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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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war, nahm er seine dunkle Brille und die Kopfhörer ab, schob das Seitenfenster auf, steckte den Kopf hinaus, damit man ihn deutlich sehen konnte, und winkte. Nach einer kleinen Weile winkte der Khan zurück. Er schien nicht gerade erfreut zu sein.
    »Azadeh! Nimm deine Kopfhörer ab, und tu das gleiche!«
    Sie kam der Aufforderung sofort nach. Einige ihrer Schwestern winkten aufgeregt zurück. Abdullah Khan tat nichts dergleichen; er blieb nur stehen und wartete. Dickschädel! dachte Erikki, beugte sich aus dem Fenster und deutete auf den großen freien Platz jenseits des zugefrorenen Wasserbeckens im Hof; offensichtlich erbat er die Erlaubnis, dort landen zu dürfen. Abdullah Khan nickte, sprach kurz mit seinen Wächtern, machte kehrt und ging ins Haus zurück. Die beiden Männer folgten ihm. Ein Leibwächter blieb zurück und ging, während er den Mechanismus seines Sturmgewehrs überprüfte, zu der Stelle, wo der Hubschrauber aufsetzen sollte.
    »Es geht nichts über ein liebenswürdiges Empfangskomitee«, brummte Nogger.
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte Azadeh und lachte nervös. »Ich steige zuerst aus, Erikki. Das ist sicherer für mich.«
    Sie landeten. Azadeh öffnete den Einstieg und kletterte hinaus, um ihre Schwestern und ihre Stiefmutter zu begrüßen; letztere war ihres Vaters dritte Frau und jünger als Azadeh. Die erste Frau, die Khananum, war gleichen Alters wie er. Sie war bettlägerig. Die zweite Frau, Azadehs Mutter, war, wie schon berichtet, vor vielen Jahren gestorben.
    Der Leibwächter sprach Azadeh an. Sehr höflich. Erikki atmete auf. Sie waren zu weit weg, als daß er hätte hören können, was gesprochen wurde – und überdies sprachen er und Nogger weder Persisch noch Türkisch. Der Leibwächter deutete auf den Heli. Sie nickte, drehte sich um und winkte die beiden herbei. Erikki und Nogger beeilten sich, die Turbinen abzustellen, während sie den Leibwächter nicht aus den Augen ließen, der sie mit ernstem Gesicht beobachtete.
    »Sind dir Schußwaffen auch verhaßt wie mir, Erikki?« fragte Nogger.
    »Noch verhaßter. Aber dieser Bursche weiß wenigstens damit umzugehen. Angst habe ich vor den Amateuren.« Erikki steckte den Zündschalter ein. Sie wollten zu Azadeh und ihren Schwestern gehen, aber der Leibwächter stellte sich ihnen in den Weg. »Er sagt«, rief Azadeh, »wir sollen in den Empfangssaal gehen und dort warten. Kommt mir bitte nach!«
    Der Empfangssaal war riesengroß, kalt und zugig und roch ausgesprochen muffig. Die Einrichtung war viktorianisch, dazu gab es viele Teppiche und Sitzpolster und altmodische Heizkörper. Azadeh stellte sich vor einen Spiegel und richtete sich die Haare. Ihr Schianzug war elegant und modisch. Abdullah Khan hatte von seinen Frauen und Töchtern und Dienstmädchen nie verlangt, daß sie den Tschador trugen; er hielt nichts davon. Warum aber trug Najoud heute einen? fragte Azadeh sich, und ihre Nervosität nahm zu. Ein Diener brachte Tee. Sie warteten eine halbe Stunde, dann erschien ein anderer Leibwächter und sprach mit Azadeh. Sie holte tief Atem. »Sie sollen hier warten, Nogger«, sagte sie. »Erikki, du und ich, wir sollen kommen.«
    Erikki folgte ihr. Er befand sich in einem Zustand der Spannung, vertraute aber darauf, daß der erbitterte Frieden, den er mit Abdullah Khan geschlossen hatte, halten würde. Die Berührung seines Dolches gab ihm Sicherheit. Der Leibwächter öffnete eine Tür am Ende des Ganges und bedeutete ihnen einzutreten.
    Abdullah Khan ruhte, gegen einige Kissen gelehnt, auf einem Teppich gegenüber der Tür. Zwei Leibwächter standen hinter ihm. Die beiden Männer, die sie auf den Stufen gesehen hatten, saßen mit gekreuzten Beinen neben ihm. Der eine war Europäer, ein großer, gutaussehender Mann Ende 60 mit breiten Schultern und slawisch geschnittenen Augen im freundlichen Gesicht. Der andere war jünger, Mitte 30, von gelblicher Hautfarbe und asiatischem Aussehen. Beide trugen dicke Winteranzüge. Erikki blieb an der Tür stehen, während Azadeh auf ihren Vater zutrat, vor ihm niederkniete, seine plumpe, beringte Hand küßte und ihn segnete. Unbewegt winkte ihr Vater sie beiseite und hielt seine dunklen Augen auf Erikki gerichtet, der ihn höflich begrüßte, aber nahe der Tür stehenblieb. Er sah, wie die beiden Fremden Azadeh mit bewundernden Blicken musterten, und seine Temperatur erhöhte sich um einige Grade. Die Stille verdichtete sich.
    Neben dem Khan stand eine Schüssel mit Halvah, kleine Würfel der

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