Wirbelsturm
Schargas ankommt. Du hattest völlig recht, darauf zu bestehen.«
»Ich weiß es, du weißt es, der ganze verdammte Iran weiß es, nur sie nicht.«
»Frauen«, kommentierte Gavallan diplomatisch. »Kann ich sonst noch was tun?«
»Ich glaube nicht. Daß du unsere beiden letzten Partner melken konntest, hat uns mächtig geholfen.« Gavallan hatte Mohammed Siamaki und Turis Bachtiar aufgespürt und ihnen 5 Millionen Rial in bar – ein Butterbrot im Vergleich zu dem, was die Partner schuldeten – und Zusagen für weitere wöchentliche Zahlungen abgeluchst, gegen ein schriftliches Versprechen, sie persönlich ›wenn nötig, im Ausland‹, dafür zu entschädigen.
»Na schön, aber wo ist Valik? Wo erwische ich ihn?« hatte Gavallan gefragt und so getan, als wisse er nichts von ihrer Flucht.
»Wir sagten es Ihnen doch schon: Er ist mit seiner Familie auf Urlaub.« Siamaki war rüde und arrogant wie immer. »Er wird in London oder Aberdeen mit euch Kontakt aufnehmen. Da ist ja auch noch die schon zu lange anstehende Sache mit unseren Geldern auf den Bahamas.«
»Mit unseren gemeinsamen Geldern, geschätzter Partner, und da ist auch noch die Sache mit fast 4 Millionen Dollar für bereits geleistete Arbeiten – ganz zu schweigen von den schon überfälligen Mietzahlungen für unsere Maschinen.«
»Wenn die Banken offen wären, hätten Sie das Geld schon. Es ist ja nicht unsere Schuld, daß die verbrecherischen Freunde des Schahs ihn und den Iran ruiniert haben. Wir tragen keine Schuld an der Katastrophe. Und was die Gelder angeht, haben wir bisher nicht immer gezahlt?«
»Ja. Meistens mit sechs Monaten Verspätung, aber ich gehe Ihnen recht, lieber Freund, früher oder später haben wir unseren Anteil immer bekommen. Aber wie soll es weitergehen, wenn alle Gemeinschaftsunternehmen eingestellt werden, wie Mullah Tehrani mir sagte?«
»Einige Gemeinschaftsunternehmen, nicht alle – Ihre Information ist übertrieben und lückenhaft, Gavallan. Man hat uns wissen lassen, daß wir so bald wie möglich zu normalen Verhältnissen zurückkehren werden – die Crews können jederzeit gehen, sobald die Ersatzleute eingetroffen sind. Es wird keine Probleme geben. Aber um allen Schwierigkeiten vorzubeugen, haben wir wieder einmal das Unternehmen gerettet. Morgen tritt mein illustrer Vetter, Finanzminister Ali Kia, in den Vorstand ein. Er hat mir versichert, daß wir ausgenommen sein werden.«
Gavallan bemühte sich, nicht unentwegt auf den Fernschreiber zu starren, aber es fiel ihm schwer. Er suchte krampfhaft nach einem Ausweg aus der Falle. »Gerade scheint noch alles in Butter zu sein, und schon ist alles wieder faul.«
»Ja, ja, Andy, da hast du recht. Und Talbot war der absolute Knüller des heutigen Tages.«
Schon früh am Morgen waren sie kurz mit Talbot zusammengetroffen. »Ja, Jungs, tut mir leid, aber jedes Gemeinschaftsunternehmen ist momentan persona non grata«, hatte er ihnen trocken mitgeteilt. »Die ›höchsten Stellen‹ haben verfügt, alle Gemeinschaftsunternehmen einzustellen, bis neue Anordnungen getroffen werden. Was das für Anordnungen sein, von wem sie kommen sollen, wurde nicht mitgeteilt. Oder wer die ›höchsten Stellen‹ sind. Vermutlich das gute alte Revolutionäre Komitee, wer immer das sein mag. Andererseits haben der Ayatollah und Ministerpräsident Bazargan verkündet, daß man alle Auslandsschulden anerkennen würde. Natürlich setzt sich Khomeini über Bazargan hinweg, Bazargan erläßt Anordnungen, die das Revolutionäre Komitee zurückweist, und die örtlichen Komitees sind ›Ordnungshüter‹, die sich ihre eigenen Gesetze machen. Die Gefängnisse füllen sich, Köpfe rollen, und von den Schinderkarren abgesehen klingt alles sehr vertraut. Solange das nicht vorbei ist, sollten wir uns besser nach Margate zurückziehen.«
»Meinen Sie das ernst?«
»Wir empfehlen immer noch, entbehrliches Personal zu evakuieren, sobald der Flughafen wieder in Betrieb ist – was uns für Sonnabend versprochen wurde. Was den ehrenwerten Ali Kia angeht, ist er ein kleiner, ein sehr kleiner Beamter ohne jeden Einfluß, der sein Fähnchen nach dem Wind dreht …«
Der Fernschreiber nahm einen Anlauf und verstummte wieder. Die beiden Männer stießen Verwünschungen aus.
Die Tür öffnete sich. Sie waren überrascht, als sie Erikki sahen. Er und Azadeh hätten sich mit ihnen auf dem Flughafen treffen sollen. Er lächelte, aber es war kein heiteres Lächeln.
»Hallo, Erikki. Was ist los?«
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