Wirbelsturm
vier Autos, die über die Einfassungsstraße kamen. Auch Freddy Ayre hatte sie erblickt. Er runzelte die Stirn und ging ins Büro. »Haben Sie die Starterlaubnis bei der Hand, Mr. Pavoud?«
»Ja, Exzellenz …« Pavoud überreichte sie ihm.
Ayre bemerkte nicht, wie angespannt Pavoud war, und daß seine Hände zitterten. »Danke. Bitte kommen Sie mit, falls die Gespräche in Persisch geführt werden.«
»Aber, Exzellenz …«
»Kommen Sie schon.« Ayre knöpfte seine Fliegerjacke zu und lief hinaus. Pavoud wischte sich die schweißnassen Hände ab. Die übrigen nicht minder besorgten Iraner beobachteten ihn.
»Wie es Allah gefällt«, sagte einer von ihnen, der froh war, daß Pavoud mitgehen mußte und nicht er.
Ayre traf gleichzeitig mit den Autos bei der 212 ein. Sein Lächeln verschwand. Die Wagen waren mit hezbollahis vollgestopft, die sich jetzt um den Hubschrauber verteilten. Auch ein paar Flieger in Uniform waren dabei. Der Mullah Hussain Kowissi, der über der Schulter seine AK 47 trug, kletterte aus dem Vordersitz des ersten Wagens. Er führte offensichtlich den Befehl. Seine Leute öffneten die hinteren Türen des ersten Wagens und zerrten Oberst Peschadi und dann seine Frau heraus. Peschadi verfluchte sie brüllend, und sie wichen ein wenig zurück. Er zog seinen Uniformmantel zurecht. Seine Frau trug einen schweren Wintermantel, Handschuhe, einen kleinen Hut und eine Schultertasche. Ihr Gesicht war blaß und angespannt, aber wie ihr Mann hielt sie den Kopf stolz erhoben. Sie griff ins Auto nach ihrer Einkaufstasche. Einer der hezbollahis war schneller und holte sie heraus; er zögerte kurz, übergab sie ihr dann aber doch.
Ayre versuchte, nicht zu zeigen, wie erschrocken er war. »Was ist hier los, Sir?«
»Wir werden unter Bewachung nach Isfahan geschickt. Meine Basis ist verraten worden und in die Hände von Aufrührern gefallen.« Der Oberst drehte sich wütend zu Hussain um und sprach auf Persisch weiter: »Ich wiederhole: Was hat meine Frau damit zu tun?« Einer der nervösen hezbollahis stieß ihm ein Gewehr in den Rücken. Ohne sich umzusehen, schlug der Oberst die Waffe zur Seite. »Sohn einer läufigen Hündin!«
»Hören Sie auf!« befahl Hussain auf Persisch. »Ich habe Ihnen den Befehl aus Isfahan gezeigt, laut dem Sie und Ihre Frau sofort …«
»Befehl? Ein dreckiger Fetzen Papier, auf das ein Analphabet etwas Unleserliches gekritzelt hat, und das von einem Ayatollah unterschrieben ist, von dem ich noch nie gehört habe.«
Hussain trat zu ihm. »Steigen Sie beide in den Hubschrauber«, warnte er, »oder ich lasse Sie hineinschleppen.«
»Wenn die Maschine bereit ist.« Der Oberst holte verächtlich eine Zigarette heraus. »Gib mir Feuer«, befahl er dem Nächststehenden, und als dieser zögerte, schnarrte er: »Bist du taub? Feuer!«
Der Mann fand in einer seiner Taschen eine Schachtel Streichhölzer. Die Umstehenden nickten zustimmend, sogar der Mullah, denn sie bewunderten Mut angesichts des Todes – nein, der Hölle, denn Peschadi war ein Mann des Schahs und für die Hölle bestimmt.
Hussain trat zu Ayre, der entsetzt zu begreifen versuchte, was sich hier abspielte. Marc Dubois hatte den Check unterbrochen und stand genauso verständnislos neben ihm. »Salaam.« Der Mullah versuchte höflich zu sein. »Sie haben nichts zu befürchten. Der Imam hat befohlen, daß das Leben sich wieder normalisieren soll.«
»Normalisieren?« wiederholte Ayre zornig. »Dieser Mann ist Oberst Peschadi, Befehlshaber eines Panzerregiments, Held Ihres Expeditionskorps, das Oman bei der Niederschlagung einer von den Marxisten unterstützten Revolte und einer Invasion aus dem Süd-Yemen unterstützt hat.« Das war 1973 gewesen, als der Sultan von Oman den Schah um Hilfe gebeten hatte. »Oberst Peschadi hat die höchste Auszeichnung Ihres Landes für Tapferkeit vor dem Feind erhalten.«
»Das stimmt. Aber jetzt muß Oberst Peschadi Fragen beantworten, die Verbrechen gegen das iranische Volk und gegen die Gesetze Allahs betreffen, Salaam, Captain Dubois, ich freue mich, daß Sie uns fliegen werden.«
»Wir wurden aufgefordert, eine CASEVAC zu fliegen. Das ist keine CASEVAC«, antwortete Dubois.
»Es handelt sich um eine Evakuierung – der Oberst und seine Frau werden ins Hauptquartier nach Isfahan gebracht.«
»Ich bedaure, aber unsere Maschinen stehen bei der IranOil unter Vertrag«, widersprach Ayre. »Wir können Ihrer Bitte nicht nachkommen.«
Der Mullah drehte sich um und rief:
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