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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hierher kommen, wenn sie zu spät dran sein sollten. Genny kommt von ihrer Wohnung, aber nicht vor neun. Ich habe auch Paula eingeladen, die kleine Italienerin, aber für Charlie, nicht für Nogger.« Sie kicherte. »Charlie fällt beinahe in Ohnmacht, wenn sie ihn nur anguckt.«
    »Charlie Pettikin? Oh, das ist wunderbar, das ist fein! Dann sollten wir ihm helfen – wir schulden ihm so viel. Helfen wir ihm, diese aufreizende Italienerin zu umgarnen.«
    »Wunderbar! Laß uns planen, wie wir ihn mit Paula zusammenbringen können.«
    »Als Geliebte oder als Ehefrau?«
    »Als Geliebte. Laß uns mal überlegen. Wie alt ist sie? Sie muß mindestens 27 sein. Was glaubst du, würde sie ihm eine gute Frau sein? Tommy und ich haben ihm schon so viele Mädchen vorgeführt – ganz diskret natürlich –, aber er lächelt nur und zuckt mit den Achseln. Na fein, jetzt haben wir etwas zu planen. Wir haben reichlich Zeit, uns etwas auszudenken und uns anzuziehen – und ich habe ein paar entzückende neue Kleider, von denen du dir eins aussuchen kannst.«
    »Es ist so ein eigenartiges Gefühl, nichts zu besitzen – gar nichts, kein Geld, keine Papiere …« Einen Augenblick lang sah sich Azadeh wieder im Range-Rover nahe der Straßensperre, und vor ihr stand der feistgesichtige Mudjaheddin, der ihre Papiere genommen hatte. Erikki hatte ihn gegen den anderen Wagen geschmettert, ihn wie eine Wanze zerquetscht. »Nichts zu besitzen, nicht einmal einen Lippenstift.«
    »Keine Sorge, ich habe eine ganze Menge von allem. Und Tommy wird so froh sein, dich und Erikki hier zu haben. Er hat es auch nicht gern, daß ich allein bin. Du brauchst dich wirklich nicht zu sorgen, Liebste. Jetzt bist du in Sicherheit.«
    Ich fühle mich überhaupt nicht sicher, dachte Azadeh und ärgerte sich über ihre Angst, die ihrer ganzen Erziehung so fremd war. Ich habe mich von dem Augenblick an nicht sicher gefühlt, da wir Rákóczy dort im Schnee zurückließen. Und die Erleichterung bei dem Gedanken, daß ich, Erikki und Charlie unverletzt diesem Teufel entwischt waren, hatte nur einen Augenblick gedauert. Selbst die Freude, als wir den Wagen mit Benzin im Tank auf der kleinen Landepiste fanden, nahm mir noch nicht die Angst. Ich hasse es, Angst zu haben.
    Es war schon dunkel gewesen, als Azadeh, Erikki und Charlie gestern abend McIvers Wohnung erreicht hatten. Dort war bereits Andy Gavallan, und damit gab es keinen Platz für sie. Azadeh war zu verängstigt gewesen, um in der Wohnung ihres Vaters bleiben zu wollen, selbst mit Erikki. Deshalb hatte sie Scharazad gefragt, ob sie bis zu Locharts Rückkehr bei ihr unterkommen könne. Diese war von der Idee begeistert. Alles hatte sich wunderbar angelassen, bis dann während des Abendessens eine wilde Schießerei in der Nähe sie zusammenfahren ließ.
    »Kein Grund zur Sorge, Azadeh«, hatte McIver sie beruhigt. »Das sind nur Hitzköpfe, die ein bißchen Dampf ablassen. Wahrscheinlich feiern sie etwas. Habt ihr nicht Khomeinis Befehl gehört, sofort alle Waffen niederzulegen?« Alle nickten, und Scharazad sagte: »Die Leute werden dem Imam gehorchen.« Sie nannte Khomeini gern den ›Imam‹, weil sie dabei an die zwölf Imams der Schiiten dachte, die direkten, fast göttlichen Nachkommen des Propheten Mohammed. »Es ist doch fast ein Wunder, was der Imam vollbracht hat«, äußerte Scharazad mit betörender Unschuld, »und ist unsere Freiheit nicht ein Geschenk Allahs?« Und dann war es so warm und gemütlich mit Erikki im Bett, aber er schien so sonderbar und grüblerisch zu sein, so gar nicht jener Erikki, den sie kannte. »Was hast du nur?«
    »Nichts, Azadeh, nichts. Morgen werde ich mir einen Plan zurechtlegen. Heute abend fand ich keine Gelegenheit, mit Mac oder Gavallan zu sprechen. Morgen müssen wir uns die Sache überlegen, aber jetzt schlaf, mein Liebling!«
    Zweimal schreckte sie in der Nacht auf, zitternd und verängstigt, und rief nach Erikki.
    »Ist ja schon gut, Azadeh! Ich hin da. Es war nur ein Traum. Du bist jetzt in Sicherheit.«
    »Nein, nein, das bin ich nicht. Ich fühle mich nicht sicher. Was ist denn los mit mir? Laß uns nach Täbris zurückkehren, oder einfach fortgehen, fort von diesen schrecklichen Menschen!«
    Auch am Morgen fühlte sie sich nicht besser. Erikki ging zu McIver und Gavallan; sie schlief noch ein bißchen, konnte aber nur wenig neue Kräfte sammeln. Den Rest des Tages verbrachte sie mit Tagträumen, und sie lauschte den Gerüchten, welche die

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