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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Raben«, murmelte einer.
    »Wenn es kracht, duckt euch«, rief Ayre.
    »Captain«, wisperte Roberts. »Ich muß in die Maschine. Meine Kleine ist furchtbar krank. Können Sie diesen Bastard nicht überzeugen?«
    »Ich werde es versuchen.«
    Zataki beobachtete Hussain. Sein Anblick war ihm verhaßt. Vor zwei Tagen war er nach Isfahan gefahren; man hatte ihn zu einer Sitzung des geheimen Komitees eingeladen. Alle elf Mitglieder waren Ayatollahs und Mullahs. Dort zeigte sich ihm zum erstenmal das wahre Gesicht der Revolution – der Revolution, für deren Sieg er so verzweifelt gekämpft und um die er so viel gelitten hatte. »Ketzer werden ausgelöscht werden. Es wird nur revolutionäre Gerichte geben. Richterliche Entscheidungen werden endgültig sein, und es wird keine Berufung geben …« Die Mullahs waren ihrer Sache so sicher, ihrer göttlichen Rechte, zu herrschen und Recht zu sprechen, so sicher, genauso wie nur sie allein den Koran und die Scharia interpretierten. Mit Bedacht hatte Zataki sein Entsetzen und seine Gedanken für sich behalten, aber er wußte, daß er abermals betrogen worden war.
    »Was willst du, Mullah?« fragte er. Die Anrede klang aus seinem Mund wie ein Schimpfwort.
    »Als erstes sollst du wissen, daß du hier keine Macht hast. Was du in Abadan tust, ist Sache der Ayatollahs von Abadan, aber du hast keine Macht über diese Basis, über diese Männer und über diese Flugmaschine.« Hussain wurde von einem Dutzend bewaffneter junger Männer mit harten Gesichtern, allesamt hezbollahis, umringt.
    »Keine Macht, was?« Verächtlich kehrte ihm Zataki den Rücken zu und schrie auf Englisch: »Die Maschine wird sofort abheben! Alle Passagiere an Bord!«
    Dann wandte er sich wieder Hussain zu. »Nun? Was kommt als zweites?« spottete er, während sich hinter ihm die Passagiere beeilten, seiner Aufforderung zu folgen, solange sich die Aufmerksamkeit der hezbollahis auf Zataki und Hussain konzentrierte. Starke befahl Roberts, an Bord zu gehen, und wies Ayre an mitzuhelfen, die Flucht des Mechanikers zu verschleiern. Gemeinsam halfen sie Tyrer aus dem Jeep.
    Zataki spielte mit seiner Pistole. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Hussain. »Nun? Was ist das zweite?« wiederholte er.
    Hussain war verwirrt. Die Triebwerke erwachten zum Leben. Er sah die Passagiere, die an Bord eilten, sah Starke und Ayre, die einem Mann mit einer Augenbinde die Stufen hinaufhalfen, dann wieder die zwei Piloten neben dem Jeep, und in dem Augenblick, da der letzte Mann im Inneren verschwunden war, wurde die Treppe hinaufgezogen, und das Flugzeug rollte davon.
    »Nun, Agha, was kommt als nächstes?«
    »Als nächstes … als nächstes befiehlt das Komitee von Kowiss dir und deinen Männern, Kowiss zu verlassen.«
    »Habt ihr gehört?« rief Zataki seinen Männern spöttisch zu, »das Komitee von Kowiss befiehlt uns, von hier fortzugehen!« Die Füße auf den Betonboden gepflanzt, stand er da, bereit zu kämpfen, wenn es nötig sein sollte, bereit zu sterben, wenn es sein mußte.
    Seine Männer fingen an zu lachen. Einer von Hussains hezbollahis, ein bartloser Junge am äußersten Rand der Gruppe, hob seinen Karabiner – und starb augenblicklich; das treffsichere Feuer von Zatakis Männern riß ihn fast in zwei Hälften. Die Plötzlichkeit des Geschehens und die Blutlache auf dem Boden brachten Hussain vorübergehend aus der Fassung.
    »Wie es Allah gefällt«, sagte Zataki. »Was willst du noch, Mullah?«
    Erst jetzt bemerkte Zataki den vor Schreck wie versteinerten kleinen Jungen, der sich hinter der Robe des Mullahs verbarg, sich schutzsuchend an Hussain klammerte und Zataki aus weit geöffneten Augen anstarrte. So sehr ähnelte der Kleine seinem eigenen, dem älteren Sohn, daß ihm einige Sekunden lang die glücklichen Tage vor dem Feuer in den Sinn kamen, als alles in Ordnung zu sein schien und eine schöne Zukunft sich abzeichnete – des Schahs Weiße Revolution, eine wunderbare Sache, die Landreform, das Zügeln der Mullahs, Allgemeinbildung und vieles andere … Die guten Tage, als ich ein Vater war. Aber ich werde es nie wieder sein. Nie wieder. Die Elektroden und die Kneifzangen haben diese Möglichkeit zunichte gemacht …
    Er sah die Unerbittlichkeit im Gesicht des Mullahs und machte sich bereit. Das Töten mit der Maschinenpistole machte ihm großen Spaß. Das heiße Stakkato, die kurzen, heftigen Salven, der ätzende Geruch des Kordits, das Blut der Feinde Allahs und des Islams … die Mullahs sind der

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