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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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grinste. »Manchmal. Ich gebe zu, Teheran war ein idealer Platz für alle möglichen Vergnügungen. Aber jetzt, alter Freund …« Über sein Gesicht fiel ein Schatten. »Aber jetzt, fürchte ich, wird der Iran nicht das Paradies sein, wie diese armen Hunde da unten glauben, sondern eine Hölle auf Erden – zumindest für die meisten, vor allem für die Frauen.« Er schlürfte seinen Wodka. Unten vor der Mauer erkletterte plötzlich ein junger Mann die Schultern von drei anderen und bemühte sich erfolglos, die obere Kante zu erreichen. »Ich frage mich, was ich wohl tun würde, wenn das meine Mauer wäre und diese Bastarde mich bedrohten.«
    »Du würdest ihnen den Schädel wegpusten, was völlig legal wäre, oder?«
    Christian lachte. »Aber nur, wenn du ungestraft davonkommst.« Er musterte Erikki. »Und was ist jetzt mit dir? Was hast du für Pläne?«
    »Ich habe keine. Zuerst muß ich mit McIver reden – heute vormittag hatte ich keine Gelegenheit dazu. Er und Gavallan waren zu sehr damit beschäftigt, ihre iranischen Partner zu finden. Dann hatten sie einen Termin in der Britischen Botschaft mit einem gewissen … Salbot, glaube ich …«
    Christian verbarg sein plötzliches Interesse. »Talbot? George Talbot?«
    »Ja, das stimmt. Kennst du ihn?«
    »Er ist der Zweite Sekretär.« Christian fügte nicht hinzu, daß Talbot schon seit Jahren der heimliche Chef des britischen Nachrichtendienstes im Iran war. »Ich wußte nicht, daß er noch in Teheran ist. Ich dachte, er wäre schon vor Tagen abgereist. Was wollen denn McIver und Gavallan von ihm?«
    Erikki hob die Schultern. »Sie wollten mehr über einen seiner Freunde wissen, den sie gestern auf dem Flughafen kennengelernt haben, einen Mann namens Armstrong, Robert Armstrong.«
    Fast hätte Christian Tollonen sein Glas fallen lassen. »Armstrong?«
    »Ja. Sagt dir der Name etwas?«
    »Es ist ein sehr häufiger Name«, erwiderte Tollonen und stellte erfreut fest, daß seine Stimme ganz normal klang. Robert Armstrong, MI 6, früher im Sonderdezernat. Er war eine Reihe von Jahren hier im Iran unter Vertrag gestanden – wie es hieß, von der englischen Regierung leihweise überlassen – und angeblich Hauptratgeber des innerstaatlichen iranischen Nachrichtendienstes; ein Mann, den man nur selten in der Öffentlichkeit sah und der nur einigen wenigen bekannt war, von denen die meisten selbst der nachrichtendienstlichen Szene angehörten. Wie ich, dachte Tollonen und fragte sich, was Erikki wohl sagen würde, wenn ihm bekannt wäre, daß er eine Menge von Rákóczy und vielen anderen ausländischen Agenten wußte, weil seine Arbeit vornehmlich darin bestand, alles, was den Iran betraf, in Erfahrung zu bringen, zu warten, zu beobachten und zu lernen, sich an alles zu erinnern. Was machte Armstrong immer noch hier?
    Um sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen, stand er auf und tat, als wolle er die Menge unten besser beobachten. »Haben sie erfahren, was sie wissen wollten?«
    Wieder hob Erikki die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich bin gar nicht so recht mitgekommen. Ich war …« Er unterbrach sich und musterte den anderen. »Ist das wichtig?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Bist du hungrig? Seid ihr noch frei heute abend, Azadeh und du?«
    »Tut mir leid. Heute abend nicht.« Erikki warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muß jetzt los. Nochmals vielen Dank für deine Hilfe!«
    »Nicht der Rede wert. Wie ist das mit McIver und Gavallan? Haben sie vor, hier etwas zu ändern?«
    »Das glaube ich nicht. Ich sollte sie um 3 Uhr treffen, um zum Flughafen hinauszufahren, aber es war mir wichtiger, dich zu sehen und die Pässe zu bekommen. Also noch einmal: Danke!«
    »Schon recht.« Christian schüttelte ihm herzlich die Hand. »Bis morgen!« Unten auf der Straße war an die Stelle des Geschreis eine bedrückende Stille getreten. Die beiden Männer liefen zum Fenster. Ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die Hauptstraße, die frühere Roosevelt-Allee. Dann hörten sie das immer lauter werdende: »AIlahhh-uuuu Akbarrrr!«
    »Hat das Haus einen Hinterausgang?« erkundigte sich Erikki.
    »Leider nein.«
    Ein neuer Haufen näherte sich. Er wurde von Mullahs und hezbollahis angeführt, die meisten bewaffnet wie die nachdrängenden jungen Männer. Sogleich nahmen die Linken günstige Verteidigungsstellungen in Torwegen und hinter eingeschlossenen Fahrzeugen ein. Die religiösen Fanatiker kamen schnell näher. Während die ersten Reihen über die

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