Wirbelsturm
»Recht gut, danke. Was ist denn geschehen?«
»Kannst du sehen?«
Tyrer wirkte überrascht. Er blickte zu Starke auf, rieb sich die Augen und fuhr sich über die Stirn. Zu Starkes Erleichterung antwortete er: »Klar … ich sehe dich ein bißchen verschwommen und habe höllische Kopfschmerzen, aber ich sehe dich, Duke. Was war eigentlich los?«
»Während des Gegenangriffs der Fedajin heute morgen bist du ins Kreuzfeuer geraten, eine Kugel hat dich am Kopf gestreift, du bist aufgestanden, im Kreis gerannt wie ein kopfloses Huhn und hast gebrüllt: ›Ich kann nichts sehen … ich kann nichts sehen!‹ Dann bist du zusammengebrochen und erst jetzt wieder zu dir gekommen.«
»Verdammt.« Der Amerikaner schaute durch die offene Tür hinaus. »Wo sind wir, zum Teufel?«
»In Kowiss. Ich habe dich und die übrigen hierher geflogen.«
Tyrer war immer noch verblüfft. »Ich kann mich an überhaupt nichts mehr erinnern, nicht einmal daran, daß ihr mich an Bord gebracht habt.«
»Ich erzähle es dir später.« Starke drehte sich um und rief hinaus: »Freddy, jemand soll John Tyrer zum Arzt tragen.« Dann wandte er sich auf Persisch an Zataki: »Exzellenz Zataki, bitte lassen Sie Ihre Männer in das Krankenrevier bringen. Mein Stellvertreter wird dafür sorgen, daß alle zu essen bekommen. Möchten Sie mit mir in meinem Haus essen?«
Zataki schüttelte lächelnd den Kopf. »Danke, Pilot«, antwortete er auf Englisch. »Ich werde mit meinen Männern essen. Heute abend sollten Sie und ich miteinander reden.«
»Wann immer Sie wollen.« Starke sprang aus der Kabine. Die Männer begannen die Verwundeten wegzuschaffen. Starke zeigte auf seinen Bungalow. »Das ist mein Haus. Sie sind dort jederzeit willkommen, Exzellenz.« Zataki dankte ihm, zwang Wazari, vor ihm zu gehen, und machte sich auf den Weg zum Hauptquartier.
Ayre und Manuela traten zu Starke, und sie ergriff seine Hand. »Als er auf den Abzug gedrückt hat, habe ich geglaubt …« Sie lächelte schwach. »Ach, Geliebter, endlich bist du in Sicherheit und bei mir.«
»Und du bei mir«, antwortete Starke.
»Was ist in Bandar-e Delam geschehen?«
»Zataki hat gestern im Namen von Khomeini und der Revolution unsere Basis besetzt. Ich bin mit ihm aneinandergeraten, als wir dort angekommen sind, aber jetzt ist er halbwegs okay. Trotzdem ist er gefährlich wie eine Klapperschlange, völlig fanatisch. Jedenfalls haben im Morgengrauen die linken Fedajin den Flugplatz angegriffen, mit Lastwagen und zu Fuß. Zataki und seine Männer haben geschlafen, keine Posten, nichts. – Hast du gehört, daß die Generäle kapituliert haben und Khomeini jetzt oberster Kriegsherr ist?«
»Wir haben es erst heute erfahren.«
»Ich bin durch den Angriff aufgewacht, überall wurde geschossen, die Kugeln durchschlugen die Wände des Wohnwagens. Ich bin in Deckung gegangen und dann ins Freie gekrochen … Ist dir kalt, Schatz?«
»Nein, Liebling. Ich könnte nur einen Drink vertragen – o mein Gott!«
»Was ist denn?«
Aber sie lief schon zum Bungalow. »Das Chili – ich habe das Chili auf dem Ofen stehen lassen.«
»Mein Gott«, murmelte Ayre, »ich habe geglaubt, daß wir erschossen werden.«
Starke strahlte. »Wir bekommen Chili?«
»Ja. Bandar-e Delam?«
»Nicht viel zu berichten.« Sie gingen auf das Haus zu. »Ich räumte den Wohnwagen. Die Angreifer nahmen vermutlich an, daß Zataki und seine Leute dort schlafen würden, aber Zataki hatte sie auf die Hangars verteilt; sie sollten die Hubschrauber bewachen. Auf die Helis sind sie ganz scharf. Jedenfalls duckten Rudi und ich uns hinter ein leeres Schlammbecken, und dann eröffneten ein paar von den Kerlen mit einem Sten-Maschinengewehr das Feuer auf die Hangars – gerade als John Tyrer seine Hütte verließ. Ich sah, wie er zu Boden ging, und da packte mich die Wut. Ich schnappte mir ein Gewehr – das darfst du Manuela nicht erzählen – und stürzte mich ins Getümmel, um John herauszuholen. Auch Rudi bekam ein Gewehr zu fassen, und wir führten uns auf wie Butch Cassidy und Sundance Kid.«
»Mein Gott, ihr müßt verrückt gewesen sein.«
Starke nickte. »Das stimmt, aber wir haben John aus der Feuerlinie geholt. Dann kam Zataki mit drei Männern aus einem Hangar gestürmt und griff wild feuernd die Hauptgruppe an. Worauf ihm die Munition ausging. Die armen Teufel standen vollkommen hilflos da.« Er zuckte mit den Achseln. »Rudi und ich meinten, es wäre unfair, auf wehrlose Ziele zu schießen. Nachdem
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