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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Bakravan.«
    Der Anführer zuckte mit den Achseln. »Zeig ihm, wo er hin muß.« Der andere führte ihn durch das zerschlagene Tor. Als sich die Schranke hinter im schloß, verlor er viel von seiner Zuversicht. Es war dunkel und feucht auf diesem kleinen offenen Hof zwischen den Mauern und dem Hauptgebäudekomplex. Es stank. Im östlichen Teil drängten sich Hunderte von Männern, saßen oder lagen dicht nebeneinander, um sich gegen die Kälte zu schützen. Viele trugen Uniformen – Offiziere. Im Westen war der Platz leer. Vor Bakravan öffnete sich jetzt ein großes Tor, um ihn einzulassen. In einem Saal warteten Dutzende von anderen Männern, sehr verängstigte Männer. Sie standen da, saßen in Reihen auf Bänken oder auf dem Boden, viele davon Offiziere, unter ihnen auch ein Oberst. Er erkannte noch einige andere, angesehene Geschäftsleute, Hofschranzen, Verwalter, Abgeordnete. Aber mit keinem war er eng befreundet. Einige wenige erkannten auch ihn. Stille trat ein.
    »Beeil dich«, fuhr der Wächter ihn an. Der pockennarbige junge Mann schob ihn zu einem Schreibtisch vor, hinter dem ein sichtlich überlasteter Beamter saß. »Da ist noch einer für Exzellenz Mullah Uwari.«
    Der Beamte nahm den Zettel und starrte Bakravan an. »Setz dich. Man wird dich rufen, wenn du gebraucht wirst.«
    »Salaam, Exzellenz«, sagte Bakravan, von der Grobheit des Mannes betroffen. »Wann wird das sein?«
    »Wie es Allah gefällt. Man wird dich rufen, wenn du gebraucht wirst.«
    »Aber ich bin Jared Bakravan vom Basar.«
    »Ich kann lesen, Agha! Der Iran ist jetzt ein islamischer Staat mit einem einzigen Gesetz für alle, nicht einem für die Reichen und einem anderen für das Volk.«
    Bakravan wurde von anderen gestoßen, die zum Schreibtisch geschoben wurden. Rot vor Zorn bahnte er sich einen Weg zur Wand. Neben ihm benützte ein Mann einen bereits übervollen Eimer als Latrine. Der Urin ergoß sich auf den Boden. Viele Augenpaare ruhten auf Bakravan. »Allahs Friede sei mit Euch«, murmelten einige. Sein Herz klopfte. Einer machte ihm Platz auf einer Bank. Dankbar setzte er sich. »Allah segne Sie, Exzellenz.«
    »Und Sie, Agha«, antwortete einer. »Sind Sie angeklagt?«
    »Nein, nein, ich bin als Zeuge geladen.«
    »Als Zeuge vor den Mullah Uwari?«
    »Ja, ja, Exzellenz. Wer ist das eigentlich?«
    »Ein Richter, ein revolutionärer Richter, wenn es Allah gefällt«, murmelte der Mann. Er war Mitte 50, klein gewachsen, sein Gesicht runzlig, sein Haar büschlig. Er zuckte nervös. »Hier scheint keiner zu wissen, was eigentlich los ist oder warum sie herbestellt wurden oder wer dieser Uwari ist. Nur daß er vom Ayatollah ernannt wurde und in seinem Namen Recht spricht.«
    Bakravan sah die panische Angst in den Augen des Mannes und wurde noch nervöser. »Sind Sie auch als Zeuge geladen, Exzellenz?«
    »Ja, ja. Aber warum sie mich vorgeladen haben, weiß ich nicht. Ich war doch nur ein Direktor bei der Post.«
    »Die Post ist eine sehr wichtige Einrichtung. Wahrscheinlich brauchen sie Ihren Rat. Was glauben Sie, werden wir lange warten müssen?«
    » Inscha'Allah. Ich war schon für gestern nach dem vierten Gebet vorgeladen. Seitdem warte ich. Ich mußte die ganze Nacht hierbleiben. Wir müssen warten, bis wir gerufen werden. Das ist die einzige Toilette«, klagte der Mann und deutete auf den Kübel. »Das ist die schlimmste Nacht, die ich je verbracht habe. In der Nacht … es wurde viel geschossen. Angeblich wurden weitere drei Generäle und ein Dutzend SAVAK-Leute hingerichtet.«
    »50 oder 60«, sagte der Mann auf der anderen Seite. »Eher 60. Das ganze Gefängnis ist voll … wie Wanzen in einer Matratze eines Dorfgasthauses. Alle Zellen sind vollgestopft. Vor zwei Tagen haben die hezbollahis das Tor aufgebrochen, die Wachen überwältigt und sie eingekerkert. Die meisten Gefangenen haben sie freigelassen und ihre politischen Gegner in die Zellen gesteckt.« Er senkte seine Stimme. »Es sind jetzt mehr Menschen hier als unter dem Schah, Allah verfluche ihn … Ständig bringen die hezbollahis mehr Leute, Fedajin, Mudjaheddin und Tudeh, zusammen mit uns Unschuldigen … Anständige Leute, die man nie hätte anrühren sollen. Als die Revolutionäre das Gefängnis aufbrachen, fanden sie elektrische Sonden und Peitschen … und Folterbänke …« Schaum sammelte sich in seinen Mundwinkeln. »Es heißt, die neuen Herren gebrauchen sie … und wenn man einmal hier ist, Exzellenz, dann behalten sie einen auch.« Tränen

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