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Wir waren unsterblich (German Edition)

Wir waren unsterblich (German Edition)

Titel: Wir waren unsterblich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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Kamera. Der Mann brüllte. Eine Mischung aus Erschrecken und Wut. Vor seinen Augen tanzten jetzt bunte Kreise und dennoch stürmte er nach vorn, füllte den Türrahmen aus, ließ Töffel keine Chance zur Flucht und raste blindlings auf Markus zu. Der wich zur Seite, der Kerl erwischte ihn an der Schulter und hielt ihn fest. Noch immer entrang sich der Kehle des Mannes kein Wort, kein Fluch, nur ein entsetzliches „Uuhhhnnn...!“
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange er geblendet sein würde. Vielleicht konnte er schon wieder sehen. Eine Hand fand Markus´ Kopf, riss an dessen Haaren. Es ging schief! Aus dem Kellerraum drang ein spitzer, hasserfüllter Schrei. Töffel katapultierte sich auf den Rücken des Mannes, legte einen seiner schmächtigen Arme um dessen Hals. Graukittel schüttelte sich kurz wie ein tollwütiger Stier und warf ihn ab. Es gab einen dumpfen Schlag, als Töffels Schädel auf dem Boden aufschlug. Markus kämpfte lautlos, bis auf ein verbissenes Schnaufen. Doch gegen den Mann hatte er keine Chance, dessen Kräfte mussten enorm sein. Ich versuchte einen Angriff, wollte ihn an einer empfindlichen Stelle treffen – Kinn, Schläfe, so wie ich es in Filmen gesehen hatte – erhielt aber nur selbst einen Schlag, spürte, wie Blut warm aus meiner Nase schoss und taumelte zurück. Jetzt hatte der Eugen seine Sprache wiedergefunden: „Ihr kleinen Scheißer! Ihr gottverfluchten, kleinen Scheißer!!! Ich mache euch alle fertig!“ Markus prallte gegen die Wand, fiel zu Boden. Graukittel nahm sich eine Sekunde Zeit, um nach den anderen Gegnern Ausschau zu halten. Was er sah, befriedigte ihn. Töffel lag auf der Schwelle zum Kellerraum, ich stand da und hörte mein eigenes Blut unter mir aufklatschen. Graukittel beugte sich nach vorn, grinste mich an und deutete auf Markus. Der versuchte davonzukriechen, doch der Mann umschloss mit der ganzen Faust dessen rechtes Ohr. „Ich reiß es dir ab, du Scheißer!“
    Ich fühlte mich winzig, war ein Kind. Wo steckten meine Eltern? Sie mussten mich hier raus holen!
    Nur wenige Zentimeter neben meinem Kopf spürte ich einen schnellen Luftzug. Etwas Langes, Dunkles flog an mir vorbei und traf mit einem hohlen Plop! punktgenau Graukittels Stirn. Der Mann sank mit einer schon fast komisch anmutenden Pirouette zu Boden.
    „Mein Ohr!“, ächzte Markus. „Gleich ist es ab!“
    Neben Graukittel lag ein Kantholz am Boden. Das Ding war über einen Meter lang und besaß einen Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern. Damit sollte die Tür gesichert werden. Leo trat aus dem Dunkel. „Ist er tot?“ Ungläubig starrte er auf den Leblosen. „Was ... Was hätte ich denn tun sollen? Der wollte uns alle umbringen.“
    „Was ist mit Töffel?“ Ich hatte genau gehört, wie sein Kopf aufprallte. Es klang, als würde sein Schädel platzen wie eine Kokosnuss nach einem gut platzierten Axthieb. Töffel erhob sich, starrte zuerst uns, dann den reglosen „Onkel Eugen“ an. Er führte seine rechte Hand zum Hinterkopf und betrachtete anschließend seine Finger. Kein Blut!
    Auf der Stirn des Hausmeisters war eine riesige Beule entstanden. So groß wie zwei Fünfmarkstücke. Töffel rutschte auf den Knien zu dem Mann herüber und griff nach dessen Handgelenk. „Der ist nicht tot.“ Fast glaubte ich Bedauern aus seiner Stimme herauszuhören. „Wir müssen ihn einsperren, ehe er wieder wach wird.“
    Leo sah ihn verwundert an. „Alles läuft weiter wie geplant?“ Töffel nickte.
    „Wie ihr wollt!“, sagte Leo. „Dann sage ich erst Hilko Bescheid. Sonst holt der noch die Bullen. Vergesst nicht den Wagenschlüssel.“
    Es war zu dunkel, um Leos Gesichtsfarbe zu erkennen. Aber ich war mir sicher, dass sie die Farbe eines frisch gewaschenen Bettlakens angenommen hatte. Solche, wie sie der Weiße Riese in der Werbung immer zu kilometerlangen, im Wind flatternden Bahnen aufhängte. Leo würde draußen vermutlich erst in die nächste Ecke kotzen.
    Markus durchsuchte Graukittels Lederjacke nach dem Autoschlüssel. An der Wand hinter ihm schimmerte die Drohung des Lichtlosen:

    ICH SEHE DICH!
    ICH KRIEGE DICH!
    JETZT?
    MORGEN??
    VOR DEINER ZEIT!!!

    DER LICHTLOSE

    Die Tür war verriegelt, Ölfass und Holzbrett verbarrikadierten das Kellerfenster.
    „Die Karre muss sofort von hier verschwinden!“ Hilko sah sich hektisch nach allen Seiten um. Weit und breit ließ sich keine Menschenseele blicken, nur ein kleines Sportflugzeug flog mit lautem Brummen nach Westen.
    „Können die uns

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