Wirbelsturm
so froh, daß du nicht fliegst.« Sie wischte die Tränen weg, trat zum Herd und stellte den Teekessel auf. »Verdammt, es tut mir leid, ich gerate so leicht aus dem Häuschen.«
Er schloß sie in die Arme. »Wenn die 125 heute kommt, fliegst du dann mit, Genny, bitte?«
»Natürlich, Liebster. Wenn auch du mitfliegst.«
»Aber Gen, ich …«
»Hör mir bitte einen Augenblick lang zu, Duncan!« Sie drehte sich um, legte die Arme um ihn und den Kopf an seine Brust und fuhr fort: »Drei von euren Partnern sind bereits mit ihrem Geld geflohen, der Schah mit seiner Familie und seinem Geld sitzt im Ausland, viele unserer Bekannten sind nicht mehr da, jetzt flüchtet sogar der große General Valik, und wenn es den Unsterblichen nicht einmal gelungen ist, den kleinen Aufstand in Doschan Tappeh niederzuschlagen, dann ist es Zeit, daß auch wir einen Schlußstrich ziehen und abhauen.«
»Das geht nicht, Gen. Das wäre eine Katastrophe.«
»Es wäre ja nur für kurze Zeit, bis sich die Lage beruhigt.«
»Wenn ich den Iran verlasse, ruiniere ich die S-G.«
»Das kann ich nicht beurteilen, aber die Entscheidung liegt bei Andy, nicht bei dir – er hat uns hierher geschickt.«
»Ja, aber würde er mich um meine Meinung fragen, dann könnte ich ihm nicht raten, sich zurückzuziehen und Hubschrauber sowie Ersatzteile im Wert von 20 bis 30 Millionen Dollar zurückzulassen. Auch wir würden alles verlieren, Gen, unser gesamtes Geld ist bei S-G angelegt, alles.«
»Dann nimm die Helis und die Ersatzteile mit.«
»Das ist unmöglich, wir bekommen nie die Freigaben – wir sitzen hier fest, bis der Krieg zu Ende ist.«
»Das stimmt nicht, Duncan. Weder du noch ich, noch unsere Jungs. Du mußt auch an sie denken. Wir müssen fort. Sie werden uns auf jeden Fall hinauswerfen, ganz gleich, wer gewinnt. Khomeini tut es ganz sicher.« Sie dachte an seine erste Rede auf dem Friedhof: »Ich bete darum, Allah möge allen Fremden die Hände abschneiden.«
16
Täbris 1: 9 Uhr 30. Der rote Range-Rover bog, aus dem Tor des Palastes des Khans kommend, in die Straße nach Teheran ein. Erikki saß am Steuer, Azadeh neben ihm. Ihr Vetter, der Polizeichef Oberst Mazardi, hatte Erikki dazu überredet, nicht schon am Freitag nach Teheran zu fahren. »Die Straße ist äußerst gefährlich – es ist schon bei Tag schlimm genug«, hatte er ihn gewarnt. »Die Aufrührer werden jetzt nicht wiederkommen, Ihnen kann nichts geschehen. Suchen Sie lieber Seine Exzellenz den Khan auf und bitten Sie ihn um Rat. Das wäre viel vernünftiger.«
Azadeh war der gleichen Meinung. »Selbstverständlich werden wir tun, was du für richtig hältst, Erikki, aber mir wäre wirklich wohler, wenn wir jetzt zu meinem Vater gingen.«
»Meine Cousine hat recht, Captain, Sie können natürlich tun, was Sie wollen, aber die Sicherheit Azadehs liegt mir genauso am Herzen wie Ihnen. Wenn Sie morgen immer noch fortwollen, fahren Sie! Ich kann Ihnen versichern, daß Ihnen hier keine Gefahr droht. Ich werde Wachen aufstellen.«
»O ja, Erikki, bitte!« Azadeh stimmte begeistert zu, und Erikki gab zögernd nach.
Arberry und Dibble, die Mechaniker, hatten beschlossen, das Wochenende im Hotel International in Täbris zu verbringen. »Die Ersatzteile treffen bestimmt am Montag ein, Captain. Der alte Knicker McIver weiß, daß unsere 212 am Mittwoch wieder fliegen muß, sonst müßte er eine Ersatzmaschine schicken, und das würde ihm kaum gefallen. Unser sogenannter Basismanager Ali kann uns ja abholen. Wir sind Engländer, wir haben keinen Grund, uns Sorgen zu machen, niemand wird uns auch nur anrühren. Vergessen Sie nicht, Captain, daß wir für ihre Regierung arbeiten, ganz gleich, was für eine Regierung es ist. Machen Sie sich unseretwegen keine Sorgen! Wir erwarten Sie mittwochs zurück. Amüsieren Sie sich gut in Teheran!«
Also fuhr Erikki mit Azadeh und Oberst Mazardi an den Stadtrand von Täbris, wo in den Hügeln der weitläufige Palast der Gorgon-Khans hinter hohen Mauern inmitten von riesigen Gärten lag. Als sie eintrafen, rannte das ganze Haus zusammen: Stiefmutter, Halbschwestern, Nichten, Neffen, Diener und die Kinder der Diener. Doch fehlte Abdullah Khan, Azadehs Vater. Azadeh wurde in die Arme geschlossen, Tränen flossen, und man plante sofort, am nächsten Mittag ein Fest zu veranstalten, um ihre Heimkehr zu feiern.
Erikki Yokkonen begrüßte man höflich und zurückhaltend. Alle hatten Angst vor ihm, vor seiner Größe, vor der Schnelligkeit, mit
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