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Wir waren unsterblich (German Edition)

Wir waren unsterblich (German Edition)

Titel: Wir waren unsterblich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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gestern nach dem Eugen gefragt? Hat sie sich nicht gewundert, als er nicht mit dir zurückkam?“
    „Ich hab ... “ Töffel schluckte hörbar. „Ich habe ihr gesagt, dass er mich nur abgesetzt hat ... und dann weitergefahren ist. Ich wüsste aber nicht wohin.“
    „Und deine Tante fand es nicht komisch, als er auch später nicht bei ihr auftauchte?“
    Töffel schüttelte den Kopf. Er bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. „Eugen kam ja nicht jeden Tag vorbei. Er ging häufig zum Saufen und kam manchmal erst wieder, wenn ich zur Schule musste.“
    Hilko deutete mit einem Kopfnicken auf die Leiche. „Wo ist der Schlüssel von seinem Wagen?“
    Markus holte ihn aus seiner Jackentasche hervor. Mehrere Schlüssel baumelten an einem Plastikanhänger, auf dem das Firmenzeichen von Eugens Kadett abgebildet war: ein Blitz auf schwarzem Grund.
    „Markus holt den Wagen, wenn es dunkel ist“, verkündete Hilko.
    „Was?“ Markus stolperte zwei Schritte rückwärts. „Kann das nicht ein anderer machen? Was ist mit Leo? Schließlich hat der doch ... .“
    „Lass Leo zufrieden! Du bist der Einzige, der fahren kann. Du bringst die Karre hierher, wir laden das Arschloch in den Kofferraum, fahren zur Ruhr und versenken den Eugen in seinem Kadett. Das sieht dann so aus, als wäre der da besoffen reingebrettert.“
    „Öh!“, machte Markus nur.
    „Vorher setzen wir ihn natürlich noch hinters Lenkrad“, ergänzte Hilko. „Das muss passieren, wenn es dunkel ist. Am besten nach elf, wenn keiner mehr auf den Straßen ist“
    Leo biss nervös auf seine Unterlippe. „Wir müssten uns aber zu Hause wegschleichen. Das wird schwierig.“
    Hilko seufzte genervt. „Du musst nicht mit, Leo. Und Töffel auch nicht.“ Er wurde immer zappeliger und ging in dem kleinen Kellerloch hin und her. Wir anderen wichen ihm aus.
    „Drei reichen“, teilte er uns mit. „Ich und Markus als Fahrer und ... ?“ Er blieb vor mir stehen. „Was ist mit dir, Ritsch? Es muss noch heute geschehen.“
    Ich versuchte seinem herausfordernden Blick standzuhalten. „Es klappt nicht.“
    „Wieso nicht?“
    „Weil der Typ nicht besoffen war. Und selbst wenn, hat sich der Alkohol längst verflüchtigt. Außerdem können die Profis von der Polizei feststellen, dass er schon tot war, als er in die Ruhr rauschte.“ Ich hatte genügend Krimiserien gesehen, um darüber ein wenig Bescheid zu wissen.
    „Na und!“, keifte Hilko mit überschnappender Stimme. „Aber er ist weg von hier! Weg von Töffel!“ Er wirbelte herum. Seine Augen schleuderten Blitze. Wir zuckten unwillkürlich zusammen. „Wenn einer von euch eine bessere Idee hat ...“, schnaufte er. „Dann raus damit!“
    Töffel hielt den Kopf gesenkt und zitterte jetzt am ganzen Körper. Er fiel auf die Knie und schluchzte laut auf, dann sah er zu uns auf. Tränen flossen über sein Gesicht. Er versuchte etwas zu sagen, aber seine Lippen bebten und zwischen ihnen erschien nur eine Blase aus Spucke.
    Zuerst hockte sich Hilko neben ihn, dann Leo. Hilko drückte Töffels Kopf gegen seine Brust. Töffel umschlang den ältesten seiner Freunde mit beiden Armen. Ich streckte eine Hand aus und strich zaghaft über Töffels blondes Haar. Erst da merkte ich, dass ich weinte. Genauso wie Hilko. „Das ist kein beschissenes Kinderspiel mehr“, flüsterte er schniefend. „Wir müssen jetzt zusammenhalten.“
    Ich nickte und wusste keinen Ausweg. Hilkos Plan war schlecht, aber mir fiel kein besserer ein.
    „Heulsusen!“ Das Wort wurde verächtlich in den Raum gespuckt, gefolgt von einem hämischen Kichern. Ich wandte mich um.
    Die Gestalt auf der Schwelle bleckte die Zähne. In der Faust hielt sie eine kurze, hin und her schwingende Stahlrute.

    Der verrückte Charlie! Er hatte uns doch gesehen, als wir den Kadett abstellten.
    Charlie stupste die Leiche mit der Stiefelspitze ab und grunzte verächtlich. „Eugen Grundmann. Sieh an!“ Er wandte sich zur Seite und machte einen Schritt auf Markus zu. „Ich dachte zuerst, ihr hättet seine Karre zu `ner Spritztour ausgeliehen.“ Markus wich keinen Zentimeter, er hielt Charlies Blick stand. „Aber ihr habt den Burschen hier unten erledigt.“
    „Stimmt nicht!“ Leo sprang auf. Charlie versetzte ihm einen Stoß und Leo taumelte wieder rücklings zu Boden. Jetzt schwang der Totschläger in Charlies rechter Hand. Sein Blick wanderte zwischen Markus an der Wand und den vier Jungen im Raum hin und her. „Sachte!“, stieß er zwischen zusammen

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