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Wir waren nie Freunde

Wir waren nie Freunde

Titel: Wir waren nie Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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über die Morcheln fragen, weil mir eingefallen ist, dass wir schon einmal welche zu Hause hatten und Kristin gesagt hat, dass sie giftig seien. Aber dann fällt mir ein, dass man sie nur ganz gewissenhaft kochen und tausendmal abgießen muss. Ja, genau, so war das mit Morcheln.
    »Möchte wissen, wie Criz das hier finden soll«, murmelt PM.
    »Wenn sie überhaupt kommt«, sagt Tove.
    »Denkst du nicht?«
    Tove schüttelt den Kopf.
    In Gedanken stimme ich ihr zu. Bei Criz weiß man nie. Sie hat gesagt, ihr Vater würde sie morgen hierher bringen. Philip hat versprochen, wir würden sie da abholen, wo der Weg aufhört. An dem rostigen Straßenschild.
    Plötzlich bleiben wir stehen. Ich merke es, weil der Hase nicht mehr schaukelt. Das ist das Einzige, was ich von meinem Platz ganz hinten in der Reihe von Philip sehe. »Sind wir da?«, ruft Pia-Maria. »Dann helft mir, diesen verdammten Rucksack runter zu kriegen. Der ist ja schwer wie Blei.«
    Ich nehme den Rucksack entgegen, der von ihrem Rücken herunterrutscht. Ich kann ihn kaum halten. Meine Knie sind vom Fahrradfahren und der langen Wanderung ganz weich. Das letzte Stück ging meistens bergauf. Ich habe keine Ahnung, wie weit wir gegangen sind, nur, dass es viel länger war, als ich gedacht hatte.
    Ich stelle fest, dass ich alles unscharf sehe, aber dann wird mir klar, dass es daran liegt, dass die Dämmerung einsetzt.
    Wir befinden uns oben auf einem Berg oberhalb eines Moors mit kohlrabenschwarzem Wasser.
    »Ist das hier unser Zielpunkt?«, wundere ich mich. »Ja«, bestätigt Philip. »Hier schlagen wir unser Basislager auf. Dann stören wir die Auerhähne nicht. Ihr Balzplatz ist noch ein Stück weiter. Wir müssen uns jetzt beeilen.« »Ich habe einen Mordshunger«, sagt Pia-Maria. Sie wühlt in ihrem Rucksack und holt ein Brot heraus. Nimmt ihr Messer und schneidet eine dicke Scheibe ab.
    »Will jemand?«
    Tove nickt, und Pia-Maria schneidet noch eine Scheibe ab.
    »Meint ihr, man kann das Wasser da unten im Moor trinken?«
    Wir schauen Philip an. Er sieht skeptisch aus.
    »Ein Stück weiter gibt es einen Bach. Ich hole später dort Wasser.«
    »Zum Glück gibt es hier ein paar Bierchen«, sagt Manny und zieht eine Dose aus seinem Rucksack. : »Hast du noch mehr?«, ruft PM neidisch.
    »Hier gibt es noch so manches«, erklärt Manny und klopft geheimnisvoll auf den runden Bauch seines Rucksacks. Als er die Dose öffnet, spritzt ihm der Schaum direkt ins Gesicht. Manny lacht laut auf, hebt die Dose an den Mund und trinkt ein paar Schlucke.
    Ich werfe einen Blick auf die Dose, als er sie auf den Boden stellt. Gorilla, 7,6 %. Ich nehme an, dass Lelle, Mannys Bruder, für ihn eingekauft hat.
    »Sollen wir hier einen Windschutz bauen?«, will Tove wissen.
    Philip schüttelt den Kopf.
    »Später«, sagt er. »Wir müssen uns erst ein Versteck am Balzplatz bauen, bevor es zu spät wird.«
    Sie hat so verdammt geplotzt Philip ist ruhelos. Die Wanderung hat länger gedauert, als er berechnet hatte. Er beschließt, dass wir uns aufteilen; Manny und er verschwinden, um ein Versteck am Balzplatz zu bauen. Das Letzte, was ich von ihnen höre, ist Mannys lautes Rülpsen, bevor er und Philip vom Wald geschluckt werden.
    »Okay«, sagt Tove und schaut sich um. »Ich denke, wir bauen uns auf jeden Fall einen Windschutz, dann können wir die Rucksäcke darunterpacken.« Ich bekomme die Aufgabe zugeteilt, nach langen Ästen zu suchen. Das ist nicht einfach, weil die Dunkelheit schnell einsetzt und ich über Steine und Wurzeln stolpere. Ich finde nur einen langen, krummen Ast. »Guck mal weiter unten nach«, sagt Tove. »Aber nimm eine Taschenlampe mit.« PM und sie sind dabei, Kiefernzweige übereinander zu schichten, die sie von einigen dichtbelaubten Bäumen abschlagen.
    Ich taste mich den Abhang hinunter und finde auch tatsächlich ein paar vertrocknete Bäume, die wie weiße Skelette am Moorrand stehen. Ich werfe mich gegen sie und kann sie so umschmeißen, nehme unter jeden Arm einen und schleppe sie den Berg hinauf.
    Tove betrachtet sie mit einem Nicken.
    »Da hinten«, sagt sie. »Halte sie fest, während ich ein Seil hole.«
    Sie bindet die beiden Baumstämmchen an zwei Kiefern, die dicht nebeneinander stehen. Als sie damit fertig ist, bindet sie meinen Krüppelast dazwischen. Befestigt dann ein paar Zweige darüber, und ich kann sehen, dass zwischen den Baumpfählen ein Dach entsteht.
    Sie arbeitet schnell und sicher, und mir ist klar, dass sie das schon oft gemacht

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