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Wir waren nie Freunde

Wir waren nie Freunde

Titel: Wir waren nie Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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Grenze zwischen Leben und Tod? Wie soll ich das wissen, wenn es sonst niemand weiß? Sie legt den Vogel in einen großen Glasaschenbecher und legt eine Ecke der Tischdecke darüber.
    »Es kommt vor, dass sie sich wieder erholen. Dass sie nur ohnmächtig geworden sind. Aber dieses Mal glaube ich nicht, dass das klappt. Der ist wohl tot«, sagt sie. Ich nicke. »Der ist wohl wirklich tot«, denke ich.
    Ich sehe, wie Tove sich an die Stirn fasst. Mit einer Hand reibt sie sich langsam die linke Wange, zum Auge und zur Schläfe hin. Jetzt erst sehe ich, dass ihr Gesicht fast so weiß ist wie Schnee.
    Sie merkt, dass ich das gesehen habe.
    »Ich kann dieses Licht nicht vertragen«, sagt sie. »Davon kriege ich so verdammte Kopfschmerzen. Ich habe Migräne.«
    Ich nicke.
    »Meine Mutter hat das auch. Sie meint, ich hätte das von ihr geerbt. Aber jetzt ist es schon besser. Es geht mir besser, seit du gekommen bist.«
    Sie geht vor mir einen kleinen Flur entlang. An den Wänden hängen Bilder. Sie öffnet die Tür zu einem Anbau der Villa. Ihr Bademantel rutscht zur Seite, aber sie kümmert sich nicht darum, und als sie sich mir zuwendet, kann ich sehen, dass sie nichts darunter hat. Ihre nackte Haut leuchtet ebenso bleich wie ihr Gesicht, und ich kann ihren Nabel als ein kreisrundes Loch mitten in dem flachen Bauch sehen.
    Auf einem großen Tisch stehen ein Computerbildschirm und ein Teil anderer Geräte, ein Kopierer, ein Scanner, ein Laserdrucker. Eine blaue Keramikschale mit Bananen, die schwarz werden. Überall auf dem Tisch liegen Papierstapel. Auf den meisten ist ein Foto von einem Haus und ein kurzer Text. Ich erkenne eine Hütte von der Krusbärsgatan. In einem Karton liegen Feuerzeuge mit dem Firmennamen darauf: Elisabet Ragnars Immobilien- vermittlung in weißer Schrift auf rotem Hintergrund. Alles im Zimmer badet im Licht, alles wird von der Sonne gebleicht, die durch die Fensterscheiben brennt. Tove geht zu einer Wand und drückt auf einen Knopf. Lange graue Gardinen schieben sich vor die Fenster. Sie springt auf den Tisch, setzt sich darauf. Der rote Bademantel gleitet noch weiter auf. Sie sieht mich an, folgt meinem Blick, der sich an ihrem Körper festgesaugt hat. An ihrem runden Nabel.
    »Was ist los, Kimmi?«
    Ich muss mich räuspern. Atme viel Sauerstoff ein, um reden zu können.
    »Nichts«, bringe ich hustend hervor.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagt sie. »Ich habe den ganzen Vormittag an dich gedacht.«
    »Wieso das?«
    »Was glaubst du?«, erwidert sie und sieht mich geheimnisvoll an.
    Ich nicke. Ich kann selbst nicht sagen, warum ich beschlossen habe, ausgerechnet an diesem Sonntag zu Tove zu gehen. Und wenn sie es war, die mich magisch angezogen hat?
    Sie schaut mich an. Der rote Bademantel rutscht langsam von ihren Schultern. Er legt sich wie eine rote Düne um ihren Po. Sie sitzt nackt vor mir. Die kleinen Brüste sind rund und weiß wie der Schnee vor dem Fenster, und rote Himbeeren sitzen darauf. Ihre Haut sieht ganz weich aus, sie scheint in dem gedämpften Licht so weich und schön. Ich sehe den Nabel. Das runde Loch mitten in ihr. Bauchnabel haben mich immer leicht verrückt gemacht. Als ich klein war, glaubte ich, dass man durch sie herauskommt, wenn man geboren wird.
    »Komm«, sagt Tove.
    Ich nicke.
    »Meinst du nicht, dass wir hier was durcheinander bringen?«
    Sie schüttelt den Kopf. Die kleine Vogelbrust bewegt sich. »Aber du musst dich erst ausziehen.«
    Ich gehorche. Es ist mein Körper, der lenkt, er will neben sie springen. Meinen Fingern gelingt es, die Hemdenknöpfe zu öffnen. Ich ziehe das Hemd aus. Lege es über einen Schreibtischstuhl.
    »Die Hose auch.«
    Ich öffne den Gürtel und den Reißverschluss, lasse die Hose auf den Boden fallen.
    »Die da auch«, sagt Tove und zeigt auf meine ausbeulende Unterhose.
    Ich nicke. Die Unterhose fällt herunter und legt sich auf meine Füße. Ich kicke sie weg. Ich trete an den Tisch heran. Stelle mich neben Tove. Mein Pimmel zeigt auf sie. Tove legt ihre Hand darauf. Sie nimmt ihn in ihre weichen Finger, und ein heißer Stoß fährt durch meinen Körper. Ich weiß nicht, wohin wir auf dem Weg sind. Ich will den Weg nicht gehen, will einfach nur hier stehen, hier stehen bleiben, eine Ewigkeit, und ihre Hand fühlen, um mich.
    Sie legt sich hin, auf den Rücken, auf die Papiere, auf die Angebote, zwischen den Drucker und den Kopierer. Zwischen ihren Schenkeln befindet sich ein kleines Haarbüschel. Dann nimmt sie meine

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