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Wir waren nie Freunde

Wir waren nie Freunde

Titel: Wir waren nie Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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hat. Sie findet für alles eine Lösung.
    Ich helfe PM , die Nadelzweige über das Dach zu legen. Was übrig bleibt, breiten wir auf dem Boden aus. Das sieht richtig kuschelig aus. Am liebsten würde ich gleich in den kleinen, gemütlichen Windschutz kriechen. »Ich muss doch mal sehen, wie viel Bier er dabei hat!«, erklärt Pia-Maria, über Mannys Rucksack gebeugt. Sie holt eine Dose heraus, setzt sich unter den Windschutz und öffnet sie. Nachdem sie ein paar Schlucke getrunken hat, reicht sie sie weiter an Tove, die auch trinkt und sie dann mir gibt. Zunächst schüttle ich den Kopf, ändere dann aber meine Meinung und denke, dass ein paar Schlucke Bier ja wohl nicht schaden können, also nehme ich sie und trinke mit.
    Als die Dose leer ist, lasse ich mich auf das Tannennadelbett fallen. Es duftet nach Weihnachten. Ich habe das Gefühl, als könnte ich jeden Moment einschlafen und frage deshalb Tove, wie spät es eigentlich ist.
    »Keine Ahnung, ich habe nie eine Uhr mit im Wald.« PM will wissen, ob ich Fernsehen gucken will oder so, und erklärt, dass die Zeit hier draußen ja wohl keine Rolle spielt. Es ist sowieso rundherum alles nur schwarz. »Hier gibt es nur zwei Zeiten«, erklärt Tove. »Null und eins. Null für Dunkelheit und eins für Licht. Jetzt ist es null.«
    Ich muss lachen.
    »Null ist okay«, sage ich. »Ich frage mich nur, ob Philip und Manny nicht bald zurück sein sollten. Ich habe das Gefühl, als wären sie schon ziemlich lange fort.« »Wenn sie sich nun verlaufen haben«, meint Pia-Maria lachend. »Was sollen wir dann tun? Ich würde niemals zurückfinden.«
    »Philip verläuft sich nicht«, erwidere ich.
    »Vielleicht hat Manny sich verletzt. Wenn er nun in ein Loch gefallen und sich das Bein gebrochen hat.« »Hör auf!«, sagt Tove. »Die werden jeden Moment wieder hier sein.«
    Eine Weile liegen wir schweigend da.
    »Scheiße, ich brauche noch ein Bier«, sagt PM plötzlich und krabbelt zu Mannys Rucksack.
    Ich kann hören, dass ihre Stimme sich verändert hat, und mir fällt der Abend ein, an dem wir bei McDo herum- hingen.
    Es war ein Freitagabend, so ein feierlicher Freitagabend, und es gab Massen an Leuten, die die ganze Zeit kamen und gingen, die raus und rein strömten, einige darunter voll wie Haubitzen. Manny hatte fünfhundert Piepen und alle zu einem Big Mac eingeladen, bis auf PM, die einen McGarden knabberte. Sie war ziemlich blau. Plötzlich stand sie auf und ging zu einem Tisch ein Stück weiter, blieb dann davor stehen.
    »Scheiße, was glotzt du so!«, schrie sie ein Mädchen mit langem rotem Haar an.
    Das Mädchen schaute überrascht auf. Es war deutlich zu sehen, dass sie überhaupt nichts begriff.
    Zunächst gab sie keine Antwort. Dann sagte sie: »Ich glotz doch wohl ni...«
    Pia-Maria schnitt ihr das Wort ab: »Was bildest du dir denn ein, wer du bist.«
    Dann gab sie ihr eine Ohrfeige. Der Schlag kam vollkommen unerwartet. Sie schlug dem Mädchen direkt mit der Hand ins Gesicht. Nicht mit der geballten Faust, sondern mit der Handfläche. Es war zu hören, wie sie traf. Dann drehte sie sich um und kam zu unserem Tisch zurück. Die Leute am Tisch neben uns hatten gesehen, was passiert war. Sie guckten verstohlen zu unserem Tisch, zu Pia-Maria. Redeten über uns. Aber niemand tat etwas. Das Mädchen mit dem roten Haar saß unbeweglich da, die Hände vor dem Gesicht. Ich glaube, sie weinte. Aber ansonsten schien nichts passiert zu sein. Manny lachte lauthals auf. Er guckte Pia-Maria an. Er betrachtete sie so, wie ich denke, dass er mich manchmal mustert. Als würde er nach etwas suchen. »Sie hat so verdammt geglotzt«, sagte Pia-Maria.
    Der Flieger und Maj     Eine Eule ruft, gleich hinter uns. Ich zucke zusammen, das Geräusch kommt ganz überraschend. Wir halten den Atem an. Liegen ganz still. Dann fängt sie wieder an. Ein Strom glucksender Laute kullert durch die kompakte Dunkelheit. »Das ist eine Perleule«, flüstert Tove.
    Ich nicke vor mich hin. Suche nach Toves Hand, finde sie und lege meine eigene auf ihre. Taste mich nach ihrem Gesicht vor. Kann einen leichten Biergeruch wahrnehmen.
    »Wie schön das ist«, flüstere ich so leise ich nur kann. Ich weiß nicht, wie lange die Eule weitermacht. Es scheint, als wäre die Zeit gar nicht so wichtig, genau wie Tove gesagt hat. Es ist dunkel. Es ist null. Das genügt. Vielleicht liegt es auch am Bier. Ich merke, dass ich mir nicht mehr so viele Gedanken mache. Ich liege da und lausche auf das Rufen, das in den

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