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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Nervosität, die sie bis in den Traum verfolgte. Du redest es dir nur ein. Er wird bald wieder da sein. Konzentriere dich auf das Kochen.
    Sie hatte aus London nur Chili und alle möglichen Gewürze sowie ein paar Vorräte mitgebracht. Da in ihrer Wohnung in Teheran noch genügend Kleider hingen, brauchte sie keine mitzunehmen. Das Chili war auch wichtiger: Starke liebte die mexikanische Küche, und beide waren sich einig, daß Ziegenfleisch nur mit Chili oder Curry genießbar war.
    Heute hatte sie Brot gebacken. Die drei Laibe kühlten unter Musselintüchern aus, die die Fliegen fernhielten. Verdammte Fliegen, dachte sie, sie sind eine Plage – sogar in Lubbock. Ach ja, ich würde gern wissen, wie es den Kindern geht.
    Billy Joe, Conroe junior und Sarita. Sieben, fünf und drei Jahre alt. Ich bin so froh, daß ich euch zu meinem Daddy gebracht habe, dachte sie, dort könnt ihr auf unseren 10.000 Morgen Grund nach Herzenslust herumtollen.
    »Texas auf ewig«, sagte sie laut und lachte über sich. Ihre geschickten Finger arbeiteten flink, von Zeit zu Zeit schmeckte sie den Eintopf ab. Draußen ging Freddy Ayre über den kleinen Platz zum Tower. Pavoud, ihr Bürovorsteher, begleitete ihn. Hinter ihnen konnte sie die Hauptrollbahn und den Großteil der schneebedeckten Basis sehen. Die tiefhängenden Wolken verdeckten die Berggipfel. Ein paar Piloten und Mechaniker stießen lustlos einen Fußball herum. Marc Dubois – der den Mullah von Bandar-e Delam zurückgeflogen hatte – befand sich unter ihnen.
    Sonst war hier nichts los. Die Maschinen wurden gewartet, die Ersatzteile überprüft und lackiert – seit Sonntag, seit dem Angriff auf die Basis war niemand mehr gestartet. Und seit der Meuterei. Am Sonntag abend waren drei Meuterer, ein Pilot und zwei Sergeants vom Panzerregiment, vor ein Kriegsgericht gestellt und im Morgengrauen erschossen worden. In den letzten beiden Tagen war es auf der Basis ruhig gewesen. Gestern waren lediglich zwei Kampfflugzeuge aufgestiegen. Da es auf dieser Ausbildungsbasis für gewöhnlich sehr lebhaft zuging, war diese Ruhe merkwürdig. Nur ein paar Lastwagen fuhren herum, es gab keine Panzer, keine Appelle, keine Besucher. In der Nacht waren Schüsse gefallen, jemand hatte geschrieen – aber bald war wieder Stille eingetreten.
    Sie betrachtete sich kritisch im Spiegel über dem Spülbecken, bewegte das Gesicht hin und her und musterte ihre Figur, soweit sie sie sehen konnte. »Jetzt siehst du noch gut aus, Süße«, erklärte sie ihrem Spiegelbild, »aber du solltest lieber rechtzeitig anfangen zu joggen und weniger zu essen.«
    Das Chili begann zu spritzen. Sie drehte die Flamme noch etwas kleiner und kostete den eingedickten roten Eintopf. »Mensch«, meinte sie genußvoll, »das wird Conroe vielleicht schmecken.« Ihr Gesicht wurde ernst. Es würde ihm schmecken, wenn er hier wäre. Macht nichts, die Jungs werden sich darüber freuen.
    Als sie das Geschirr spülte, mußte sie unaufhörlich an Bandar-e Delam denken, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Scheiße! Reiß dich zusammen!«
    »CASEVAC!« Sie erschrak, als sie den Ruf draußen hörte, und schaute zum Fenster hinaus. Niemand spielte mehr Fußball. Statt dessen starrten alle Ayre an, der aufgeregt die äußere Treppe des Tower herunterrannte. Sie sah, wie sich die Männer zuerst um ihn drängten und sich dann wieder zerstreuten. Ayre ging auf Manuelas Bungalow zu. Hastig nahm sie die Schürze ab, glättete ihr Haar, wischte sich die Tränen ab und öffnete ihm die Tür.
    »Was ist los, Freddy?«
    Er strahlte. »Ich wollte dir nur erzählen, daß ich eine 212 für eine sofortige CASEVAC nach Isfahan fertigmachen muß. Die IranOil hat die Genehmigung erteilt.«
    »Ist das nicht ein bißchen weit?«
    »O nein, nur gute 300 Kilometer, ein paar Stunden – es bleibt lang genug hell. Marc wird dort übernachten und morgen zurückkommen. Es tut gut, wenn man etwas zu tun hat. Seltsamerweise haben sie verlangt, daß Marc fliegen soll.«
    »Warum er?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht, weil er Franzose ist, und sein Land Khomeini geholfen hat. Ich muß jetzt weiter. Dein Chili riecht großartig. Marc ist wütend, weil er nichts davon abbekommt.« Er marschierte zum Büro hinüber. Sie blieb in der Tür stehen. Die Mechaniker schoben eine 212 aus dem Hangar. Marc Dubois hatte bereits seinen Winteroverall an und winkte fröhlich, während er zum Helikopter lief, um den Abflug-Check zu überwachen. Dann bemerkte sie die

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