Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
daß ich einmal, vor langer, langer Zeit … noch nicht erwachsen war. Du mußt mir schwören, daß du als Mann und Ehemann glücklich mit mir sein kannst – auch wenn wir ihm einmal begegnen sollten. Ich werde mich freuen, ihn zu sehen, werde ihm zulächeln, aber meine Seele wird dir gehören, mein Körper, mein Leben und alles, was ich bin und habe, wird dir gehören …«
    Er hatte es geschworen. Er war ein moderner, verständnisvoller Mensch, es hatte ihm überhaupt nichts ausgemacht. Und hier stand nun der Mann, gesund, jung und kräftig, paßte von seiner Größe und vom Alter her viel besser zu ihr als er. Unsinnige, gewaltige Eifersucht drohte ihn zu zerreißen.
    Ross bemühte sich, trotz ihrer Gegenwart einen klaren Kopf zu behalten. Er richtete seinen Blick auf Erikki und konnte deutlich in seinen Augen lesen. »Vor langer Zeit lernte ich Ihre Frau in der Schweiz kennen … Sie besuchte dort eine Schule.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Erikki. »Azadeh hat mir von Ihnen erzählt. Ich bin … ich bin … es ist wirklich ein unerwartetes Zusammentreffen für uns alle.« Er stieg aus dem Bett und blieb vor Ross stehen. »Also. Noch einmal. Vielen Dank für die Warnung.«
    »Sie sagten, man würde Sie zwingen, für die Russen zu fliegen?«
    »Azadeh bürgt als Geisel für mein gutes Benehmen«, antwortete Erikki nüchtern.
    Ross nickte nachdenklich. »Wenn Sie den Khan gegen sich haben, können Sie wirklich nicht viel tun. So eine Scheiße! Ich dachte, daß Sie, weil Sie doch auch bedroht sind, ebenfalls zu flüchten versuchen und uns in Ihrem Hubschrauber mitnehmen würden.«
    »Das würde ich auch tun, wenn ich könnte … selbstverständlich. Aber wenn ich fliege, sind immer zwanzig Wächter dabei, und Azadeh … meine Frau und ich werden die ganze Zeit streng bewacht, wenn wir hier sind. Da ist noch ein Russe, ein gewisser Cimtarga, der folgt mir wie ein Schatten, und Abdullah Khan ist … er paßt genau auf.« Er hatte noch nicht entschieden, was er mit diesem Ross machen sollte. Er warf einen Blick auf Azadeh und sah, daß ihr Lächeln aufrichtig war, und daß ihr dieser Mann jetzt nicht mehr bedeutete als ein alter Freund. Er zwang sich, ihr zuzulächeln. »Wir müssen vorsichtig sein, Azadeh.«
    »Sehr vorsichtig.« Sie hatte das Spannen des Muskels unter seiner Hand gefühlt, als er ›den blauäugigen Johnny‹ gesagt hatte, und wußte, daß nur sie allein diese zusätzliche Gefahr bannen konnte. Gleichzeitig freute sie sich über die Eifersucht, die Erikki um jeden Preis vor ihr zu verbergen suchte, aber auch über die offene Bewunderung ihres verloren geglaubten Liebhabers. O ja, dachte sie, Johnny mit den blauen Augen, du bist schöner als je zuvor, attraktiver als je zuvor – aufregender mit deinem kookri, deinem unrasierten Gesicht und deinen schmutzigen Kleidern – wie war es nur möglich, daß ich dich nicht wiedererkannt habe? »Als ich eben jetzt diesen Mann verbesserte – Pjotr statt Patar –, hatte das eine Bedeutung für dich? Welche?«
    »Es war eine verschlüsselte Botschaft, die ich dem Khan überbringen mußte«, antwortete Ross. Schmerzlich war er sich der Tatsache bewußt, daß sie ihn immer noch bezauberte. Dann wiederholte er die Botschaft.
    »Verstehst du das, Erikki?« fragte sie.
    »Ja«, antwortete er zerstreut, »nur das mit den Kordeln …«
    »Vielleicht ist die Botschaft so zu deuten«, sagte sie aufgeregt. »Sag Abdullah Khan, daß Pjotr Mzytryk vom KGB es auf ihn abgesehen hat, daß Mzytryks Sohn – auch er vermutlich vom KGB – noch schlimmer ist als sein Vater. Der Sohn spielt mit Kordeln – das könnte heißen, daß der Sohn sich mit den Kurden eingelassen und seine Hände im Spiel hat bei dem Aufstand, der Abdullah Khans Machtposition in Aserbeidschan bedroht – und daß sich Pjotr Mzytryk einer Medusa bedienen wird, um den Gorgon zu fangen.« Sie überlegte kurz. »Könnte auch das ein Wortspiel sein? Könnte mit ›Medusa‹ eine böse Frau gemeint sein, die meinen Vater fangen soll?«
    Für Ross war es ein Schock. »Der Khan … o Gott, der Khan ist dein Vater?«
    »Ich fürchte ja. Mein Familienname ist Gorgon, nicht Gorden. In der Schule in Châteaud'Or meinten sie schon am ersten Tag, mit einem Namen wie Gorgon würden mich die Mädchen zu Tode necken. Also wurde ich Azadeh Gordon. Ich hatte nichts dagegen.«
    Erikki brach das Schweigen. »Wenn diese Botschaft auf Wahrheit beruht, wird der Khan diesen Russen auf keinen Fall

Weitere Kostenlose Bücher