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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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nervt…«
    »Streberscheitel-Karlchen war…«
    »… der Tagesspiegel-Redakteur…«
    »… und der Assistent von Professor Bleibimhaus…«
    »… der uns beide angerufen hat, damit wir ins Le Canard gehen?«
    »Aber wozu?«
    »Komm, sei doch nicht so naiv.«
    »Wieso?«
    »Die ganze Tischdeko. Wetten, da waren mindestens fünf Mikrofone und zwei Sender drin versteckt?«
    »Du meinst…?«
    Brrrrrrrrrrrring!
    Während ich zur Tür gehe, um Ekkehart zu öffnen, frage ich mich, wie lange meine Kraft noch reichen wird, um mich auf den Beinen zu halten.
     
    * * *
     
    »Was ich noch sagen wollte, das ist wirklich sehr nett von euch, dass ihr mich schon wieder zum Filmgucken einladet, aber, also nur so, wir könnten doch auch was anderes machen. Könnt ihr zum Beispiel Mau-Mau?«
    »Später, Ekkehart, jetzt wird erst mal geschaut.«
    »Lukas hat einen ganzen Nachmittag in der Videothek verbracht, um uns ein paar ganz besondere Leckerbissen zu präsentieren.«
    »Und du darfst aussuchen:
    Film 1: Corruptor – Im Zeichen der Korruption mit Chow Yun-Fat und Mark Wahlberg.
    Film 2: Der Macher – Im Sumpf der Korruption mit Jon Voight und der unvergleichlichen Brenda Bakke.
    Film 3: Erdöl, Brot und Korruption von Denis Poncet.
    Na, da ist doch was für dich dabei, oder?«
    »Also, ganz ehrlich, ich weiß nicht…«
    »Jetzt sei nicht bockig. Du guckst, was auf den Tisch kommt!«
    »Na gut, dann meinetwegen Corruptor.«
     
    * * *
     
    »Er ist eingeschlafen.«
    »Kein Wunder. Hast du schon jemals so einen schlechten Film gesehen?«
    »Nein.«
    »Glaubst du, er hat es kapiert?«
    »Keine Ahnung, wir müssen auf weitere Zeichen von ihm warten. Er muss uns seine Forderung mitteilen.«
    »Und was machen wir jetzt mit ihm?«
    »Sein Gesicht sieht immer so goldig aus, wenn er schläft. Guck mal, ich glaube, er lächelt.«
    »Ha, er träumt von dem Geld, das er uns abpressen will.«
    »Jetzt wart doch mal. Vielleicht will er ja gar kein Geld. Vielleicht reicht es ihm auch, wenn du ihm deinen Plattenspieler leihst, bis sein Trafo-Troubadour geliefert wird?«
    »Was? Niemals. Den kriegt er nicht.«
    »Vielleicht will er auch einfach nur Familienanschluss…«
    »Jetzt mal nicht den Teufel an die Wand. Hoffentlich will er nur Geld… Moment, SMS… Ach du Schreck.«
    »Was?«
    »Annemarie fragt, ob wir auch unseren Hochzeitstag morgen nicht vergessen haben.«
    »Ach ja, 27. Februar. Mist, ich hab keinen Tisch reserviert.«
    »Glaubst du, das ist nach alldem noch nötig?«
    »Wieso?«
    »Na, wir gehen doch davon aus, dass er Bescheid weiß und uns erpressen will.«
    »Und was ist, wenn wir falschliegen?«
    »Wie, die Möglichkeit willst du auch noch berücksichtigen?«
    »Aber natürlich.«
    »Na gut, wahrscheinlich hast du recht… Ich dachte nur, schließlich, na ja, ich habe den Eindruck, dir macht das immer noch ganz schön zu schaffen, und so ein Hochzeitstag wäre da ja wohl…«
    Ines hört plötzlich auf zu stammeln und packt mich am Arm.
    »Lukas, ich weiß, wie das klingt, aber versprichst du mir hoch und heilig, dass du keinen Blödsinn machst?«
    »Ach, hihi, du hast wirklich geglaubt, ich wollte vom Dach springen?«

Tabularasa
     
    So freundlich war mir noch nie am Telefon gesagt worden, dass ich auf keinen Fall heute Abend einen Platz für zwei bekommen könnte. Selbst als ich das Thema Bestechungsgeld (in dem ich ja sowieso gerade tief drinsteckte) ganz offen ansprach, hörte ich kein Augenlid empört nach oben zucken. Sind halt durch und durch Profis im Le Canard.
    Fakt ist aber: Wir müssen heute Hochzeitstag feiern. Seit Ekkehart früh morgens auf unserem Sofa aufgewacht ist, wissen wir definitiv, dass er uns nicht erpressen will und dass er uns immer noch für ein Ehepaar hält. Nachdem er sich ein bisschen gereckt und gestreckt hat, hat er sich nämlich sofort bitter über den »schon im Ansatz gescheiterten Film« von gestern beschwert, und wir mussten ihm versprechen, nächstes Mal endlich einen Spieleabend zu machen. Klarer können die Dinge nicht liegen. Wir waren paranoid.
    Einerseits: gut. Andererseits: Was bringen wir jetzt für eine Showeinlage zum Hochzeitstag? Beziehungsweise, was mache ich, denn es scheint, als ob die Sache an mir hängen bliebe. Ines ist schon längst in der Arbeit und hat auch keine tolle Idee auf einem Zettel hinterlassen.
    Okay, dass es nicht das Le Canard sein wird, ist für mich gar nicht so schlecht. Ich würde keinen Bissen runterbekommen, und wenn der Pianist dann

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