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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Viktor, du kümmerst dich um das Licht. Diese Lampen hier auf den Boden, die Papierlichter ins Regal, und die blöde Deckenlampe wird abgeschraubt. Und Ekkehart, du machst jetzt die Kunst.«
    »Hihi, ich die Kunst.«
    »Das ist ernst gemeint. Ich bereite alles vor, und du sammelst dich derweil.«
    »Ich sammel mich?«
    »Setz dich aufs Sofa und hör meinetwegen bisschen Anatol Kolumbanovich.«
    »So, hier bin ich wieder, Herr Fink.«
    »Oh, Sie haben ja den gleichen Schnellkochtopf wie ich früher, Frau Kohlmeyer.«
    »Was? Und den haben Sie kaputtgekriegt?«
    »Äh, ja. Erzähl ich ein andermal.«
    Während Frau Kohlmeyer in der Küche verschwindet, lege ich die erste grundierte Leinwand auf den Tisch. Hm, was passt zu einem satten, tiefen Blau? Ohne lang zu überlegen mische ich ein sehr helles Hellrot in einem Farbbecher an und rufe Ekkehart zu mir, der in der Zwischenzeit noch nicht einmal damit fertig geworden ist, die Schallplatte zu reinigen.
    »Hier ist der Pinsel.«
    »Wie, ich soll jetzt…? Aber ich kann doch gar nicht…«
    »Ekkehart, wir wollen hier ein modernes, aber gleichzeitig warmes und weibliches Ambiente schaffen. Und da gehört abstrakte Malerei so dringend dazu wie Pfeffer zum Steak. Du tobst dich jetzt einfach aus.«
    »Aber was soll ich denn jetzt da konkret…?«
    Weia, er fängt an zu schwitzen. So wird das nichts.
    »Okay, ruhig, Ekkehart. Anderes Gedankenmodell: Du stellst dir jetzt vor, du müsstest ein Schema malen, wie du deine Hifi-Anlage verkabelst. Okay?«
    »Oh, dazu brauche ich aber einen feineren Pinsel.«
    »Nimm diesen hier.«
    »Aber der ist ja dicker.«
    »Eben. Fang an!«
    Zurück in die Küche.
    »Also, Herr Fink, dass Sie die schönen Entenbrüste in Orangensaft garen wollen, also ich muss schon sagen…«
    »Feinste französische Küche, Frau Kohlmeyer.«
    »Und als Vorspeise Spinat mit Birne und Blauschimmelkäse, also ich…«
    »Sie müssen sich auch mal auf was Neues einlassen.«
    Manno, durch Frau Kohlmeyers Kochdenken schwebt permanent eine schwere Dunstschwade aus einem altdeutschen Fleischkochtopf. Wenn ich nicht genau wüsste, dass sie die Kartoffeln wunderbar zart und butterig hinbekommen wird, und dass sie bei der Limonenmousse, die ich als Nachspeise vorgesehen habe, absolut keine Chance hat, etwas in Richtung Germanisch zu drehen, würde ich sie jetzt endgültig auf die Auswechselbank setzen.
    Ich ritze vorsichtig ein Rautenmuster in die Fettseite der beiden Fleischstücke. Meine Hand zittert etwas. Hm, sieht irgendwie nach Matheheft aus. Vielleicht mache ich bei Ines’ Stück ein Herz… Nee, nicht gut.
    »Luuukas! Das Licht ist fertig.«
    »Komme gleich. Hast du die Deckenlampe schon abgeschraubt, Viktor?«
    »Vermaledeit! Ich vergaß. Schimpf mich Verräter.«
    So, fertig geritzt. Jetzt wird es ernst. Ich wuchte die schwere schmiedeeiserne Pfanne auf den Herd. Komm, mein Mädchen, du hast mich noch nie im Stich gelassen…
    »Lukas! Das ist nichts geworden.«
    Verflixt, immer alles gleichzeitig.
    »Komme.«
    Oh, auf Ekkeharts altem Pullover ist mehr Farbe als auf dem Bild.
    »Ich kann nichts dafür. Der Pinsel ist wirklich viel zu dick.«
    »Großartig, Ekkehart, genau so!«
    »Aber es stimmt hinten und vorne nicht.«
    »Doch. Mach gleich das nächste.«
    Während ich neue Farbe für Ekkehart anrühre, sehe ich mir Viktors Lichter an. Perfekt. Bisschen zu hell, aber dafür habe ich ja nachher noch…
    »Lukas, muss man eigentlich wissen, ob das Licht vorher an oder aus war, wenn man die Deckenlampe abschraubt?«
     
    * * *
     
    »Herr Fink, beinahe wäre Ihre schöne Ente angebrannt.«
    »Danke für den Hinweis, ich habs im Griff, Frau Kohlmeyer.«
    »Wenn ich nicht ein bisschen Öl nachgegossen hätte…«
    »Waaas, Sie haben Öl in die Pfanne gegossen?! Zum letzten Mal, lassen Sie die Finger von meinen Enten!«
    »Aber ich wollte doch nur…«
    »Die müssen im Eigenfett angebraten werden! Geht das nicht in Ihren…«
    »Lukas, beruhig dich!«
    »Ja, wirklich. So ein Hochzeitstag ist wichtig, aber man darf sich auch nicht verrückt machen lassen.«
    »Kümmert euch um euren eigenen Kram! Viktor, das Sofa sieht immer noch scheiße aus! Kriegst du den Stoff nicht glatter hin?«
    »Hey, ich hab erst vor einer Minute angefangen.«
    »Übrigens, Lukas, nur mal so, hast du schon darüber nachgedacht, wie der Sand die Raumakustik verändert?«
    »Und das mit dem Spinat und den Birnen, ich würde da wie gesagt…«
    »IHR WOLLT MICH FERTIGMACHEN! SAGTS DOCH

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