Wirbelsturm
Hussain, der Mullah, fort war, hatte sich Zataki ganz ordentlich benommen, und wir konnten uns irgendwie einigen. Also feuerten wir über die Köpfe der Angreifer hinweg und dadurch hatten Zataki und seine Leute Zeit, in Deckung zu gehen.« Er zuckte wieder mit den Achseln. »Das war's ungefähr.« Sie hatten den Bungalow beinahe erreicht, und er schnupperte. »Wir bekommen wirklich Chili, Freddy?«
»Ja, falls es nicht angebrannt ist. War das alles?«
»Ja. Als die Schießerei aufhörte, war ich der Meinung, daß wir schleunigst hierher zu Doc Nutt fliegen sollten. Der Mullah sah nicht gut aus, und ich hatte Angst um John. Zataki hat gemeint: ›Klar, warum nicht, ich muß ohnehin nach Isfahan‹ – und jetzt sind wir da. Unterwegs ist das Funkgerät ausgefallen. Ich habe euch gehört, konnte aber nicht senden. Das ist alles.« Ayre wußte genau, daß ein Psychopath wie Zataki Starke nie so viele Machtbefugnisse einräumen oder ihn beschützen würde, wenn er nicht mehr geleistet hätte. »Was ist wirklich geschehen?«
Starke schaute ihn an. »Ich habe es dir eben erzählt.«
»Blödsinn.«
Starke lächelte und öffnete die Tür des Bungalows. Der appetitanregende, würzige Duft hüllte ihn ein und entführte ihn in Gottes eigenes Land, nach Texas. Manuela hatte ihm einen Drink zurechtgemacht, aber er ließ ihn stehen, ging in die Küche und kostete das Chili. Manuela beobachtete ihn. Er kostete noch einmal.
»Das ist ja großartig«, stellte er fröhlich fest. »Das beste Chili, das ich je gegessen habe.«
25
Am Dez-Staudamm: 16 Uhr 31. Locharts 212 war vor einem Schuppen abgestellt, der als Hangar diente und unweit eines gut gepflegten Landeplatzes stand. Neben dem Schuppen erstreckte sich hinter einem gepflasterten Vorhof das flache Haus. Lochart hockte auf dem Oberwerk des Hubschraubers und überprüfte den technisch komplizierten Rotor, fand aber nichts Ungewöhnliches. Vorsichtig kletterte er wieder herunter.
»Okay?« fragte Ali Abbasi, der ausgestreckt in der Sonne lag. Er war der junge und sehr gutaussehende iranische Pilot, der geholfen hatte, Lochart kurz vor Morgengrauen aus der Haft auf der Luftwaffenbasis Isfahan zu befreien, und der die ganze Strecke hierher mit im Cockpit gesessen hatte. »Alles okay?«
»Na sicher«, sagte Lochart. Es war ein schöner Tag, wolkenlos und warm. Wenn die Sonne in einer Stunde unterging, würde die Temperatur um 20 oder noch mehr Grad fallen, aber das war nicht schlimm. Lochart wußte, daß ihm nicht kalt sein würde, denn Generäle schauen auf sich – und auf die, die sie zum Überleben brauchen. Und im Augenblick, dachte er, brauchen mich Valik und General Seladi – im Augenblick.
Gedämpftes Lachen kam aus dem Haus und auch von jenen, die im klaren, blauen Wasser des Stausees schwammen. Das Haus schien in diese Einsamkeit nicht zu passen: ein moderner, eingeschossiger, geräumiger Bungalow mit separaten Unterkünften für das Personal. Es stand auf einer leichten Anhöhe, von der aus man den See und den Staudamm überblicken konnte. Kahle Wildnis umgab See und Damm: kleine, felsige Hügel ohne jede Vegetation. Hierher gelangte man nur zu Fuß oder auf dem Luftweg mit einem Hubschrauber oder einem leichten Flugzeug. Aus dem gebirgigen Terrain war eine sehr kurze, schmale, staubige Landebahn herausgesprengt worden.
Ich frage mich, ob eine zweimotorige Maschine hier überhaupt einfliegen könnte, hatte Lochart gedacht, als er zum erstenmal hierher gekommen war. Muß eine einmotorige sein. Aber es ist ein tolles Versteck. Keine Frage. Ganz toll.
Ali stand auf und streckte sich.
Heute früh waren sie hier angekommen, nachdem sie nach General Seladis Anweisungen in Bodennähe geflogen, sich durch Pässe geschlängelt und Städte und Dörfer gemieden hatten. Über Funk hörten sie nur einen mehrmals wiederholten gehässigen Aufruf aus Isfahan. Von einer 212 mit Verrätern an Bord war die Rede, die angeblich nach Süden flogen und die abgeschossen werden sollten. »Sie haben weder unsere Namen genannt noch unsere Kennung«, krächzte Ali aufgeregt. »Sie müssen vergessen haben, sie zu notieren.«
»Na wenn schon«, entgegnete Lochart. »Wir sind sicher die einzige 212 am Himmel.«
»Spielt keine Rolle. Bleiben Sie auf 30 Meter Höhe und schwenken Sie jetzt nach Westen!«
Lochart war überrascht. Er hatte erwartet, daß sie Bandar-e Delam im Süden anfliegen. »Wo soll's denn hingehen?«
»Vergessen Sie die Kompaßpeilung. Von jetzt an zeige ich Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher