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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Exzellenz Esvandiari.«
    Hakim Esvandiari – dem man den Spitznamen ›Klugscheißer‹ gegeben hatte, war Anfang 30, bei den Ausländern beliebt und von S-G ausgebildet. Einen Augenblick lang erkannte keiner der S-G-Leute ihren Gebietsmanager. Normalerweise war er überkorrekt gekleidet und glattrasiert, aber jetzt hatte er drei oder vier Tage alte Bartstoppeln, trug grobe Kleidung mit einer grünen Armbinde, einen Schlapphut und eine M 16 über der Schulter. »Der Flug ist bewilligt.« Er reichte Ayre die üblichen Formulare. »Ich habe sie unterschrieben, und sie sind gestempelt.«
    »Ihnen ist doch klar, Klugscheißer, daß es sich um keine rechtmäßige CASEVAC handelt?«
    »Mein Name ist Esvandiari – Mr. Esvandiari. Und es handelt sich um einen rechtmäßigen Befehl von IranOil, bei der Sie aufgrund Ihres Vertrages beschäftigt sind.« Seine Miene verhärtete sich. »Wenn Sie bei guten Wetterbedingungen einen rechtmäßigen Befehl nicht ausführen, brechen Sie den Vertrag. Wenn Sie das grundlos tun, haben wir das Recht, alle Geldmittel, Flugzeuge, Hangars, Ersatzteile, Häuser und Ausrüstungsgegenstände zu beschlagnahmen und Sie auszuweisen.«
    »Das können Sie nicht machen.«
    »Ich bin hier jetzt der leitende Vertreter von IranOil«, erwiderte Esvandiari kurz. »IranOil gehört der Regierung. Das Revolutionskomitee unter der Leitung von Imam Khomeini, Friede sei mit ihm, ist die Regierung. Lesen Sie Ihren Vertrag mit IranOil – auch den Vertrag zwischen S-G und der Iran Helicopter Company. Fliegen Sie nun die Charter oder weigern Sie sich?«
    Ayre beherrschte sich. »Was ist mit Ministerpräsident Bachtiar und der Regierung?«
    »Bachtiar?« Esvandiari und der Mullah starrten ihn an. »Haben Sie es noch nicht gehört? Er hat abgedankt und ist geflohen, die Generäle haben gestern früh kapituliert, der Imam und das Revolutionskomitee bilden jetzt die Regierung des Iran.«
    Ayre, Dubois und die übrigen Ausländer starrten ihn mit offenem Mund an. Der Mullah sagte etwas auf Persisch, und seine Männer lachten.
    »Kapituliert?« Mehr brachte Ayre nicht heraus.
    »Es war Allahs Wille, daß die Generäle Vernunft annahmen.« Hussains Augen glitzerten. »Sie wurden verhaftet. So wie alle Feinde des Islams. Auch Nassiri – Sie haben doch von ihm gehört?« Nassiri war der verhaßte Leiter der SAVAK, dessen Verhaftung der Schah vor einigen Wochen angeordnet hatte und der im Gefängnis auf seinen Prozeß wartete. »Nassiri wurde für schuldig befunden, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben, und erschossen – zusammen mit drei weiteren Generälen. Sie vergeuden meine Zeit. Fliegen Sie oder nicht?«
    Ayre konnte kaum vernünftig überlegen. Wenn das, was Hussain erzählte, stimmte, dann waren Peschadi und seine Frau so gut wie tot. Das alles kam so überraschend. »Natürlich fliegen wir eine … eine offizielle Charter. Was wollen Sie genau?«
    »Daß Sie seine Exzellenz den Mullah Hussain Kowissi sofort mit seiner Begleitung nach Isfahan fliegen. Sofort. Mit dem Gefangenen und seiner Frau«, antwortete Esvandiari ungeduldig.
    »Der Oberst und seine Frau stehen nicht auf der Genehmigung.«
    Esvandiari riß ihm das Papier noch ungeduldiger aus der Hand und schrieb etwas dazu. »Jetzt stehen sie darauf.« Er zeigte an Ayre und Dubois vorbei auf Manuela. Er hatte sie in dem Augenblick bemerkt, in dem er gelandet war. Sie wirkte verführerisch und aufregend wie immer. »Sie besitzt nicht das Recht, sich auf dieser Basis aufzuhalten. Ich sollte sie wegen unbefugten Betretens verhaften lassen.«
    Von der 212 her rief Oberst Peschadi zornig auf Englisch: »Fliegen Sie noch heute oder nicht? Uns wird langsam kalt. Beeilen Sie sich, Ayre – ich möchte so wenig Zeit wie möglich mit diesem Geschmeiß verbringen.«
    Esvandiari und der Mullah wurden rot. Ayre antwortete: »Ja, Sir. Entschuldigen Sie. Bist du soweit, Marc?«
    »Ja.« Dubois wandte sich an Esvandiari: »Wo ist meine militärische Starterlaubnis?«
    »Sie liegt bei. Auch die Starterlaubnis für den morgigen Rückflug.« Auf Persisch fügte Esvandiari zum Mullah gewandt hinzu: »Ich schlage vor, daß Sie sich an Bord begeben, Exzellenz.«
    Der Mullah nickte. Die Revolutionswächter bedeuteten Peschadi und seiner Frau einzusteigen. Sie schritten hocherhobenen Hauptes die Treppe hinauf. Hinter ihnen drängten sich Bewaffnete hinein. Der Mullah setzte sich neben Dubois.
    »Moment mal«, begann Ayre, der den Schock überwunden hatte.

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