Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
an.« Geschickt unterdrückte Scharazad ein weiteres Gähnen. » Inscha'Allah, liebste Azadeh. Natürlich wird alles wie früher sein, aber, wie Vater sagt, noch herrlicher, da jetzt alles uns gehört, das Öl und alles in unserem Land. Es wird keine garstigen ausländischen Generäle oder Politiker mehr geben, die uns beschämen, und nachdem jetzt der gottlose Schah fort ist, werden wir glücklich und zufrieden leben, du mit deinem Erikki, ich mit meinem Tommy und vielen, vielen Kindern. Wie könnte es anders sein?« Sie lächelte und umschlang zärtlich die Beine ihrer Freundin. »Ich bin so froh, daß du bei mir wohnst, Azadeh. Es ist schon so lange her, daß du in Teheran warst.«
    »Ja.« Sie waren seit vielen Jahren Freundinnen. Zuerst in der Schweiz, wo sie sich im Pensionat im Berner Oberland kennengelernt hatten. Scharazad war allerdings nur ein Jahr lang geblieben; sie hatte es nicht ertragen, so lange von ihrer Familie und der Heimat getrennt zu sein. An der Universität in Teheran hatten sie sich wiedergetroffen. Und weil sie beide Ausländer vom gleichen Unternehmen geheiratet hatten, war ihre Beziehung noch enger geworden. Sie halfen einander gegenseitig, sich den fremden Eigenarten anzupassen. »Manchmal verstehe ich meinen Tommy überhaupt nicht, Azadeh«, hatte Scharazad ihr einmal traurig gestanden. »Er genießt es, allein zu sein. Ich meine, ganz allein, nur er und ich, das Haus leer, nicht einmal ein Dienstbote. Er hat mir sogar versichert, daß er es genießt, allein zu sein und zu lesen, keine Familie oder Kinder um sich zu haben, keine Gespräche mit Verwandten oder Freunden zu führen. Das ist manchmal ganz schrecklich.«
    »Erikki ist genauso«, hatte Azadeh sie getröstet. »Die sind nun mal nicht so wie wir – sie sind sonderbar. Ich möchte meine Tage mit Freunden und Kindern und der Familie verbringen, aber Erikki denkt da anders. Und da ist noch etwas: Weißt du, daß ich Monate gebraucht habe, bis ich mich daran gewöhnt habe, in einem Bett zu schlafen, und …«
    »Das könnte ich nicht. So hoch über dem Fußboden, man fällt so leicht heraus. Und immer diese Vertiefung auf der Seite deines Mannes, daß man so unbequem liegt und mit Rückenschmerzen aufwacht. Betten sind wirklich schrecklich, wenn man sie mit weichen Polstern auf schönen Teppichen vergleicht. Sie sind so gar nicht bequem und kultiviert.«
    »Ja. Aber Erikki besteht auf einem Bett. Manchmal empfinde ich es als Erleichterung, wenn er fort ist.«
    »Also wir schlafen jetzt ganz korrekt, Azadeh. Mit dem Unsinn eines Bettes wie im Westen habe ich schon nach dem ersten Monat Schluß gemacht.«
    »Wie hast du das geschafft?«
    »Oh, ich habe die ganze Nacht lang geseufzt und gestöhnt, um meinen armen Liebling wach zu halten. Dann schlief ich den ganzen Tag, um in der Nacht wieder seufzen zu können.« Scharazad hatte vergnügt gelacht. »Nach sieben Nächten gab es mein Liebster auf. Jetzt schläft auch er wie ein kultivierter Mensch – sogar wenn er im Zagros-Gebirge ist. Warum versuchst du es nicht auch einmal mit dieser Methode? Vergiß auch nicht, ein wenig darüber zu klagen, daß du vom Liegen im Bett Kreuzschmerzen hast und daß du natürlich trotzdem rasend gern mit ihm schlafen würdest, aber er möge doch dabei bitte ein wenig vorsichtig sein.«
    Azadeh hatte gelacht. »Mein Erikki ist gerissener als dein Tommy. Als er das Polster auf dem Teppich ausprobierte, warf er sich die ganze Nacht schlaflos herum und hielt mich wach. Nach drei Nächten war ich so erschöpft, daß ich anfing, mich im Bett wohl zu fühlen. Wenn ich meine Familie besuche, schlafe ich kultiviert, aber wenn Erikki im Palast ist, benützen wir ein Bett. Aber da gibt es noch ein Problem: Ich liebe meinen Erikki, aber manchmal ist er so ungeschliffen, daß ich sterben könnte. Wenn ich ihn etwas frage, antwortet er nur mit ja und nein. Wie kann man sich nach ja und nein noch unterhalten?«
    Jetzt lächelte sie in sich hinein. Ja, es ist sehr schwer, mit ihm zu leben, aber ohne ihn zu leben wäre unmöglich. »Wir haben beide großes Glück gehabt, Scharazad, meinst du nicht auch?« sagte sie laut.
    »O ja, Liebste. Kannst du ein paar Wochen bleiben, auch wenn Erikki zurück muß?«
    »Das würde ich gern. Wenn Erikki zurückkommt, vielleicht frage ich ihn.« Scharazad veränderte ihre Lage in der Wanne, fing die schaumigen Luftblasen über ihren Brüsten ein und pustete sie von den Fingern. »Mac hat gesagt, sie würden vom Flughafen direkt

Weitere Kostenlose Bücher