Wirbelsturm
Khans, sah die zwei Männer neben ihm, die ihn beobachteten, und dachte an sein eigenes Erbe und an die Geschichten seines Großvaters über die alten Zeiten im Norden, als noch Riesen auf Erden wandelten und Trolle und Kobolde noch nicht in das Reich der Legende verbannt waren, als man das Gute gut nannte und das Böse böse.
»Wenn Azadehs Leben bedroht ist oder auch meines, töte ich jeden, wer immer es sein mag«, antwortete er, ohne seine Stimme zu erheben. Die drei Männer verspürten Eiseskälte. Azadeh war über diese Drohung zu Tode erschrocken, und selbst die Leibwächter, die weder Russisch noch Englisch verstanden, traten nervös von einem Fuß auf den anderen.
Die Ader auf Abdullah Khans Stirn schwoll an. »Du wirst diesen Herrn begleiten«, sagte er, »und seine Anordnungen ausführen.«
Erikki musterte den Mann mit den asiatischen Zügen. »Was wollen Sie von mir?«
»Ich brauche nur Ihre Erfahrung als Pilot und die 212«, antwortete der Mann freundlich auf Russisch.
»Tut mir leid, die 212 ist beim 1.500-Flugstunden-Service, und im übrigen arbeite ich für S-G und Iran Timber.«
»Die 212 hat den Service hinter sich und wurde von Ihren Mechanikern bereits am Boden getestet. Und Iran Timber hat sie für mich freigegeben.«
»Um was zu tun?«
»Um zu fliegen«, gab der Mann gereizt zurück. »Sind Sie schwerhörig?«
»Nein, aber Sie sind es anscheinend.«
Zischend entwich die Luft aus dem Mund des Mannes. Der Ältere lächelte schief. Abdullah Khan richtete das Wort an Azadeh, die zusammenzuckte. »Du gehst jetzt zur Khananum und machst ihr deine Aufwartung.«
»Ja … ja, Vater«, stammelte sie und sprang auf. Erikki trat einen halben Schritt vor, aber die Leibwächter stellten sich in den Weg, und einer bedrohte ihn mit der Waffe. »Nein, Erikki«, sagte sie, den Tränen nahe. »Ich … ich muß gehen …« Sie lief weg, bevor er sie aufhalten konnte.
Der Mann mit den asiatischen Gesichtszügen brach das Schweigen. »Sie haben nichts zu befürchten. Wir möchten nur Ihr Know-how in Anspruch nehmen.«
Erikki Yokkonen blieb ihm die Antwort schuldig. Er war überzeugt, daß er in der Schlinge saß, daß er und Azadeh in der Schlinge saßen und verloren waren, und wenn keine Leibwächter im Saal gewesen wären, hätte er sofort und ohne zu zögern Abdullah Khan und vermutlich auch die beiden anderen angegriffen und getötet. Die drei Männer wußten das.
»Warum hast du meine Frau herbefohlen?« fragte Erikki in ruhigem Ton, obwohl er die Antwort bereits wußte. »Du hast zweimal nach ihr verlangt.«
»Für mich«, antwortete Abdullah Khan höhnisch, »ist sie ohne jeden Wert. Aber sie ist wertvoll für meine Freunde: Sie garantiert ihnen, daß du zurückkommst und daß du dich benimmst. Und bei Allah und den Propheten: Du wirst dich gut aufführen. Du wirst tun, was dieser Herr von dir verlangt.«
Der Russe mit den asiatischen Zügen erhob sich. »Zuerst Ihren Pukoh, bitte.«
»Sie können kommen und ihn sich holen, wenn Sie ihn wirklich haben wollen.«
Der Mann zögerte. Abdullah Khan fing zu lachen an. Es war ein grausames Lachen. »Sie werden ihm seinen Dolch lassen. Das wird Ihr Leben interessanter machen.« Dann, an Erikki gewandt: »Es wäre klug, gehorsam zu sein und sich zu benehmen.«
»Es wäre klug, uns in Frieden gehen zu lassen.«
»Möchtest du sehen, wie dein Copilot an den Daumen aufgehängt wird?« Der ältere Russe beugte sich hinüber, um dem Khan, den Erikki unverwandt anstarrte, etwas ins Ohr zu flüstern.
Der Khan spielte mit seinem juwelenbesetzten Dolch. Er nickte. »Du wirst deinem Copiloten sagen, daß auch er zu gehorchen hat, solange er in Täbris ist. Wir werden ihn zu eurer Basis schicken, aber dein kleiner Hubschrauber wird hierbleiben. Bis auf weiteres.« Mit einer Handbewegung entließ er den Mann mit den asiatischen Zügen.
»Mein Name ist Cimtarga, Captain«, stellte sich dieser vor. Er war nicht annähernd so groß wie Erikki, aber kräftig gebaut. »Zunächst fahren wir …«
»Cimtarga heißt ein Berg östlich von Samarkand. Wie heißen Sie wirklich? Und welchen Rang bekleiden Sie?«
Der Mann zuckte mit den Achseln. »Meine Vorfahren sind mit dem Mongolen Tamerlan, Timur dem Lahmen, geritten, dem es Spaß machte, Berge von Schädeln aufzuhäufen. Zunächst fahren wir also zu Ihrem Stützpunkt.« Er ging an ihm vorbei und öffnete die Tür, aber Erikki rührte sich nicht von der Stelle. Immer noch starrte er den Khan an.
»Heute abend
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