Wirbelsturm
betäubt. Sofort ballte Pettikin die linke Faust und wollte Rákóczy einen Schlag aufs Kinn versetzen. Aber Rákóczy beherrschte Karate, seine Reflexe waren in Ordnung, und er fing den Schlag mit dem Unterarm auf. Benommen hielt er Pettikins Handgelenk fest, wurde jede Sekunde stärker und der Hubschrauber legte sich gefährlich schräg. Fluchend und durch die Sicherheitsgurte behindert kämpften sie miteinander. Die zwei wurden immer wütender, doch Rákóczy, der jetzt beide Hände frei hatte, setzte sich allmählich durch.
Unvermittelt umklammerte Pettikin den Steuerknüppel mit den Knien und schlug Rákóczy mit der rechten Hand ins Gesicht. Der Schlag saß nicht genau, aber der Schwung brachte ihn aus dem Gleichgewicht, seine Knie schoben den Steuerknüppel nach links, und seine Füße glitten von den Ruderpedalen. Sofort legte sich der Hubschrauber auf die Seite, verlor den ganzen Auftrieb – ein Helikopter kann nicht einmal eine Sekunde lang ungesteuert fliegen –, und die Fliehkraft führte dazu, daß in dem nun einsetzenden Handgemenge der Blattverstellhebel nach vorne gedrückt wurde. Der Hubschrauber geriet außer Kontrolle und drohte abzustürzen. Pettikin wurde von Panik ergriffen und gab den Kampf auf. Er versuchte blindlings, die Maschine wieder in die Hand zu bekommen, die Turbinen jaulten, und die Instrumente spielten verrückt. Er glich zu stark aus, und dann noch einmal zu stark in die Gegenrichtung. Sie stürzten 300 Meter ab, bevor er die Maschine wieder auf Geradeausflug brachte. Sein Herz schlug wild, und der schneebedeckte Boden befand sich 15 Meter unter ihnen.
Pettikins Hände zitterten, und er konnte kaum atmen. Dann wurde etwas Hartes in seine Seite gedrückt, und er hörte Rákóczy fluchen. Pettikin merkte zwar, daß sein Begleiter nicht persisch sprach, kannte aber die Sprache nicht. Er sah Rákóczy an, dessen Gesicht vor Wut verzerrt war, erblickte das graue Metall der automatischen Pistole und verwünschte sich, weil er nicht an dergleichen gedacht hatte. Er versuchte zornig, die Waffe wegzuschieben, aber Rákóczy drückte sie ihm an den Hals.
»Hören Sie auf, oder ich schieß' Ihnen eine Kugel durch den Kopf!«
Sofort ging Pettikin scharf in die Kurve, aber die Pistole drückte noch kräftiger und schmerzhafter an seinen Hals. Er hörte, wie der Sicherungsbügel umgelegt wurde.
»Ihre letzte Chance.«
Die Erde war sehr nah und stürzte mit Übelkeit erregender Geschwindigkeit unter ihnen vorbei. Pettikin sah ein, daß er den Mann nicht abschütteln konnte. »Also gut«, gab er nach, fing die Maschine ab und begann zu steigen. Der Druck der Waffe wurde stärker und mit ihm auch der Schmerz. »Sie tun mir weh und bringen mich aus dem Gleichgewicht! Wie kann ich fliegen, wenn …«
Rákóczy drückte ihm die Waffe noch heftiger in den Hals, schrie ihn an, beschimpfte ihn und stieß Pettikins Kopf an den Türrahmen.
»Um Himmels willen!« schrie Pettikin verzweifelt zurück und versuchte, die Kopfhörer zurechtzurücken, die sich während der Auseinandersetzung verschoben hatten. »Wie zum Teufel soll ich fliegen, wenn ich Ihre Pistole im Nacken habe?« Der Druck ließ etwas nach. »Wer zum Teufel sind Sie überhaupt?«
»Smith!« Rákóczy hatte ebenfalls die Nerven verloren. Noch einen Sekundenbruchteil, dachte er, und wir hätten ausgesehen wie ein frischer Kuhfladen. »Glauben Sie, daß Sie es mit einem blutigen Dilettanten zu tun haben?« Er konnte sich nicht mehr beherrschen und versetzte Pettikin beinahe unbewußt mit dem Handrücken einen Schlag auf den Mund.
Pettikin schwankte, der Hubschrauber legte sich wieder schief, doch Pettikin fing ihn ab. »Wenn Sie das noch einmal tun; lasse ich den Heli abstürzen«, erklärte er sehr entschieden.
»Sie haben recht«, lenkte Rákóczy sofort ein. »Ich entschuldige mich für diese … für meine Dummheit, Captain.« Er rückte zu seiner Tür hinüber, hielt jedoch die Pistole weiterhin im Anschlag. »Ja, das war unnötig. Es tut mir leid.«
Pettikin sah ihn verständnislos an. »Es tut Ihnen leid?«
»Ja, bitte entschuldigen Sie! Es war unnötig. Ich bin kein Barbar.« Rákóczy riß sich zusammen. »Wenn Sie mir Ihr Wort darauf geben, daß Sie mich nicht mehr angreifen, lege ich die Pistole weg. Ich schwöre Ihnen, daß Sie sich nicht in Gefahr befinden.«
Pettikin überlegte kurz. »Gut. Wenn Sie mir verraten, wer und was Sie sind.«
»Ihr Wort?«
»Ja.«
»Gut, ich verlasse mich auf Ihr Wort, Captain.«
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