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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Khan an, »bei Allah, es ist wahr!«
    »Ist es nicht. Und wir hatten vorher bei deinem Gott und bei allem, was mir heilig ist, ausgemacht, daß wir nicht über Politik sprechen werden – weder über die deiner noch über die meiner Welt!«
    »Es ist doch wahr, gib es zu!« zischte Abdullah Khan mit wutverzerrtem Gesicht. »Bei Allah, du wagst es, mich in meinem eigenen Haus einen Lügner zu nennen?«
    »Exzellenz, ich erinnere dich nur an unsere Abmachung«, knurrte Erikki.
    Abdullahs dunkle, blutunterlaufene Augen starrten ihn an. Er erwiderte den Blick und war darauf gefaßt, seinen Dolch zu ziehen und zu töten oder getötet zu werden.
    »Ja, das stimmt«, murmelte der Khan, und seine Wut verflog genauso rasch, wie sie gekommen war. Er schickte den Leibwächter mürrisch hinaus. »Verschwinde!«
    Jetzt war es im Zimmer sehr still. Erikki wußte, daß es hinter den Türen weitere Wächter und in den Wänden Gucklöcher gab. Er spürte den Schweiß auf seiner Stirn und den Pukoh-Dolch in seinem Hosenbund.
    Abdullah Khan wußte von dem Dolch, und daß Erikki ihn benützen würde, ohne zu zögern. Aber der Khan hatte ihm für immer die Erlaubnis erteilt, in seiner Gegenwart Waffen zu tragen, nachdem ihm Erikki vor zwei Jahren das Leben gerettet hatte.
    An diesem Tag hatte Erikki um die Erlaubnis gebeten, Azadeh heiraten zu dürfen, war aber hochmütig abgewiesen worden. »Nein, bei Allah, ich will keine Ungläubigen in meiner Familie. Verlassen Sie mein Haus!« Erikki war unglücklich aufgestanden. In diesem Augenblick kam es vor der Tür zu einem Handgemenge. Schüsse fielen, die Tür flog auf, und zwei Attentäter mit Maschinenpistolen kamen hereingestürmt, während im Korridor ein Feuergefecht ausgetragen wurde. Der Leibwächter des Khans tötete einen Attentäter, aber der andere durchsiebte ihn mit Kugeln und wandte sich Abdullah Khan zu, der entgeistert und regungslos auf dem Teppich saß. Bevor der Attentäter abdrücken konnte, starb er mit Erikkis Dolch in der Kehle. Im gleichen Augenblick stürzte sich Erikki auf ihn, um ihm die Maschinenpistole aus den Händen und das Messer aus dem Hals zu reißen. Ein dritter Attentäter war feuernd ins Zimmer gestürzt. Erikki schmetterte dem Mann die Maschinenpistole ins Gesicht, tötete ihn und rannte dann wie ein Berserker in den Korridor hinaus. Drei Angreifer und zwei Leibwächter waren tot oder lagen im Sterben, zwei weitere Mordgesellen flüchteten, aber Erikki erledigte beide und lief weiter. Erst als er Azadeh gefunden und festgestellt hatte, daß ihr nichts geschehen war, beruhigte er sich wieder.
    Dann war Erikki in den kleinen Saal zurückgekehrt, in dem Abdullah Khan immer noch auf dem Teppich saß. »Wer waren diese Männer?« fragte er den völlig Verstörten.
    »Mörder – Feinde, wie die Wächter, die sie hereingelassen haben. Es war Allahs Wille, daß Sie gerade anwesend waren und mir das Leben gerettet haben. Sie dürfen Azadeh heiraten, ja, aber weil ich Sie nicht mag, werden wir beide vor Allah und Ihrem Gott – wen immer Sie anbeten – schwören, daß wir weder über die Politik noch über die Religion Ihrer oder meiner Welt sprechen werden; dann muß ich Sie hoffentlich nie töten lassen.«
    Und jetzt starrten ihn diese kalten, schwarzen Augen wieder an. Abdullah Khan klatschte in die Hände. Sofort ging die Tür auf, und ein Diener erschien. »Bring Kaffee!« Der Mann hastete davon. »Ich lasse das unerquickliche Thema fallen und gehe zu einem anderen über, über das wir uns unterhalten können: meine Tochter Azadeh.«
    Erikki wurde noch vorsichtiger, weil er nicht genau wußte, wie weit ihr Vater Gewalt über sie hatte und welche Rechte ein Ehemann in Aserbeidschan besaß. Wenn Abdullah Azadeh tatsächlich befehlen sollte, in sein Haus zurückzukehren und sich von Erikki scheiden zu lassen, würde sie es tun? Vermutlich. Sie wollte nie ein böses Wort über ihn hören. Sie verteidigte sogar seinen paranoiden Haß auf Amerika, indem sie zu erklären versuchte, wodurch er ausgelöst worden war.
    »Sein Vater hat ihm befohlen, dort die Universität zu besuchen. In Amerika ging es ihm entsetzlich schlecht, er mußte die Sprache lernen und das Studium der Wirtschaftswissenschaften abschließen, bevor er wieder nach Hause kommen durfte. Mein Vater haßte die übrigen Studenten, die ihn auslachten, weil er ihre Spiele nicht konnte und langsamer lernte als sie. Aber vor allem haßte er das Land wegen der Demütigungen, die er dort ertragen

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