Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
ordentlich ausgerichtet auf dem Boden lagen. Die Ersatzteile, die er geladen hatte, lagen daneben auf einer Bank.
    »Jetzt sind Sie fertig.« Rákóczy sagte es wie einen Befehl. »Steigen Sie ein! Sie werden wie vorher in Bandar-e Pahlavi auftanken.« Er drehte sich zu den Revolutionären um, umarmte beide hastig und kletterte in den rechten Sitz. »Starten Sie und steigen Sie sofort auf. Ich begleite Sie nach Teheran.« Er hielt seine Maschinenpistole mit den Knien fest, schloß den Sicherheitsgurt, verriegelte die Tür ordentlich, nahm die Kopfhörer von dem Haken hinter ihm und setzte sie auf. Das Innere eines Cockpits war ihm offensichtlich vertraut.
    Pettikin bemerkte, daß die beiden anderen zur Straße hin in Stellung gegangen waren. Er drückte auf den Startknopf für den Motor – und wurde leichtsinnig. Schuld waren das Heulen der Turbinen, die vertraute Situation und die Tatsache, daß ›Smith‹ sich an Bord befand und deshalb eine Sabotage unwahrscheinlich war. »Los geht's«, sagte er in das Mikrophon, hob rasch ab, ging sanft in die Kurve und stieg zum Paß hinauf.
    »Gut«, lobte ihn Rákóczy, »sehr gut. Sie fliegen sehr gut.« Er legte die Maschinenpistole lässig so auf seine Knie, daß die Mündung auf, Pettikin zeigte. »Bitte, fliegen Sie nicht zu gut!«
    »Legen Sie den Sicherungshebel um – oder ich fliege überhaupt nicht.«
    Rákóczy zögerte und gehorchte. »Ich gebe zu, daß es während des Flugs gefährlich ist.«
    Bei 200 Meter Höhe ging Pettikin in Geradeausflug über, beschrieb dann plötzlich eine steile Kurve und flog zum Flugfeld zurück.
    »Was tun Sie?«
    »Ich will mich nur orientieren.« Er verließ sich darauf, daß ›Smith‹ sich zwar offensichtlich in einem Cockpit auskannte, aber keine 206 fliegen konnte, denn sonst hätte er sie sich genommen. Pettikins Augen suchten am Boden eine Erklärung für die Nervosität des Mannes und für die Eile, mit der er zum Aufbruch gedrängt hatte. Das Flugfeld war unverändert. In der Nähe der Abzweigung der schmalen Straße zur Basis von der Hauptstraße, die in nordwestlicher Richtung nach Täbris führte, fuhren zwei Lastwagen auf die Basis zu. Aus der geringen Höhe erkannte Pettikin mühelos, daß es sich um Armeelastwagen handelte.
    »Ich werde landen und mal nachsehen, was sie wollen«, erklärte er.
    »Wenn Sie das tun«, antwortete Rákóczy unbeeindruckt, »kostet Sie das große Schmerzen und eine bleibende Verstümmelung. Bitte, fliegen Sie nach Teheran – aber zuerst nach Bandar-e Pahlavi!«
    »Wie heißen Sie wirklich?«
    »Smith.«
    Pettikin ließ es auf sich beruhen, umkreiste einmal den Flugplatz, folgte dann der Teheraner Straße nach Südosten zum Paß hinauf und wartete auf den richtigen Augenblick – er war jetzt davon überzeugt, daß irgendwo unterwegs seine Zeit kommen würde.

15
    Teheran: 8 Uhr 30. Tom Lochart, der nach Galeg Morghi unterwegs war, lenkte seinen alten Citroën durch die Trümmer der vorangegangenen Kämpfe. Der Morgen war trüb und kalt, und Lochart hatte schon Verspätung, obwohl er sofort nach Sonnenaufgang aufgebrochen war.
    Er war an vielen Leichen, an jammernden Trauernden und vielen ausgebrannten Autowracks vorbeigekommen, von denen manche noch glühten – Strandgut der nächtlichen Unruhen. Haufen von bewaffneten Zivilisten hielten immer noch Balkone oder Barrikaden besetzt, und er wurde ein dutzendmal umgeleitet. Viele Männer trugen jetzt die grüne Khomeini-Armbinde, und alle hezbollahis hatten Waffen. Die Straßen waren verdächtig leer. Von Zeit zu Zeit donnerten Polizeilastwagen, ein paar Personenautos und Laster an ihm vorbei, aber sie beachteten ihn nicht, hupten nur und fluchten, damit er Platz machte. Er fluchte zurück, und es war ihm beinahe gleichgültig, ob er den Flughafen überhaupt erreichte. Hier stecken zu bleiben, wäre die Lösung seines Dilemmas gewesen. Nur die Vorstellung, daß dann Valiks Frau und ihre beiden Kinder der SAVAK in die Hände fallen könnten, trieb ihn vorwärts.
    Er riß den Wagen herum, um einem Auto auszuweichen, das aus einer Seitengasse gekommen und auf die falsche Straßenseite eingebogen war. Das Auto blieb nicht stehen. Er verfluchte den Fahrer, Teheran, den Iran und General Valik und sagte laut »Inscha'Allah«, aber es half ihm nicht.
    Am Himmel hingen schmutziggraue Schneewolken, die ihm überhaupt nicht gefielen. Als ihn der Wecker vor Morgengrauen aus dem Schlaf riß, hatte er die Wärme seines Betts und Scharazad nur

Weitere Kostenlose Bücher