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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ins Bett, Erikki«, sagte Azadeh. »Es ist sehr kalt, nicht wahr?« Er nickte. Als sie beide wieder unter der großen Decke lagen, schmiegte sie sich an ihn an. »Wie seltsam, ihm so unvermutet zu begegnen. John Ross! Auf der Straße hätte ich ihn bestimmt nicht wiedererkannt. Ach, es ist ja schon so lange her, ich hatte ihn ganz vergessen. Ich bin so froh, daß du mich geheiratet hast, Erikki!« Ihre Stimme klang ruhig und liebevoll. Sie zweifelte nicht daran, daß er im Geiste ihren verlorengeglaubten Geliebten zu Staub zermalmte. »Ich fühle mich so sicher bei dir. Hätte ich dich nicht an meiner Seite gewußt, ich wäre vor Angst gestorben.« Sie sagte es, als ob sie eine Antwort erwartete. Aber ich erwarte keine, mein Liebster, dachte sie zufrieden und seufzte. O blauäugiger Johnny, dachte sie, welche Ekstase habe ich in deinen Armen erlebt – sogar das erste Mal, als es doch hätte weh tun sollen. Aber es hat nicht wehgetan.
    Er hörte sie seufzen und fragte sich, was dies wohl bedeutete. Er fühlte ihre Wärme und verabscheute die Wut, die in ihm aufstieg. Seufzt sie, weil es ihr leid tut, daß sie ihren früheren Liebhaber angelächelt hat? Oder ist sie böse auf mich – sie muß meine Eifersucht gespürt haben. Oder ist sie traurig, weil ich meinen Eid vergessen habe? Haßt sie mich, weil ich diesen Mann hasse? Es war nun viel wärmer unter der Decke. Ihre Hand glitt über seine Lenden. Sie spürte, wie er sich ein wenig erregte, und sie verbarg ihr Lächeln, weil sie wußte, daß ihre Wärme sich ihm jetzt mitteilte. Es wäre so leicht, ihn noch mehr zu erregen. Aber unklug. Sehr unklug. Denn er würde sie nehmen und dabei an Johnny denken. Würde sie nur nehmen, um Johnny eins auszuwischen. Möglicherweise würde er glauben, daß sie sich ihm hingab, weil sie sich schuldig fühlte und diese Schuld ausgleichen wollte. O nein, mein Lieber, ich bin kein Kind mehr! Der Schuldige bist du, nicht ich. »Ich liebe dich, Erikki«, sagte sie und küßte das Bettuch, das seine Brust bedeckte. Dann wandte sie ihm den Rücken zu, schmiegte sich an und schlief lächelnd ein.

35
    Luftwaffenbasis Kowiss: 8 Uhr 11. Freddy Ayre ballte die Fäuste. »Zum Teufel, nein! Sie haben McIvers Anweisungen gehört: Wenn Starke nicht bis Tagesanbruch zurück ist, steigt kein Heli auf. Wir haben jetzt 8 Uhr 11, und Starke ist noch nicht zurück. Also …«
    »Sie werden meiner Anweisung nachkommen!« schrie ihn Esvandiari, der Manager der IranOil an, und seine Stimme hallte über den ganzen Stützpunkt. »Ich habe Ihnen befohlen, entsprechend dem Guerney-Vertrag ein Schlammbecken und Saugtrichter nach Bohrturm 6 …«
    »Solange Captain Starke nicht zurück ist, wird nicht geflogen«, knurrte Ayre. Sie befanden sich bei den drei 212, die Esvandiari für die heutigen Operationen eingeteilt hatte; die drei Piloten warteten seit Tagesanbruch, während die übrigen Ausländer mehr oder weniger nervös und zornig zusahen. Um sie herum stand ein Haufen feindseliger hezbollahis sowie Bedienungspersonal, das soeben mit Esvandiari gekommen war. Neben den Hubschraubern hockten vier von Oberst Zatakis Männern, die sich jedoch nicht gerührt hatten, seitdem der Streit ausgebrochen war. Sie beobachteten aufmerksam das Geschehen.
    »Es wird nicht geflogen!« wiederholte Ayre.
    Wütend schrie Esvandiari auf Persisch: »Diese Fremden weigern sich, die legitimen Anweisungen der IranOil zu befolgen.« Ärgerliches Murren ging durch die Reihen seiner Anhänger, Gewehrläufe richteten sich auf die Ausländer, und der Manager deutete mit dem Zeigefinger auf Ayre: »Ein Exempel muß statuiert werden!«
    Ohne Warnung traf Ayre ein Gewehrkolben ins Kreuz, grobe Hände packten ihn, und es setzte Prügel. Sandor Petrofi, einer der Piloten, stürzte herbei, um einzugreifen, wurde aber zurückgestoßen und mit Schlägen zu den anderen getrieben, die, von den Waffen bedroht, hilflos zusehen mußten.
    »Aufhören!« schrie Pop Kelly, der großgewachsene Captain mit kalkweißem Gesicht. »Laßt ihn zufrieden! Wir fliegen!«
    »Gut.« Esvandiari befahl seinen Männern aufzuhören. Sie rissen Ayre hoch. »Also los!« Nachdem die Maschinen aufgestiegen waren, entließ er die Ausländer mit groben Worten: »Gegen den islamischen Staat wird kein Widerstand mehr geleistet. Alle Anweisungen der IranOil sind unverzüglich zu befolgen!« Esvandiari war zufrieden mit sich. Er hatte die Meuterei niedergeschlagen, wie er es dem Kommandanten versprochen hatte. Er

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