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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geschehen war, nachdem das Komitee Nitchak Khan zum Tode verurteilt hatte. »Kaum hatten sie Nitchak Khan abgeführt, verließ ich das Schulhaus durch das Hinterfenster und schlich mich in den Wald. Ein paar Minuten später hörte ich eine wilde Schießerei und eilte, so schnell ich konnte, zum Stützpunkt zurück – mit vollen Hosen, wie ich zugeben muß. Nicht lange nach meiner Rückkehr kamen der alte Nitchak Khan, der Mullah und noch ein paar Dorfbewohner hier herauf. Mein Gott, war ich erleichtert! Ich war sicher, daß sie Nitchak Khan und den Mullah erschossen hatten. Vermutlich waren sie ebenso erleichtert. Sie bekamen allesamt Stielaugen, als sie mich sahen. Sie hatten mich auch für tot gehalten.«
    »Wieso?«
    »Nitchak erzählte, daß das Komitee, bevor es geschlossen abfuhr, das Schulhaus niederbrannte – in der Annahme, daß ich noch drinnen sei. Sie hätten auch wiederholt, daß alle Fremden bis zum nächsten Abend das Zagros-Gebirge zu verlassen hatten – vor allem wir mit unseren Helis.«
    Die Nachmittagssonne verschwand hinter den Wolken. Es war noch genügend hell, aber die Sonne wärmte nicht mehr.
    Kurz bevor er mit Almqvist zum Bohrturm Rosa abgeflogen war und man nicht fürchten mußte, belauscht zu werden, hatte Scot ihm berichtet, was wirklich geschehen war. »Ich habe alles gesehen, Tom. Ich bin nicht in den Wald gelaufen, wie ich gesagt habe. Ich habe alles durch das Fenster mitangesehen. Es ging so schnell. Mein Gott, du hättest Nitchaks Frau mit dem Gewehr sehen sollen! Eine Tigerin! Sie schoß einen hezbollahi in den Bauch, ließ ihn eine Weile brüllen und … gab ihm dann den Gnadenschuß. Ich wette, sie war es auch, die den Anführer erschoß. Noch nie habe ich eine solche Frau gesehen; ich hätte ihr das nie zugetraut.«
    »Was war mit Nasiri?«
    »Nasiri hatte keine Chance. Er wollte weglaufen, und sie erschossen ihn. Sicher nur, weil er alles gesehen hatte und nicht aus dem Dorf war. Als Nitchak dann hierher kam, tat ich, als glaubte ich ihm seine Geschichte, aber ich schwöre dir, Tom, diese Bastarde vom Komitee waren schon tot, bevor ich mich davonmachte. Also muß Nitchak befohlen haben, die Schule anzuzünden.«
    »Das hätte Nitchak Khan nie getan, solange du drinnen warst. Jemand muß dich herauskommen gesehen haben.«
    »Ich kann nur hoffen, daß du dich irrst, denn sonst bin ich eine Gefahr für das ganze Dorf: der einzige Zeuge«, hatte Scot gesagt.
    Nachdem Lochart gelandet war, ging er ins Dorf Yazdik. Er ging allein. Wie ausgemacht, warteten Nitchak Khan und der Mullah im Kaffeehaus auf ihn. Auch einige Dorfbewohner waren gekommen, allerdings keine Frauen. Das Kaffeehaus war ein Ort der Begegnung, eine aus nur einem Raum bestehende Hütte mit einem schräg abfallenden Dach und einem primitiven Schornstein. Die Wände waren aus Baumstämmen und mit Lehm beworfenem Flechtwerk. Grobe Teppiche lagen auf dem Boden als Sitzgelegenheit.
    »Salaam, Kalandar«, sagte Lochart. »Friede sei mit Ihnen!« Er gebrauchte den Ehrentitel, um anzudeuten, daß Nitchak Khan auch über den Stützpunkt gebot.
    »Friede sei mit Ihnen, Kalandar der fliegenden Männer!« gab der Alte höflich zurück. »Setzen Sie sich bequem! War Ihre Reise von Erfolg begleitet?«
    »Wie es Allah gefällt. Ich habe mein Heim und meine Freunde hier in Zagros vermißt. Allah hat Sie mit Segnungen überhäuft.« Lochart setzte sich auf den unbequemen Teppich, tauschte nicht enden wollende Artigkeiten aus und wartete, bis Nitchak Khan ihm erlauben würde, zur Sache zu kommen. Ein ranziger Geruch, vermischt mit Körperausdünstungen, durchzog die Hütte. Es stank nach Ziegen und Schafen.
    »Was bringt Ihre Exzellenz in unser Dorf?« fragte Nitchak Khan, und die Augen der Anwesenden leuchteten erwartungsfroh auf.
    »Mit großer Betroffenheit habe ich gehört, daß Fremde in unser Dorf gekommen sind, welche die Frechheit besaßen, Hand an Sie zu legen.«
    »Wie es Allah gefällt. Die Fremden kamen in unser Dorf, aber sie gingen wieder fort und ließen unser Dorf, wie es immer gewesen ist. Bedauerlicherweise jedoch wird Ihr Lager nicht so bleiben, wie es war.«
    »Aber warum, Kalandar? Wir sind ein Segen für das Dorf gewesen und beschäftigen viele Ihrer Leute.«
    »Es steht mir nicht zu, Entscheidungen unserer Regierung oder eines Komitees unserer Regierung oder gar des Führers unseres Volkes, des Ayatollahs, in Frage zu stellen. Der junge Flieger hat alles gesehen und gehört – mehr ist darüber nicht zu

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