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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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er Lochart am Arm und steuerte ihn zum nächsten Wohnwagen. »Du kannst dich da bei John Tyrer hinlegen«, erklärte er mit gezwungener Heiterkeit. Kaum hatte er die Tür hinter ihnen geschlossen, als er hastig auf Lochart einzureden begann: »Huschang hat erzählt, daß er die HBC gestern bei Sonnenuntergang nahe der irakischen Grenze abgeschossen hat! Wie hast du dich retten können? Wer war alles an Bord? Schnell, erzähl mir, was passiert ist! Schnell!«
    »Das letzte Stück habe nicht ich geflogen. Ich war nicht drin«, sagte Lochart, bemüht, klar zu denken und leise zu sprechen, denn die Wände waren dünn. »Sie haben mich beim Dez-Staudamm zurückgelassen.«
    »Dez-Staudamm? Wie zum Teufel bist du dorthin gekommen? Wer hat dich zurückgelassen?«
    Lochart zögerte. Es ging alles so schnell. »Ich weiß nicht, ob ich dir …«
    »Um Himmels willen, sie wissen von der HBC. Wir müssen etwas tun, und zwar rasch. Wer hat sie geflogen? Wer war an Bord?«
    »Alles Iraner, die aus dem Iran fliehen wollten – von der Luftwaffe aus Isfahan – General Seladi, acht Oberste und Majore aus Isfahan – ihre Namen kenne ich nicht – und General Valik, seine Frau und …«, Lochart brachte es kaum über die Lippen, »… seine zwei Kinder.«
    »Oh, mein Gott!« Rudi war erschüttert. McIver hatte oft von Annousch und den zwei Kindern gesprochen, und er selbst war mehrmals mit Valik zusammengetroffen. »Das ist ja entsetzlich! Was soll ich ihnen bloß sagen?«
    »Wem was sagen?«
    »Major Qazani und Huschang«, sprudelte er hervor. »Sie sind vor einer knappen halben Stunde gekommen – der Major ist wieder fort, hat mir aber befohlen, in Erfahrung zu bringen, ›ob die HBC zur G-S gehört, wo sie stationiert und wer alles an Bord war‹. Er hat mir befohlen, Kowiss anzurufen und das festzustellen. Huschang wird mithören, und er ist kein Dummkopf. Außerdem ist er ziemlich sicher, die S-G-Kennung gesehen zu haben, bevor er sie in die Luft jagte. Kowiss wird mir mitteilen müssen, daß sie unser Vogel war, und daß sie Teheran verständigen werden. Und dann ist der Teufel los.« Wie betäubt setzte sich Lochart auf eine der Pritschen. »Ich habe sie gewarnt. Habe ihnen dringend empfohlen zu warten, bis es dunkel ist. Was soll ich jetzt nur tun?«
    »Abhauen. Vielleicht solltest du …« Es klopfte an der Tür, und sie erstarrten. »Ich bin's, Chef, Fowler. Ich habe ein bißchen Tee gebracht. Dachte mir, Tom könnte ihn vielleicht brauchen.«
    »Danke, Fowler. Einen Augenblick«, sagte Lutz und senkte seine Stimme. »Was willst du ihnen erzählen? Hast du dir eine Geschichte zurechtgelegt?«
    »Ich komme gerade von einer Urlaubswanderung durch Luristan, südlich von Kermanschah, zurück. Ich geriet in einen Schneefall und war eine Woche in einem Dorf eingeschlossen. Was Besseres ist mir nicht eingefallen.«
    »Aber das ist doch sehr gut. Wo ist dein Stützpunkt?«
    Lochart zuckte die Achseln. »Zagros.«
    »Gut. Hat dich schon jemand nach deinem Ausweis gefragt?«
    »Ja. Der Fahrkartenverkäufer in Ahwas und einige hezbollahis.«
    »Scheiße!« Entmutigt öffnete Lutz die Tür.
    Fowler Joines brachte den Tee. »Wie geht's denn so, Tom?« fragte er mit seinem zahnlosen Grinsen.
    »Freut mich, Sie zu sehen, Fowler. Fluchen Sie immer noch so viel?«
    »Nicht so arg wie Effer Jordon. Wie geht's meinem alten Kumpel?« Müdigkeit hüllte Lochart ein, und er lehnte sich an die Wand. Zagros und Effer Jordon, Rodrigues, Jean-Luc, Scot Gavallan und die anderen schienen so weit weg zu sein. »Trägt immer noch seinen Hut«, antwortete er mit viel Mühe, nahm dankbar den Tee entgegen und schluckte ihn. Was hat Rudi gesagt? Ich soll abhauen? Das kann ich nicht ohne Scharazad … dachte er noch, bevor der Schlaf ihn umfing.
    Lutz erzählte Joines rasch die Geschichte, die Lochart sich ausgedacht hatte. »Sehen Sie zu, daß das Personal davon erfährt.«
    Der Mechaniker kniff die Augen zusammen. »Eine Urlaubswanderung? Tom Lochart? Während Khomeini in Teheran Zoff macht? Haben Sie den Verstand verloren, Rudi?«
    Lutz sah ihn an.
    »Na, wie Sie meinen, Chef.« Joines wollte noch ein paar Worte mit Lochart sprechen, aber der Pilot war bereits eingeschlafen; sein Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet. »Ich werde die Geschichte herumerzählen, als ob sie ein Stück aus der Bibel wäre.« Er ging.
    Gerade bevor sich die Tür hinter dem Mechaniker schloß, konnte Lutz Abbasi sehen, der neben dem Wohnwagen wartete. Er bedauerte

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