Wirbelsturm
prächtigen, weitläufigen, dreigeschossigen Haus bewohnten. Er öffnete die Tür und schloß sie mit einem Tritt. »Scharazad, hör mir zu! Verdammt noch mal, hör doch zu!« Aber sie stand nur da, lehnte sich an ihn, jammerte und lallte. Er trug sie in das muffige Schlafzimmer – Fenster und Rolläden waren fest geschlossen – und nötigte sie, sich auf das ungemachte Bett zu setzen. Dann eilte er ins Badezimmer.
Kein heißes Wasser. Das kalte Wasser floß und schien auch nicht allzu abgestanden zu sein. Er fand Handtücher, feuchtete eines an und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Seine Brust schmerzte ihn, und er wußte, daß er überfordert war. Scharazad hatte sich nicht bewegt. Er versuchte, ihr das Gesicht abzuwischen, aber sie leistete Widerstand und fing an zu schluchzen, womit sie ihr Gesicht noch mehr entstellte.
»Scharazad … Scharazad, mein Liebling!« Er hob sie auf und drückte sie an sich, aber sie reagierte nicht. Nur das Wimmern hielt an, und er konnte es kaum mehr ertragen. »Reiß dich zusammen!« stieß er hervor und wollte sich von ihr lösen, aber ihre Hände krallten sich in seine Jacke und klammerten sich an ihn.
O Gott, gib mir Kraft … Er sah, wie seine Hand ihr mitten ins Gesicht schlug. Einen Augenblick lang verstummte sie, starrte ihn nur ungläubig an; dann umflorten sich ihre Augen von neuem, sie begann abermals zu wimmern und zerrte wieder an seiner Jacke. »Gott steh mir bei!« stammelte er und fing an, sie ins Gesicht zu schlagen, fester und fester, mit der offenen Hand. Dann legte er sie mit dem Gesicht nach unten auf das Bett und bearbeitete ihr Hinterteil, kräftig, bis seine Hände brannten und sein Arm schmerzte. Plötzlich hörte er Schreien, richtiges Schreien, kein winselndes Lallen mehr. »Tommy, bitte hör auf! Tommy … du tust mir weh, was hab ich denn getan, o Allah? Tommy, hör auf …«
Er ließ seine Hand sinken. In seinen Augen brannte Schweiß, seine Kleider klebten ihm am Leib. Mühsam richtete er sich auf. Sie krümmte sich vor Schmerzen, ihr Hinterteil und ihr Gesicht waren blutrot, aber ihre Tränen strömten jetzt als richtige Tränen, und auch ihr Verstand regte sich wieder. »Du hast mir wehgetan, Tommy«, schluchzte sie. »Warum nur? Ich schwöre dir, daß ich dich liebe … Ich habe nie etwas getan, um dich zu verletzen, und jetzt …« Sie schämte sich, ihn so wütend gemacht zu haben, begriff nicht, wie es dazu gekommen war, und wußte nur, daß sie ihm helfen mußte, seine Wut zu vergessen. Sie flehte ihn unter Tränen an, ihr zu verzeihen. Ihre Tränen versiegten, als die Wirklichkeit sie einholte. »Oh, Tommy«, sagte sie und blickte ihn schmerzvoll an. »Vater ist tot … Ermordet, ermordet von hezbollahis.«
»Ja, mein Liebling, ich weißes. Ich weiß es … Es tut mir so leid.« Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest und gab ihr von seiner Kraft, wie auch sie ihm von der ihren gab.
Sie schliefen unruhig ein, während das Licht der Öllampe freundliche Schatten warf. Kurz vor Mitternacht erwachte sie. Ihre Augen beobachteten ihn; als sie sich näher an ihn heranschieben wollte, um ihn zu küssen, hinderten sie brennende Schmerzen daran.
Sogleich legte er seinen Arm um sie. »Bitte, sei vorsichtig! Tut mir leid … es ist …«
Sie blickte an sich hinunter und sah, daß ihre Kleider schmutzig waren. »Oh, dieses Kleid, entschuldige, Liebling …« Unbeholfen stand sie auf, um sich auszuziehen. Ihre Schönheit benahm ihm den Atem. Sie griff nach dem noch feuchten Handtuch und säuberte ihr Gesicht. Dann ging sie näher ans Licht, bürstete ihr Haar und sah im Spiegel, daß sich ein Auge schon leicht blau verfärbte und daß ihr Hinterteil Prellungen und Druckstellen aufwies. »Was habe ich getan … habe ich dich beleidigt?«
»Nein, überhaupt nicht«, entgegnete er bestürzt und erzählte ihr, wie er sie angetroffen hatte.
Verständnislos starrte sie ihn an. »Aber … ich erinnere mich an gar nichts … nur, daß du mich geschlagen hast.«
»Es tut mir so furchtbar leid, aber ich wußte mir keinen anderen Rat.«
Sie kam zum Bett zurück und legte sich vorsichtig auf den Bauch. »Wenn du nicht gewesen wärst … wie es Allah gefällt. Aber wenn ich mich in so einem Zustand befunden habe, wie du sagst … Wie seltsam, daß ich mich an nichts erinnern kann.« Ihre Stimme drohte zu versagen, doch sie fuhr gleich fort: »Wenn du nicht gewesen wärst … ich hätte vielleicht für immer den Verstand verloren.« Sie
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