ist alles, was mit der motorischen Koordination zu tun hat, eine Höllenqual. Vor allem, wenn ich den Grund für mein Geist-Dasein auch noch im Arm halte. Mist. Schon wieder falsch. Immer diese eine Drehung…
    »Jetzt reiß dich mal zusammen, Lukas. Der Streberscheitel schaut schon rüber.«
    »Der soll lieber gucken, wie er seine eigene Dame über den Beton gewuchtet kriegt.«
    »Lukas!«
    »Ist doch wahr.«
    Überhaupt, Ines macht auch nicht alles richtig. Irgendwie ist sie, seit sie mir vorgestern ihre Zukunftspläne erläutert hat, auch ein bisschen Geist. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Vanessa den Ocho mit Rechtsdrehung natürlich

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