Wirbelsturm
den Boden, um den Schnee abzuschütteln, und wischte den Abzugbügel sauber. An seinem Gürtel hingen einige Handgranaten – an den Stiften. Ayre ging hastig mit ein paar Mechanikern in Deckung.
»So ein Idiot«, meinte einer von ihnen. »Er wird sich in die Luft jagen und uns dazu. Ist alles in Ordnung, Captain?«
»Ja. HBX – woher kommt sie, Benson?«
»Bandar-e Delam«, antwortete Benson. »50 Pfund, daß es sich um Duke handelt.«
Als die 212 aufsetzte und die Triebwerke abstellte, rannte Wazari an der Spitze der Revolutionswächter hinüber. Sie umstellten die Maschine und richteten die Waffen auf sie.
»Die Idioten werden noch aus Versehen jemanden umbringen«, meinte Ayre nervös.
Er konnte den Piloten immer noch nicht erkennen und verließ deshalb seine Deckung. Die Tür der Kabine glitt zurück, Bewaffnete sprangen heraus, ohne sich um die sich noch drehenden Rotorblätter zu kümmern, und riefen den anderen zu, die Waffen abzusetzen. In dem Durcheinander feuerte jemand zur Begrüßung in die Luft, worauf alle auseinanderstoben, sogleich aber wieder zum Hubschrauber zurückkehrten. Der Wagen war inzwischen herangekommen. Die Insassen stiegen aus und gesellten sich zu den übrigen. Ein schwer verwundeter Mullah wurde aus dem Hubschrauber gehoben, dann folgten ein Mann auf einer Tragbahre und weitere Verwundete. Wazari rannte auf Ayre zu.
»Haben Sie Ärzte auf der Basis?«
»Ja.« Ayre drehte sich um und legte die Hände an den Mund. »Benson, holen Sie im Laufschritt den Arzt und den Sanitäter.« Er lief mit dem Sergeant zum Hubschrauber. »Was wird hier überhaupt gespielt?«
»Sie kommen von Bandar-e Delam – dort hat es eine Konterrevolution gegeben, von diesen verdammten Fedajin.«
Die Tür beim Pilotensitz ging auf, und Starke stieg aus. Sofort rannte Ayre auf ihn zu. Was Wazari noch zu sagen hatte, interessierte ihn nicht mehr. »Hallo, Duke, alter Knabe.« Er zwang sich, ruhig auszusehen und zu sprechen, obwohl er das Gefühl hatte, vor Aufregung gleich zu platzen. »Wo hast du denn gesteckt?«
Starke grinste. »Ich war fischen.« In diesem Augenblick drängte sich Manuela durch die Menge und warf sich in seine Arme. Er hob sie mühelos hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. »Na so was, Süße, mir scheint, du magst mich noch.«
Halb lachend, halb weinend schluchzte sie: »O Conroe, als ich dich sah, wär' ich am liebsten gestorben!«
»Wir waren selber nahe dran, Liebes«, entfuhr es Starke unwillkürlich, aber sie hörte es nicht. Er stellte sie wieder auf die Füße. »Du mußt noch einen Augenblick warten, bis ich hier Ordnung gemacht habe. Komm, Freddy.« Er ging durch das Gedränge voran. Der verwundete Mullah lehnte halb bewußtlos an einer Kufe. Der Mann auf der Tragbahre war bereits tot. »Legt den Mullah auf die Bahre«, befahl Starke auf Persisch. Die hezbollahis aus der 212 gehorchten sofort. Wazari und die übrigen Männer von der Basis waren überrascht. Keiner von ihnen bemerkte Zataki, den sunnitischen Revolutionsführer, der das Kommando über Bandar-e Delam übernommen hatte. Er lehnte am Helikopter und beobachtete die Szene genau.
»Lassen Sie mich mal sehen, Duke.« Der Arzt war noch ganz außer Atem. Trotz der Eile hatte er sein Stethoskop dabei. »Ich bin froh, daß Sie wieder da sind.« Dr. Nutt war gut 50 Jahre alt, sein Haar war bereits schütter. Man sah ihm an, daß er gerne und viel aß und auch dem Alkohol nicht abgeneigt war. Er kniete neben dem Mullah nieder und untersuchte seine blutverschmierte Brust. »Er muß so rasch wie möglich ins Krankenrevier. Die übrigen ebenfalls.«
Starke befahl den beiden neben ihm Stehenden, die Tragbahre aufzuheben und dem Arzt zu folgen. Wieder gehorchten ihm die Männer widerspruchslos, wieder starrten ihn die anderen hezbollahis verblüfft an.
»Sie sind verhaftet«, erklärte Wazari.
Starke sah ihn an. »Weshalb?«
Wazari zögerte. »Befehl von oben, Captain, ich arbeite nur hier.«
»Ich auch. Wenn sie mit mir reden wollen, müssen sie nur herüberkommen, Sergeant.« Starke lächelte der blaß gewordenen Manuela beruhigend zu. »Du gehst ins Haus zurück, Liebling. Kein Grund zur Sorge.« Er drehte sich um, ging zur Tür des Hubschraubers und schaute hinein.
»Es tut mir leid, Captain, aber Sie sind verhaftet. Steigen Sie in den Wagen. Ich muß Sie sofort zur Zentrale bringen.«
Als Starke sich wieder umdrehte, schaute er in die Mündung einer Maschinenpistole. Zwei hezbollahis sprangen von hinten auf
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