Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
uns einen Streich spielen. Hol einen kleinen Fisch, Scrag, und wirf ihn, wenn der Hai vorbeikommt, genau dorthin, wo der Köder liegt.«
    Scragger entschied sich für einen Klippenbarsch. Der Fisch fiel eineinhalb Meter vor dem Hai ins Wasser und flüchtete sofort auf den sandigen Grund, aber der Hai achtete weder auf ihn noch auf den Seebarsch und setzte seinen Weg fort. »Laß den Köder, wo er ist«, rief Scragger. »Der Kerl muß doch schließlich eine Nase haben!«
    Jetzt konnten sie die gelben Augen sehen und die drei kleinen Lotsenfische über seinem Kopf, das riesige Maul und die rauhe Haut. Sie konnten die Kraft der großen Schwanzflosse ahnen. Der Hai zog jetzt seine Kreise ein wenig enger.
    »Der Hundesohn beobachtet uns, Scrag«, sagte Willi beunruhigt. Scragger runzelte die Stirn; auch er empfand ein Unbehagen. Er warf einen Blick auf das Schlauchboot. Keine Waffe, die ihnen hätte helfen können, nur ein kleines feststehendes Messer in seiner Scheide, ein Dreizack aus Aluminium und ein Paar Ruder. Trotzdem zog er das Dingi näher, kniete nieder und griff nach dem Messer und dem Dreizack. Ich wünschte, ich hätte ein Gewehr, dachte er.
    Ein Aufschrei Willis ließ ihn zurückspringen. Er hatte gerade noch Zeit zu sehen, wie der Hai auf ihn zuschoß. Der große Kopf war jetzt über der Wasseroberfläche. Mit weitaufgerissenem Maul schmetterte der Fisch gegen das Schlauchboot, krachte gegen die Ölfässer und verschwand wieder.
    »Sieh doch!« schrie Willi und deutete aufs Wasser. Der Hai jagte auf den Köder zu, nahm ihn mit dem Angelhaken ins Maul und schwamm davon. Die Angelschnur schwirrte von der Rolle. Willi hielt den Atem an. Mit beiden Händen die Rute umklammernd, spießte er den Hai mit einem Ruck auf den Haken. »Ich habe ihn!« brüllte er und hielt dem Zug stand.
    »Beinahe hätte mich der Bastard erwischt«, sagte Scragger und starrte mit klopfendem Herzen auf die straffe Schnur. »Laß den Kerl nicht aus!«
    Willi erhöhte die Spannung und fing an zu kämpfen.
    »Paß auf, Willi! Er wird kehrtmachen und wieder auf uns zu schießen.« Doch das tat der Hai nicht: Das Wasser aufwühlend, sich herumwälzend und drehend, kämpfte er verbissen gegen Schnur und Haken, aber der Haken hielt, und die Schnur war stark genug. Minuten vergingen. Es kostete übermenschliche Kraft, ohne Gurtwerk, ohne Stuhl und ohne sich mit den Beinen abstützen zu können, gegen einen solchen Fisch zu kämpfen. Aber Willi hielt durch. Abrupt gab der Hai den Kampf auf und begann abermals zu kreisen. Diesmal langsamer. Willi fühlte in Rücken und Händen die Schmerzen, aber der Kampf belebte ihn.
    Der Hai wirbelte herum und kam auf sie zu. Hastig wand Willi die Schnur auf, um zu vermeiden, daß der Hai umkehrte und die lose Schnur kappte. Doch der Riesenfisch sauste unter dem Floß durch. Wie durch ein Wunder verwickelte sich die Schnur nicht, und als der Hai auf der anderen Seite wieder herauskam und in tieferes Wasser entkommen wollte, ließ Willi die Schnur nach und stellte erst allmählich wieder die Spannung her. Noch einmal versuchte der Hai in einem Wutanfall den Haken loszuwerden, und noch einmal hielt Willi ihn fest, doch seine Muskeln wurden schwächer. Er wußte, daß er ihn nicht mehr lange halten konnte, und stieß im stillen eine Verwünschung aus.
    »Pack mal mit an, Scrag!«
    »Okay, Kumpel.«
    Zusammen umklammerten sie nun die Angelschnur. Der Hai wurde langsamer. »Er wird müde, Willi.« Zoll um Zoll zogen sie ihn näher heran. 30 Meter war er jetzt vom Floß entfernt, und er schien gerade noch voranzukommen; seine große Schwanzflosse wogte hin und her. Fast sah es so aus, als suhle er sich im Wasser. Um zu atmen, muß ein Hai sich vorwärtsbewegen; tut er das nicht, ertrinkt er.
    Geduldig kämpften die Männer. Jetzt konnten sie ihn in seiner ganzen Länge sehen, die gelben Augen, das fest geschlossene Maul, die Lotsenfische. 25 Meter, 20, 18, 15 …
    Dann geschah es. Der Hai erwachte zu neuem Leben und schoß mit unglaublicher Geschwindigkeit 50 Meter ins Meer hinaus. Die Schnur sauste von der Rolle. Irgendwie gelang es Willi, sie wieder zu straffen, er zwang den Fisch wieder zu kreisen, aber es war ihm nicht möglich, ihn wieder näher heranzuziehen. Noch eine Umkreisung. Ein paar Zoll näher, doch dann schwankten beide Männer und wären beinahe vom Floß gefallen, als die Schnur nach einem Ruck plötzlich erschlaffte.
    »Wir haben ihn verloren!«
    Keuchend sahen sie sich um. Sie konnten ihre

Weitere Kostenlose Bücher