Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
also kein Heim mehr, nichts. Wie es Allah gefällt«, sagte sie niedergeschlagen. Doch dann plötzlich mit veränderter Stimme: »Nein, nicht wie es Allah gefällt! Wie es den hezbollahis gefällt! Jetzt müssen wir zusammenhalten, um die Familie zu retten. Wenn wir das nicht tun, werden sie Vater ganz auslöschen – wir können nicht zulassen, daß sie ihn ermorden und dann auch noch ganz auslöschen, das wäre furchtbar.«
    »Ich stimme dir zu, aber dieser Überführungsflug würde unsere Probleme für ein paar Wochen lösen.«
    »Du hast recht wie immer, das würde er, Tommy, wenn wir fortgehen müßten. Aber das Haus hier ist jetzt genauso unser Heim, wenn nicht noch mehr. Wie glücklich werden wir hier sein! Schon morgen kümmere ich mich um Personal und bringe alle unsere Sachen aus der Wohnung hierher. Was sind schon ein paar Teppiche und ähnlicher Plunder, wenn wir dieses Haus und uns selbst haben! Ich werde mich um alles kümmern … Wir werden hier sehr glücklich sein.«
    »Aber wenn du …«
    »Nach diesem Verlust ist es noch wichtiger, daß wir hier bleiben und Widerstand leisten, protestieren.« Als sie sah, daß er ihr antworten wollte, legte sie ihren Zeigefinger auf seine Lippen. »Wenn du diesen Überführungsflug machen mußt – und natürlich mußt du deine Arbeit tun –, dann flieg nur, Liebster. Aber komm bald zurück! In ein paar Wochen wird in Teheran alles wieder normal und liebenswert sein. Ich weiß, daß es das sein wird, weil es Allah gefällt.«
    O ja, dachte sie zuversichtlich, und Glückseligkeit besiegte ihre Schmerzen, und dann bin ich im zweiten Monat, und Tommy wird so stolz auf mich sein. Hier im Schoß der Familie werden wir ein wunderbares Leben führen. »Alle werden uns helfen«, sprudelte sie heraus. Sie war so müde, aber auch so glücklich. »O Tommy, ich bin so froh, daß du daheim bist, daß wir daheim sind. Es wird herrlich werden.« Ihre Worte wurden gedehnter, als der Schlaf sie zu übermannen begann. »Wir werden Meschang helfen … und die im Ausland sind, werden zurückkommen. Tante Annousch und die Kinder … sie werden mithelfen … und Onkel Valik wird Meschang beraten …«
    Lochart hatte nicht das Herz, ihr die Wahrheit zu sagen.

Sonntag
    18. Februar 1979

34
    Täbris   – im Palast des Khans: 3 Uhr 13. In der Finsternis des kleinen Zimmers öffnete Captain Ross den Lederdeckel seiner Uhr und starrte auf die Leuchtziffer. »Können wir, Gueng?« fragte er auf Nepalesisch.
    »Ja, Sahib«, wisperte Gueng. Er war froh, daß das Warten ein Ende nahm. Vorsichtig verließen beide Männer – sie waren völlig angekleidet – ihre Strohlager auf den alten stinkenden Teppichen. Ross schlich sich ans Fenster und spähte hinaus. Ihr Wächter war neben der Tür fest eingeschlafen, sein Gewehr im Schoß. 200 Meter weiter, jenseits des schneebedeckten Obstgartens und der Nebengebäude, erhob sich der viergeschossige Palast des Khans. Die Nacht war dunkel und kalt, der Himmel von einigen Wolken bedeckt, die sich hin und wieder vor den Mond schoben.
    Morgen wird es wieder schneien, dachte Ross, als er die Tür aufdrückte. Die beiden Männer standen eine Weile da und versuchten mit allen Sinnen die Finsternis zu durchdringen. Lautlos stahl sich Ross an den Wächter heran und schüttelte ihn, doch der Mann wachte nicht auf. Es war leicht gewesen, ihm das Schlafmittel in einem Stück Schokolade zu verabreichen, die genau zu diesem Zweck zu ihrer Überlebensausrüstung gehörte; ein Teil der Schokolade war mit einem Schlafmittel versetzt, ein anderer mit Gift. Geduldig wartete Ross, bis der Mond wieder hinter einer Wolke verschwand. Er war nur mit seinem kookri und einer Handgranate bewaffnet. »Wenn wir aufgehalten werden, Gueng, wir machen nur einen Spaziergang«, hatte er ihm schon vorher eingeschärft. »Unsere Waffen lassen wir besser hier. Wozu wir unser kookri und eine Granate mithaben? Das ist ein alter Brauch der Gurkha – in unserem Regiment ist es ein Vergehen, unbewaffnet zu sein.«
    »Ich würde ja lieber alle unsere Waffen mitnehmen, mich wieder in die Berge schleichen und versuchen, nach Süden durchzukommen, Sahib.«
    »Wenn es jetzt nicht klappt, werden wir das sowieso tun müssen, aber es ist ein gewagtes Unternehmen«, erwiderte Ross. »Diese Jäger sind immer noch auf der Suche nach uns und werden nicht aufgeben, bis sie uns erwischt haben. Vergiß nicht: wir haben es gerade noch hierher geschafft. Unsere Kleidung hat uns gerettet.« Nach

Weitere Kostenlose Bücher