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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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telefoniert. Ein kurzes Lächeln für mich, ein langes Augenrollen für den am anderen Telefon. Das ist doch gar nicht so schlecht.
    »Ja, Bernd…
    Ja, sicher, schrecklich…
    Aber, hey, mal ganz ehrlich, wenn Fridolin sich so anstellt…
    Ja…
    Können wir das nicht nachher besprechen?…
    Jetzt hör mal zu, selbst wenn bei uns alles rauskommen sollte, was es nicht wird, so etwas würde uns Ekkehart niemals antun. Niemals…
    Ach was, raffiniert. Du hat keine Ahnung von ihm, weil du ihn nicht richtig kennst.
    Nö…
    Jetzt komm mal klar. Bis nachher.«
    Ines pfeffert ihr Handy in die andere Sofaecke.
    »Ist was mit Fridolin und Mandy?«
    »Sie sind beim Ehe-Check aufgeflogen.«
    »Nein, wirklich?«
    Ines kichert.
    »Fridolin musste würgen, als er Mandys Lieblingsparfüm nennen sollte. Und als die beiden sich am Ende vor der versammelten Kommission küssen sollten, musste er sogar fast kotzen. Dann hat er die Nerven verloren und alles gebeichtet.«
    »Sie mussten sich küssen? Wie durchtrieben.«
    »Nur ganz harmlos auf die Wange. Aber das hat gereicht.«
    »Und was passiert jetzt?«
    Ines winkt müde ab.
    »Wenn Fridolin die Steuern sofort nachzahlt, wird er nicht angeklagt. Und bei seinem Bankkonto wird er damit kein Problem haben. Ich kann mir aber immer noch nicht vorstellen, dass Ekkehart uns reinreiten würde, du?«
    »Nö. Wie es ihm wohl mit Tigerchen geht?«
    »Hm, ich würde ja zu gerne mal Mäuschen bei den beiden spielen.«
    »Wir könnten am Fußboden horchen.«
    »Das geht?«
    »Keine Ahnung. Probieren wirs einfach. Mach doch mal die Musik aus.«
    Während Ines zärtlich am Tonarmlifthebel zieht, lege ich mich flach auf den Boden, mein linkes Ohr auf den alten Dielenbrettern. Ines kommt dazu und legt sich neben mich auf ihr rechtes Ohr. Als ob nie etwas gewesen wäre. Ist sie wirklich so abgeklärt? Mein Herz fährt Achterbahn, aber sie lächelt mich einfach nur matt an und lauscht.
    Ob er überhaupt schon zu Hause ist? Und selbst wenn, wahrscheinlich hört man eh nichts.
    »Ich hör was.«
    »Echt?«
    »Pst.«
    Ich mache die Augen zu und konzentriere mich ganz auf mein linkes Ohr. Gleichzeitig versuche ich mir Ekkeharts Wohnung vorzustellen… Ja! Jetzt höre ich auch was.
    »Nein, Tigerchen, lass mich… He! Nein, nein!… Du sollst nicht mich jagen… Hier ist die Maus, hier ist die Maus… Die Maus, Tigerchen, hier, lecker Stoffmaus!«
    »Ich finde, er klingt panisch, Lukas.«
    »Nein, nein, er macht das schon.«
    »Autsch! Nein, Tigerchen, nicht mit den Krallen in mein Hemd… Lässt du wohl los!«
    »Ich schau lieber mal nach den beiden.«
    »Du willst Tigerchen wiedersehen.«
    »Nur ein bisschen.«
    Während Ines rausgeht, werfe ich ihr eine Packung Tempos zu. Sie rollt wieder mit den Augen, diesmal aber ganz bezaubernd.
    Als die Tür zu ist, bleibe ich einfach daneben stehen. Kurze Zeit frage ich mich warum, dann merke ich, dass ich Ines’ Duft, der noch in der Luft hängt, hinterherschnüffele, und höre, peinlich von mir selbst berührt, sofort damit auf. Während ich noch den Kopf über mich schüttele, merke ich, dass ich etwas vor mich hin summe, und erschrecke, als mir klar wird, dass es die Kathedralenzupfer-Musik ist. Ich muss der Sache ins Gesicht sehen.
    Ich… Ich mag… Ich fühle… Ich mag-fühle… Ich bin… nein… oder… ja… doch… doch, ganz schlimm sogar… es tickt… schnurrt… kitzelt… flattert in mir… ich… ich bin… ich liebe… Ines.
    Ja. Die ganze Zeit schon. Ich Idiot habe mir nur von Vanessa und meinem blöden Instinkt, oder wie auch immer der Irre heißt, der jetzt dahinten in der Ecke steht und unschuldig mit den Schultern zuckt, das Gehirn waschen lassen. Und jetzt ist nichts mehr zu retten. Wahrscheinlich jedenfalls. Oder?
    Ich gehe zum Plattenspieler, der sich immer noch dreht, und lasse vorsichtig die Nadel per Tonarmlift in die erste Rille sinken.
    Pling, Plang, Plong.
    Seltsam, unser Wohnzimmer fühlt sich ganz anders an, wenn das läuft. Es ist nicht die Musik, es ist der Klang.
    Natürlich.
    Jetzt wird mir alles klar. Der Super-Hifi-Klang ist ein Weg für Ines, hier auf einfache Weise doch etwas zu verändern, eine neue Umgebung zu schaffen, eine, die ihr angemessen ist.
    Ich lasse die Platte laufen. Im nächsten Moment finde ich mich in der Küche wieder, in den Vorräten wühlend. Tomaten, Zitronen, geräucherter Lachs. Das gebe ich schnell in meine Lieblings-Online-Rezeptdatenbank ein. Da: »Pasta mit Lachs und Lauch«. Ja, liest sich gut.

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