Wirbelsturm
können ausreisen. Dieses eine Mal. Gehen Sie an Bord.«
»Kann Mr. Roberts auch mitkommen?« fragte Genny und deutete auf den Mechaniker. »Er ist wirklich …«
»Gehen Sie an Bord!« brüllte Zataki in einem seiner plötzlichen krankhaften Wutausbrüche. Die zwei Frauen flohen die Treppe hinauf. Die übrigen Passagiere waren zu Tode erschrocken, und selbst seine eigenen hezbollahis wurden nervös.
»Sie hatten recht, Exzellenz«, sagte Starke und zwang sich, nach außen hin Ruhe zu bewahren. »Mit Frauen sollte man nicht diskutieren.« Zataki nickte und beschäftigte sich wieder mit den Papieren in seiner Hand.
Zataki war gestern aus Isfahan zurückgekommen, und für morgen nachmittag hatte Esvandiari einen Flug bewilligt, um ihn nach Bandar-e Delam zurückzubringen. Je früher, desto besser, dachte Starke grimmig.
Trotzdem tat Zataki ihm leid. Gestern nacht hatte er ihn gegen einen Helikopter lehnen sehen, die Hände an die Schläfen gepreßt, offensichtlich von starken Schmerzen gepeinigt. »Was haben Sie, Agha?«
»Mein Kopf. Ich … es ist mein Kopf.«
Er hatte ihn dazu überredet, sich von Dr. Nutt untersuchen zu lassen, und ihn zum Bungalow des Arztes gebracht. »Geben Sie mir Aspirin oder Kodein, Herr Doktor, was Sie gerade haben«, sagte Zataki.
»Vielleicht darf ich Sie untersuchen und dann …«
»Nicht untersuchen!« hatte Zataki geschrieen. »Ich weiß, was mit mir nicht stimmt. Die SAVAK paßt mir nicht, das Gefängnis paßt mir nicht!« – Später, als die Schmerzen durch das Kodein ein wenig nachgelassen hatten, war er aus sich herausgegangen. Vor etwa eineinhalb Jahren war er verhaftet worden. Man warf ihm Schah-feindliche Propaganda vor. Damals arbeitete er als Journalist für eine Zeitung in Abadan. Er saß acht Monate, wurde dann aber nach dem großen Feuer in Abadan freigelassen. »Doch seit dieser Stunde danke ich Allah für jeden Tag meines Lebens, der mir Gelegenheit gibt, mehr Männer der SAVAK und des Schahs zu zertreten, seine kriecherische Polizei, seine kriecherischen Offiziere und alle, die ihn unterstützt haben. Ich war einmal für ihn. Hat er nicht für meine Ausbildung gezahlt, hier und in England? Aber er war auch verantwortlich für die SAVAK! Dieser Teil meiner Rache ist nur meine Sache – meine Rache für den Tod meiner Frau und meiner Kinder im Feuer von Abadan habe ich noch nicht begonnen.«
Starke hatte den Mund gehalten. Wer diesen Brand gelegt hatte, wer und warum, war nie ans Licht gekommen. Die Katastrophe hatte 500 Tote gefordert. Er erinnerte sich, daß man dem Schah die Schuld gegeben hatte, seiner SAVAK, seiner Polizei – und seiner Feuerwehr, weil sie schwerwiegende Fehler begangen hatte.
Er beobachtete Zataki, der gemächlich und mühsam die Reihe der Passagiere durchging. Bald würde Tyrer an der Reihe sein, und Tyrer mußte ausfliegen. Um sicherzugehen, hatte Dr. Nutt gesagt, sollte er so bald wie möglich in Al Schargas oder Dubai untersucht werden, wo es ausgezeichnete Kliniken gab. »Ich bin sicher, er ist ganz in Ordnung, aber bis auf weiteres sollte er seine Augen schonen. Und hören Sie, Duke, halten Sie sich um Himmels willen von Zataki fern und sagen Sie es auch den anderen. Er kann jeden Augenblick explodieren, und Gott allein weiß, was dann passiert.«
»Was hat er denn eigentlich?«
»Medizinisch? Das weiß ich nicht. Aber psychologisch ist er gefährlich, sehr gefährlich. Ich würde sagen, er ist manisch-depressiv, ganz gewiß paranoid, vermutlich eine unmittelbare Folge seiner Erlebnisse im Gefängnis. Hat er Ihnen erzählt, was sie mit ihm gemacht haben?«
»Nein.«
»Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich empfehlen, ihn mit Sedativa zu behandeln und ihm den Zugang zu Feuerwaffen unmöglich zu machen.«
Na fein, dachte Starke hilflos, wie zum Teufel soll ich das schaffen? Wenigstens sind Genny und Manuela an Bord, bald werden sie in Al Schargas sein, und das ist ja ein Paradies im Vergleich zu …
Ein Warnruf ließ ihn herumwirbeln. Hinter dem Hauptkontrollturm hervor, auf die 125 zu, kam Mullah Hussain mit noch mehr hezbollahis, und sie gebärdeten sich überaus feindselig.
Sofort vergaß Zataki die Passagiere, nahm seine Maschinenpistole von der Schulter, entsicherte sie, ging ein paar Schritte vor und stellte sich zwischen Hussain und den Jet. Zwei seiner Männer begleiteten ihn. Die anderen nahmen Verteidigungsstellen in der Nähe der Maschine ein und deckten ihn. »Erschlagt doch endlich diese verdammten
Weitere Kostenlose Bücher