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Wir zwei sind Du und Ich

Wir zwei sind Du und Ich

Titel: Wir zwei sind Du und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Raufelder
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wenn sie sich im Spiegel ansieht. „Nur du bist für mich da...“, flüstert sie. Lange schaut sie in seine Augen, die ihr so vertraut sind. Mit der Fernbedienung startet sie den MP3-Player. » I’m your man«, tönt es aus den Lautsprechern.

Bis zum Mond und zurück
    Ri liegt auf ihrem Bett und schaut durch das große Dachfenster zu den Sternen dieser winterklaren Nacht hinauf. Ihre Wut ist fast verflogen, aber der fade Beigeschmack ist geblieben, das schlechte Gefühl, das wie eine schwarze Wolke über Ri schwebt und sie zu erdrücken droht.
    Dieser Ort hier ist ihre letzte Zuflucht. Der einzige Platz, der ein bisschen Frieden und Stille bedeutet. Hier oben ist nur ihr Zimmer mit den vielen Winkeln und das kleine blaue Bad. Ganz für sie allein. Direkt unterm Dach – fast im Himmel.
    Ein Blick auf ihre Schultasche lässt Ri aufschrecken. Kummer und Angst fressen sich in ihren Bauch, dass es wehtut. Morgen ist ja der Chemietest.
    Wie konnte ich das nur vergessen? Wenn ich den Test verhaue, wird er ausflippen, denkt Ri und rappelt sich müde und erschöpft aus ihrem kuschelig warmen Bett auf. Die dunkle Wolke breitet sich aus. „Schlimmer als eine Epidemie“, seufzt sie.
    In den Tiefen ihrer schwarzen Tasche mit den vielen Aufnähern kramt sie zwischen Büchern, Heften und Ordnern. Hier muss doch irgendwo das Chemiebuch sein? Plötzlich fällt Ri der Ersatzschlüssel in die Hand, den sie immer in ihrer Schultasche hat, falls sie ihren normalen Schlüsselbund einmal verlieren sollte. Sie hatte schon fast vergessen, dass es ihn gibt. Ein kleiner goldener Sternanhänger baumelt daran. Ri lächelt und erinnert sich.
     
    Es muss ein Wintertag wie heute gewesen sein, ein Sonntag. Die Gehsteige waren spiegelglatt. Ri und Ben rutschten fröhlich auf ihren kleinen Stiefeln hin und her. Bens Mutter hatte Mühe, den beiden zu folgen.
    „Passt mir bloß auf die Autos auf!“, rief sie ihnen hinterher. „Und wartet an der nächsten Ecke auf mich!“
    Ri liebte Bens Mutter, weil sie nicht wie andere Mütter war und immer ein Lächeln auf den Lippen hatte. In fröhlichen Locken fielen ihr die dicken, blonden Haare über den Rücken. Sie kam Ri wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht vor. Vielleicht, weil sie lange in der Türkei gelebt hatte. Am schönsten war ihr Duft nach Vanille. Warm und weich – wie ein frisches Croissant zum Frühstück. Sie machte immer das, worauf sie Lust hatte. Wenn sie Lust hatte zu tanzen, dann tanzte sie. Ganz egal, wo sie gerade war – manchmal mitten auf der Straße oder in der Schlange vor der Kasse bei Kaisers. Ben sagte „Lola“ zu seiner Mutter – nicht Mama oder Mutti.
    „Ich sag ja auch nicht Sohn zu Ben“, hatte Lola der erstaunten Ri einmal erklärt. Zu Hause lief Bens Mutter immer barfuß. „Das ist schön so“, sagte sie. „Dann verliere ich nicht den Boden unter den Füßen.“
    Bei jedem ihrer Schritte klingelte ein kleines Glöckchen, das sie an einer goldenen Kette um ihren Fuß trug. „Sie muss eine Prinzessin sein“, hatte Ri damals gedacht.
    In der Menschenschlange vor dem Eingang des Planetariums versuchte Ri die Programmschilder zu lesen, die über den großen Glastüren hingen. Seit dem Sommer war sie in der ersten Klasse und mächtig stolz darauf. Ben ging schon in die vierte Klasse und wusste viel mehr als Ri. Wie gerne wäre sie mit ihm in einer Klasse! Dann würde er sie in der Schule vielleicht auch beachten. Jetzt tat Ben auf dem Pausenhof immer so, als sähe er Ri nicht, weil die Jungen aus seiner Klasse ihn sonst hänselten. Nur manchmal, wenn gerade niemand hinsah, zwinkerte er Ri heimlich zu. Das war schön.
    „Verliebte, Verliebte!“, hatten sie Ben und Ri nachgerufen, als sie nachmittags an dem großen Spielplatz vorbeiliefen, wo die halbe Klasse von Ben versammelt war. Der arme Ben war ganz rot geworden.
    „Tut mir leid“, hatte Ri gemurmelt.
    „Dir muss nichts leid tun“, hatte Ben geantwortet. „Die sind einfach nur blöd. Vergiss sie!“
    Die Sessel im Planetarium waren riesig und wunderbar bequem. Wenn man sich anlehnte, dann klappten sie um, bis man fast waagerecht lag, damit man den künstlichen Sternenhimmel in der Kuppel des Planetariums betrachten konnte. Nur bei Ri funktionierte der Sessel nicht. Sie war zu klein und zu leicht. So schwer sie sich auch zu machen versuchte, der Sessel kippte einfach nicht. Ben half mit seinem Fuß nach.
    „Gut so, kleine Prinzessin?“
    „Klaro! Danke!“
    Eine angenehme Männerstimme erzählte von

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