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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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alte Dr. Nutt sagte, ich wäre völlig in Ordnung; ich müsse Geduld haben. Mit Allahs Hilfe werde ich einen Sohn haben, und diesmal wird es nur Glückseligkeit geben, wie Scharazad sagt. Sie ist so schön mit ihrem lieblichen Gesicht, ihrer stolzen Brust, dem seidenen Haar und der zarten Haut.
    Sie fühlte die glatte Haut ihrer Freundin unter den Fingern, und es gefiel ihr sehr. Zerstreut begann sie, sie zu liebkosen, und sie ließ sich in Wärme und Zärtlichkeit treiben. Wir haben es wahrlich gut, daß wir Frauen sind, dachte sie, daß wir zusammen baden und schlafen können, uns küssen und berühren und lieben können, ohne uns etwas dabei denken zu müssen.
    »Ach, Scharazad«, murmelte sie, »wie ich deine Berührung liebe!«
    In der Altstadt: 19 Uhr 52. Der Mann eilte über den verschneiten Platz nahe der alten Mehrid-Moschee, durchschritt das Haupttor des überdachten Basars und tauchte, aus der klirrenden Kälte kommend, in das mit Menschen vollgestopfte, warme, vertraute Halbdunkel ein. Er war Mitte 50, korpulent, teuer gekleidet, und er keuchte in seiner Eile. Er bog nach links in einen Durchgang ein, der ihn in die Straße der Kleiderverkäufer führte.
    Laß dir Zeit! sagte er sich immer wieder. Brust und Glieder schmerzten ihn. Du bist jetzt in Sicherheit, kein Grund zur Eile! Aber die Angst war stärker als die Vernunft, und immer noch in Panik hastete er weiter, um in dem großen Labyrinth zu verschwinden. Wenige Minuten später folgte ihm eine Gruppe bewaffneter hezbollahis. Sie schienen keine Eile zu haben.
    In dem engen Gäßchen der Reisverkäufer drängten sich mehr Menschen als üblich, um die kleine Ration zu ergattern, die es zu kaufen gab. Der korpulente Mann blieb einen Augenblick stehen, um sich die Stirn abzuwischen, ehe er weiterging. Der Basar glich einem von Leben strotzenden Bienenstock mit Hunderten von Gäßchen, Torwegen und Durchgängen, die auf beiden Seiten von matt erleuchteten Läden, Ständen und Buden, von denen einige kaum mehr als in die Mauer geschlagene Nischen waren, gesäumt wurden. Überall bot man Waren und Leistungen aller Art an: von Lebensmitteln bis zu ausländischen Uhren, vom Schlächter bis zum Geldverleiher, und alles wartete auf Kunden, obwohl es nicht viel zu kaufen und zu erledigen gab. Die Luft war schwer von dem besonderen Geruch des Basars: von Rauch und ranzigem Kochfett, faulendem Obst und gebratenem Fleisch, Gewürzen und Urin, Dünger, Staub und Benzin, von Honig, Feigen und Abfall, alles vermischt mit den Ausdünstungen der Körper und dem Schweiß der Menge, die hier geboren wurde, lebte und starb.
    Menschen jeden Alters und aller Rassen drängten sich hier zusammen – Teheraner, Turkmenen, Kurden, Kaschkai, Armenier und Araber, Libanesen und Levantiner – doch der korpulente Mann achtete nicht auf sie und auch nicht auf die ständigen Aufforderungen stehenzubleiben und etwas zu kaufen. Schiebend und stoßend setzte er seinen Weg fort, schlängelte sich durch die Gasse der Goldschmiede und die der Gewürzhändler, immer tiefer in das Labyrinth hinein. Sein Gesicht war gerötet, das Haar unter dem Hut aus Astrachan von Schweiß verklebt. Zwei Krämer, denen er auffiel, lachten. »Bei Allah«, sagte der eine, »ich habe den Emir Paknouri noch nie so schnell watscheln sehen – der Alte ist wohl unterwegs, um eine Schuld von zehn Rial einzutreiben.«
    »Ich glaube eher, den Geizkragen Paknouri erwartet daheim ein hübscher Knabe, der ihm schon den Hintern entgegenstreckt.«
    Ihr Gelächter erstarb, als bald darauf die bewaffneten hezbollahis vorbeikamen. Erst als sie nicht mehr zu sehen waren, brummte einer: »Was wohl diese jungen mutterlosen Köter hier suchen?«
    »Sicher suchen sie irgendwen. Das muß es sein. Mögen ihre Väter verbrennen! Hast du nicht gewußt, daß sie schon den ganzen Tag Leute verhaften?«
    »Leute verhaften? Was machen sie mit ihnen?«
    »Sie werfen sie ins Gefängnis. Sie sind es, die jetzt die Gefängnisse verwalten – hast du nicht gehört, daß sie die Türen zum Evin-Gefängnis aufgebrochen, alle Häftlinge freigelassen und die Wärter eingesperrt haben? Sie haben ihre eigenen Gerichte und Exekutionskommandos eingesetzt und, wie ich höre, viele Generäle und Polizeibeamte erschossen. Und zu einem schweren Tumult ist es auch wieder gekommen – in der Universität.«
    »Allah schütze uns! Mein Sohn Farmad, dieser dumme Kerl, nimmt dort an einer Kundgebung teil. Dabei habe ich ihm gesagt, er soll heute abend

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