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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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retten. Solcherart ausgerüstete Hubschrauber könnten gefahrlos bis zu 150 Kilometer weit über die Nordsee fliegen, acht Mann aus dem Wasser fischen und zurückbringen – bei begrenzter Sicht und stürmischer See.
    Ian Dunross selbst war begeistert gewesen. »Vergiß nicht, Andy, ein solches Know-how und solche Geräte wären auch unseren Plänen für das Chinesische Meer förderlich.« Gavallan hatte eine halbe Million Pfund und ein Jahr Arbeit in die Entwicklung des elektronischen Leitsystems investiert. Dann war der große Tag gekommen, und der offizielle Testpilot hatte erklärt, mit dem Gerät nicht zu Rande zu kommen – obwohl sechs von S-Gs Linienpiloten, unter ihnen auch Tom Lochart und Rudolf Lutz, später keine Schwierigkeiten hatten. »Das Gemeine war«, hatte Gavallan McIver geschrieben, »daß IH den Vertrag bekommen hat, obwohl sie eine Guerney 661 mit einer amtlich nicht zugelassenen dänischen Ausrüstung einsetzten. Uns schickt man von Pontius zu Pilatus, und sie bekommen eine Ausnahmebewilligung. Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber ich wette, der Testpilot wurde ›auf einen großen Urlaub geschickt‹. Natürlich werden wir nächstes Jahr oder so das Geld zurück und den Vertrag bekommen, weil unsere Geräte besser und sicherer sind und in England hergestellt werden. Bis dahin operiert Imperial auf einer Sicherheitsstufe, die sich meiner Meinung nach verbessern läßt.«
    Darauf kommt es auch tatsächlich an, dachte er, während er das Telex noch einmal überflog – Sicherheit und noch einmal Sicherheit. »Würdest du Liz für mich eine Antwort schicken, Mac? ›Fliege nach Al Schargas und rufe von dort aus an. Schicken Sie Thurston Dell ein Telex und fragen Sie an, was er uns anzubieten hat, wenn wir die Zahl der bestellten X63 verdoppeln.‹«
    »Was?«
    »Na ja, fragen kostet nichts. IH muß ja von unseren Problemen hier gehört haben, und ich gedenke nicht zu warten, bis sich diese Scheißer über uns lustig machen. Lieber lasse ich sie im Ungewissen. Und für die Guerney-Verträge könnten wir auf jeden Fall zwei X63 brauchen – falls sich die Lage hier ändern sollte. Zum Schluß schreib noch: ›Auf bald.‹«
    »Okay.«
    Gavallan lehnte sich zurück, ließ seine Gedanken wandern und sammelte seine Kräfte. Ich werde sehr stark sein müssen. Und sehr geschickt. Das ist jetzt eine Konstellation, die mich und die S-G vernichten und Linbar alles geben könnte, was er sich wünscht – und den Iran noch dazu. Was ich jetzt bräuchte, das ist Kathys Klagebaum … O Kathy, Kathy!
    Der Klagebaum war ein alter Clan-Baum, ein besonderer Baum, ausgesucht vom Ältesten des Clans, zu dem man gehen konnte, wenn der Teufel – so hatte Oma Dunross, Kathys Großmutter, es formuliert –, ›wenn der Teufel dich am Kragen hat. Dort kannst du schimpfen und wüten und fluchen, bis du keine Flüche mehr hast. Dann herrscht Frieden im Haus, und man braucht den Mann oder seine Frau oder sein Kind nicht wirklich zu verwünschen. Ja, so ein kleiner Baum genügt, der kann alle Flüche ertragen, auch wenn der Teufel selbst sie erfunden hat.‹
    Das erste Mal war er in Hongkong zu Kathys Klagebaum gegangen – ein Jakarandabaum im Garten des Großen Hauses, der Residenz des Tai-Pans von Struan's. Kathys Bruder Ian war damals Tai-Pan. Er wußte noch genau, wann es gewesen war: am 21. August 1963, in der Nacht, als sie es ihm gesagt hatte. Meine arme Kathy, dachte er. Er liebte sie immer noch. Multiple Sklerose mit knapp 38 Jahren. Die Heimreise nach Schottland, die du dir immer gewünscht hast – ich sollte Ians Pläne verwirklichen, du wolltest wieder gesund werden. Das sollte jedoch nicht gelingen. Und ich mußte zusehen, wie du starbst. Mußte das süße Lächeln sehen, mit dem du die Hölle in deinem Körper überdecktest, so tapfer und sanft und weise und liebevoll, während du dich immer weiter von mir entferntest. So langsam und doch so schnell, so unaufhaltsam. Dann, 1968, der Rollstuhl, der Verstand noch kristallklar, die Stimme sicher, der Rest eine zitternde und nicht mehr kontrollierbare Hülle. Weihnachten 1970 auf Schloß Avisyard. Und am zweiten Tag des neuen Jahres, nachdem die anderen gegangen waren und während Melinda und Scot in der Schweiz Schiurlaub machten, hatte sie gesagt: »Andy, mein Liebling, ich kann es nicht mehr ertragen: kein Jahr, keinen Monat, keinen Tag länger.«
    »Ja«, konnte er nur erwidern.
    »Es tut mir leid, aber ich brauche Hilfe. Ich muß gehen, und

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