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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zugestoßen?«
    »Das Benzin ist uns ausgegangen.« Erikki schilderte ihm kurz ihre Erlebnisse. »Als der Motor aussetzte, wußte ich, daß wir erledigt waren. Die Leute sind verrückt. Einen Augenblick lang war alles in Ordnung, dann wurden wir eingekreist, wie bei der Straßensperre. Ich habe alle Türen verriegelt, aber es war nur eine Frage der Zeit …« Er sah sich wieder um. Azadeh hatte die Augen geöffnet und den Tschador abgestreift. Sie lächelte ihn müde an und streckte die Hand nach ihm aus, aber Rákóczy mischte sich ein. »Entschuldigen Sie bitte, Gnädigste«, sagte er auf Persisch, »aber warten Sie bis zur Landung. Es wird Ihnen nichts geschehen.« An Erikki gewandt, fuhr er auf Russisch fort: »Ich habe Wasser bei mir. Möchten Sie, daß ich es Ihrer Frau anbiete?«
    Erikki nickte. »Ja, bitte.« Er sah zu, wie sie dankbar trank. »Danke.«
    »Möchten Sie auch welches?«
    »Nein, danke«, lehnte Erikki höflich ab, denn obwohl sein Mund ausgedörrt war, wollte er keine Gefälligkeit. Er lächelte sie ermutigend an. »Ein Deus ex machina, nicht wahr, Azadeh? Charlie ist wie ein rettender Engel gekommen.«
    »Ja … es war wohl Gottes Wille. Mir geht es jetzt wieder gut, Erikki. Danke Charlie auch in meinem Namen!«
    Erikki verbarg seine Besorgnis. Die zweite Bedrohung durch die aufgebrachte Menge hatte ihr den Rest gegeben. Und er schwor sich, nie wieder ohne Maschinenpistole und Handgranaten unterwegs zu sein, falls er lebend aus diesem Abenteuer kam. Rákóczy beobachtete ihn, deshalb drehte er sich wieder nach vorn.
    »Der Kerl ist verrückt. Es war vollkommen unnötig, die Leute umzubringen. Ich habe ihm gesagt, er solle über ihre Köpfe hinwegschießen. Der Bastard hat mich beinahe umgebracht. Woher kennst du ihn, Erikki? Hat einer von euch beiden etwas mit den Kurden zu tun gehabt?«
    Erikki starrte ihn verständnislos an. »Kurden? Du meinst den Typ da hinten?«
    »Ja, natürlich. Ali bin Hassan Karakose. Er kommt vom Berg Ararat und ist kurdischer Freiheitskämpfer.«
    »Er ist kein Kurde, sondern ein Stück Scheiße und ein KGB-Mann.«
    »Bist du sicher?« Pettikin war empört.
    »Natürlich. Er behauptet, Moslem zu sein, aber das ist bestimmt auch eine Lüge. Mir gegenüber hat er sich als ein gewisser Rákóczy ausgegeben, aber das stimmt bestimmt nicht. Sie sind alle Lügner – und warum sollten sie auch uns, ihren Widersachern, etwas verraten?«
    »Er hat geschworen, daß er die Wahrheit spricht, und daraufhin habe ich ihm mein Wort gegeben.« Pettikin erzählte verärgert von dem Kampf und dem Abkommen, das sie geschlossen hatten.
    »Du bist verrückt, Charlie, ausgerechnet ihm! Hast du nicht Lenin, Stalin oder Marx gelesen? Er tut nur, was alle KGB-Leute tun: Sie benützen alles und jeden, um ihrer Sache zu dienen. Ich könnte jetzt einen Wodka vertragen.«
    »Ein doppelter Brandy wäre besser.«
    »Am besten wäre beides zusammen.« Erikki musterte das Gelände unter ihnen. »Es ist nicht mehr weit. Hat er schon gesagt, wo er landen will?«
    »Nein.«
    »Vielleicht haben wir dann eine Chance.«
    »Ja.« Pettikins Besorgnis wuchs. »Du hast eine Straßensperre erwähnt. Was ist dort geschehen?«
    Erikkis Gesicht wurde hart. »Wir wurden von Linksradikalen aufgehalten und mußten fliehen. Azadeh und ich haben keine Papiere mehr, überhaupt keine.« Er schüttelte sich. »Ich habe noch nie solche Angst gehabt, Charlie. Ich war vollkommen hilflos und fürchtete mich zu Tode, weil ich sie nicht beschützen konnte. Dieser dicke Dreckskerl hat uns alles weggenommen, Paß, Ausweis, Fluglizenz, alles.«
    »Mac wird dir neue Papiere ausstellen, die Botschaft wird euch Pässe geben.«
    »Ich mache mir nicht meinetwegen Sorgen. Aber was wird aus Azadeh?«
    »Sie wird einen finnischen Paß bekommen, so wie Scharazad einen kanadischen bekommen hat. Mach dir keine Sorgen.«
    »Scharazad ist noch in Teheran, nicht wahr?«
    »Ja. Tom muß auch dort sein. Er sollte gestern mit der Post von zu Hause aus dem Zagros-Gebirge kommen …« Seltsam, dachte Pettikin, ich bezeichne England immer noch als ›zu Hause‹, auch wenn Claire und alles andere für mich verloren sind. »Er ist gerade vom Urlaub zurückgekommen.«
    »Das könnte ich jetzt brauchen, Urlaub. Ich bin schon überfällig. Vielleicht kann Mac einen Ersatzmann schicken.« Er stieß Pettikin in die Seite. »Du bist großartig geflogen. Als ich dich sah, habe ich geglaubt, daß ich träume oder schon tot bin. Du hast wahrscheinlich

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