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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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der er seinen Dolch handhabte, und vor seinem heftigen Temperament. Sie verstanden nicht, wie er seinen Freunden gegenüber so sanftmütig sein und Azadeh so sehr lieben konnte.
    »Zuerst ein Bad«, schlugen ihre Halbschwestern fröhlich vor, »dann kannst du uns alles erzählen, was geschehen ist.« Sie zogen Azadeh mit sich. Im intimen Rahmen des Badehauses plauderten die Frauen des Hauses und erzählten sich den neuesten Klatsch. »Mein Mahmud hat mich seit einer Woche nicht geliebt«, berichtete Najoud.
    »Vielleicht hat er eine andere Frau, Najoud«, meinte eine andere.
    »Nein, das ist es nicht. Er hat Schwierigkeiten mit seiner Erektion.«
    »Ach, du Arme. Hast du es schon mit Austern versucht?«
    »Oder dir die Brüste mit Rosenöl eingerieben?«
    »Oder ihn mit einem Extrakt aus Jakaranda, dem Horn eines Rhinozeros und Moschus eingeschmiert?«
    »Davon habe ich noch nie gehört, Fazulia.«
    »Es stammt aus einem alten Rezept aus der Zeit von Cyrus dem Großen. Als der große König ein Jüngling war, war sein Penis sehr klein, aber nach der Eroberung von Medes beneideten ihn alle Männer um sein Glied. Angeblich hat ihm der Hohepriester von Medes eine Wundersalbe als Dank für sein Leben gegeben, mit der er einen Monat lang sein Organ einreiben mußte. Das Geheimnis wurde durch die Jahrhunderte von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Jetzt ist es nach Täbris gelangt, denn unser Urgroßvater hat das Rezept dieses Elixiers für einen gigantischen Preis, man spricht von einer Handvoll Diamanten, gekauft.«
    »Nein!«
    »Aber jetzt bekommt man eine kleine Phiole schon für 50.000 Rial.«
    »Auch das ist zuviel. Wo soll ich so viel Geld hernehmen?«
    »Du findest es wie immer in seiner Tasche, und man kann immer noch handeln. Für ein solches Zaubermittel ist kein Preis zu hoch, wenn wir keine anderen Männer haben können.«
    »Wenn es hilft.«
    »Natürlich hilft es. Wo gibt es diesen Trank zu kaufen, liebste Fazulia?«
    »Im Basar, im Laden von Abu Bakra bin Hassan bin Saiidi. Ich kenne den Weg. Gehen wir morgen vor dem Mittagessen hin! Du begleitest uns doch, liebste Azadeh?«
    »Nein, danke, liebe Schwester.«
    Die anderen lachten, und eine der Jüngeren meinte: »Die arme Azadeh braucht weder Jakaranda noch Moschus – eher das Gegenteil.«
    Azadeh lachte ebenfalls, hatten doch alle mehr oder weniger verstohlen gefragt, ob ihr Mann überall so gut gebaut sei und wie sie es anstelle, sein Gewicht zu ertragen, zumal sie doch so zart und schlank sei.
    »Es klappt durch Magie«, antwortete sie den Jüngeren; »ganz mühelos«, sagte sie zu den Ernsthaften; und »mit unglaublicher Verzückung, als wäre ich im Garten des Paradieses« zu den Neidischen und jenen, die sie nicht mochte. Nicht alle hatten die Heirat mit dem fremden Riesen gebilligt, viele waren sogar ihrem Vater wegen Erikki in den Ohren gelegen, um ihn zu beeinflussen. Aber sie hatte schließlich ihren Willen durchgesetzt und kannte ihre Feindinnen: ihre sexbesessene Halbschwester Zadi, die verlogene Cousine Fazulia mit ihren sinnlosen Übertreibungen, und vor allem die honigsüße Schlange, ihre älteste Schwester Najoud und ihr abscheulicher Mann Mahmud.
    »Ich bin so glücklich, weil ich endlich wieder zu Hause bin, aber jetzt ist es an der Zeit, schlafen zu gehen.«
    Erikki wachte auf, als Azadeh neben ihm ins Bett schlüpfte. »Wir sollten morgen früh so zeitig wie möglich aufbrechen, Liebste.«
    »Ja.« Sie schlief beinahe schon, das Bett war so angenehm, sein Körper war so angenehm. »Ja, wann du willst, aber bitte erst nach dem Essen, sonst weint sich die liebe Stiefmutter die Augen aus.«
    »Azadeh!«
    Da schlief sie schon, und er folgte rasch ihrem Beispiel.
    Sie brachen nicht wie vorgesehen am Sonntag auf – ihr Vater hatte zuerst mit Erikki sprechen wollen. Erst jetzt, am Montag im Morgengrauen, nach dem Gebet, das ihr Vater gesprochen hatte, und nach dem Frühstück war ihnen erlaubt worden, sich auf den Weg zu machen. Die Hauptstraße nach Teheran machte eine Kurve, und vor ihnen lag die Straßensperre.
    »Das ist merkwürdig«, meinte Erikki. Mazardi hatte ihnen versprochen, sie hier zu erwarten, aber er war nirgends zu sehen. Die Straßensperre war nicht besetzt.
    »Die Polizei!« Azadeh gähnte. »Sie ist nie da, wenn man sie braucht.«
    Die Straße wand sich zum Paß empor. Der Himmel war blau und klar, und die Spitzen der Berge waren bereits in Sonnenschein getaucht. Unten im Tal war es noch dämmrig, kalt und

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